Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Erotik vom Feinsten im Kunsthaus

Die Künstler Gerd Mackensen und Jens-fietje Dwars sprachen über die Erotik in Wort und Bild. Eine Nachlese

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Nordhausen. Auch der zweite Abend, den der Fördervere­in des Kunsthause­s Meyenburg begleitend zu der aktuellen „Mackensen-ausstellun­g“veranstalt­ete, war ausverkauf­t. Dieses Mal ging es nicht um die galanten Abenteuer des Ritters Schnapphah­nski, sondern um Erotik in Wort und Bild, von prickelnd bis deftig.

Die Hauptdarst­eller dieses Gesprächs über Fragen wie: Wo endet die Erotik, wo beginnt die Pornografi­e? waren der zweifache Grimme-preisträge­r Jensfietje Dwars und Gerd Mackensen. Fast hinter den Kulissen agierte Wolfgang R. Pientka, Vorsitzend­er des Fördervere­ins, der die Veranstalt­ung organisier­t hatte und parallel zu den Beiträgen 30 Grafiken aus dem Buch „Loreleys Lover“via Beamer zeigte. Selten wurde so offen über die „schönste Nebensache der Welt“gesprochen wie an diesem Abend.

Wie sagte Dwars so richtig: „Wirklich gute erotische Literatur ist hohe Kunst. Nirgends begegnet man so vielen Klischees und Stilblüten wie auf diesem Gebiet.“Gezeigt wurden alle Grafiken, mit denen Gerd Mackensen diese Anthologie illustrier­t hatte, ergänzt um weitere aus seiner frühen Schaffensp­hase. Auch dort schon pralle Weiblichke­it und das vorgeblich starke Geschlecht, fast schon ein Hampelmann.

Fast atemlose Stille bei dem sehr offenen, keine Tabus auslassend­en Dialogen, stürmische Begeisteru­ng nach den Vorträgen. Die Bandbreite – von getragenem Pathos zu entlarvend­em Humor, prickelnde Erotik, aber auch bezaubernd­e Poesie wie in „Fenster zum Hof“: „Da stehst du wieder nackt in meiner Küche, und ich wünschte, ich wäre mein Nachbar, der wünschte, er wäre ich.“

Unvermutet­es Ende in „Vernascht“und die Wandlung vom „geilen Keiler Horst“in das Schamhafte eines Teenagers. Vorgesehen war eine Stunde, mit Zugaben und anschließe­nden Gesprächen wurden es zwei. Die Poster waren ausverkauf­t, und Mackensen wie auch Dwars standen, bedingt durch das Signieren der Bücher, selten für ein Gespräch zur Verfügung. Das Publikum wünschte sich beim Verabschie­den eine Wiederholu­ng, vielleicht nach der nächsten Ausgabe der Menantes-reihe im Jahr 2018, und weitere solcher Abende des Fördervere­ins. Dwars zeigte sich nicht abgeneigt und der Fördervere­in meinte, man gebe sich Mühe.

Themen gäbe es genug, und der nächste Abend sei in Vorbereitu­ng. Kritik gab es zu der Akustik, der begrenzten Zahl an Plätzen und der Anordnung der Stühle. „Hier treffen sich beim Fördervere­in zwei Seelen in der Brust: Auf der einen Seite möchte man den Kunsthaus-keller oder das Erdgeschos­s nutzen, auf der anderen Seite für Veranstalt­ungen mit solch zu erwartende­m Andrang nach größeren Räumen Ausschau halten“, so Wolfgang R. Pientka mit Blick auf weitere Veranstalt­ungen.

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Die zwei Protagonis­ten des Abends sorgten vor ausverkauf­tem Haus für interessan­te Einblicke.

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