Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
„Die großteils katastrophale Bausubstanz ist herzurichten“
Klaus-dieter Worm, Chef der Kreishandwerkerschaft, kündigt Engagement für die geplante Jugendfachwerkstatt in Bleicherode an
Bleicherode. Mit rund fünf Millionen Euro soll es gelingen, den Gebäudekomplex Ecke Hauptstraße/weberstraße gegenüber der St.-marien-kirche zu einer Jugendfachwerkstatt zu entwickeln. Die Stadt müht sich, damit Iba-projektpartner zu werden. Mit im Boot sind auch die Stiftung Trias, die Arbeitsgemeinschaft Deutsche Fachwerkstädte und das Jugendsozialwerk. Nicht zuletzt will sich die Kreishandwerkerschaft Nordthüringen einbringen. Wir sprachen mit Hauptgeschäftsführer Klaus-dieter Worm darüber.
Bleicherode wirbt um die Kreishandwerkerschaft als Partner für die geplante Jugendfachwerkstatt.
Auf welche Resonanz stößt Bürgermeister Frank Rostek bei Ihnen?
Ich sehe das Vorhaben positiv. Das ist ein Projekt, das Menschen vereint, um etwas für die Stadt zu bewegen, um ein Quartier zu restaurieren. Die in großen Teilen katastrophale Bausubstanz der Bleicheröder Altstadt muss hergerichtet werden, damit man wieder von einer Attraktion an der Fachwerkstraße sprechen kann.
Wie würde sich die Kreishandwerkerschaft einbringen?
Einige unserer Ausbilder, die sonst in Bildungsmaßnahmen tätig sind, könnten als Anleiter fungieren. Im Sinne der guten Sache würden wir diese über einen gewissen Zeitraum dem Projekt zur Verfügung stellen, kostenfrei natürlich.
Als Anleiter für wen?
Anleiten könnten diese Fachleute zum Beispiel Schüler, die im Rahmen einer Sommerwerkstatt oder eines Praktikas mitanpacken. Sie müssen ja nicht gleich eine Fachwerkwand hinstellen, könnten aber zum Beispiel das Gelände aufräumen, bei einfachen Bauarbeiten mithelfen. Vielleicht begeistern sie sich so fürs Handwerk – und wir bekämen zusätzliche Lehrlinge für die Handwerksbetriebe.
Gut vorstellen kann ich mir auch, dass Senioren motiviert werden mitzumachen – ähnlich wie beim Park Hohenrode in Nordhausen. Dort fungierten unsere Leute als Anleiter, leisteten nötige Vorarbeiten, etwa am Kutscherhaus. Nicht zuletzt könnte man Handwerksgesellen auf der Walz für die Fachwerkstatt gewinnen. Warum sollte nicht eine Truppe von Zimmerern, Tischlern oder Maurern über eine gewisse Zeit mitanpacken? Positive Beispiele dafür gibt es in Deutschland. Ich denke da zum Beispiel an den Aufbau der neuen Fachwerkscheune in der fränkischen Schweiz, an einen Eiskeller im Dorf Seewald in Mecklenburg.
Für Bleicherode ist angedacht, dass junge Leute mit vielleicht nicht den besten Schulnoten in der Werkstatt ihre Ausbildung machen können – was Bleicherode ein Stück schmucke Altstadt zurückbrächte, den jungen Leuten einen Abschluss. Wie bewerten Sie das, immerhin buhlt das Handwerk doch schon jetzt um die Lehrlinge, kann nicht mehr jede Azubistelle besetzt werden… Im Rahmen der überbetrieblichen Ausbildung bei einem Bildungsträger ist das durchaus vorstellbar, als Sonderprojekt mit dem Jobcenter. Es gibt die Menschen in einem Tief, die nur so in Ausbildung finden. Und für sie kann die Werkstatt beim Bildungsträger noch so gut sein: Entscheidend für ihre Motivation, ihr Selbstvertrauen ist, dass ihre Arbeit Anerkennung findet. Da ist so ein Projekt mitten in der Stadt mit einem realen und für alle erkennbaren Nutzen das Beste. Ich habe schon manch einen kennengelernt, dem ich erst keinen Fünf-euro-schein gegeben hätte, heute aber Haus und Hof anvertrauen würde. Stehen solche Leute wieder in Lohn und Brot, entlastet das nicht zuletzt die Sozialkassen.