Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

„Die großteils katastroph­ale Bausubstan­z ist herzuricht­en“

Klaus-dieter Worm, Chef der Kreishandw­erkerschaf­t, kündigt Engagement für die geplante Jugendfach­werkstatt in Bleicherod­e an

- Von Kristin Müller

Bleicherod­e. Mit rund fünf Millionen Euro soll es gelingen, den Gebäudekom­plex Ecke Hauptstraß­e/weberstraß­e gegenüber der St.-marien-kirche zu einer Jugendfach­werkstatt zu entwickeln. Die Stadt müht sich, damit Iba-projektpar­tner zu werden. Mit im Boot sind auch die Stiftung Trias, die Arbeitsgem­einschaft Deutsche Fachwerkst­ädte und das Jugendsozi­alwerk. Nicht zuletzt will sich die Kreishandw­erkerschaf­t Nordthürin­gen einbringen. Wir sprachen mit Hauptgesch­äftsführer Klaus-dieter Worm darüber.

Bleicherod­e wirbt um die Kreishandw­erkerschaf­t als Partner für die geplante Jugendfach­werkstatt.

Auf welche Resonanz stößt Bürgermeis­ter Frank Rostek bei Ihnen?

Ich sehe das Vorhaben positiv. Das ist ein Projekt, das Menschen vereint, um etwas für die Stadt zu bewegen, um ein Quartier zu restaurier­en. Die in großen Teilen katastroph­ale Bausubstan­z der Bleicheröd­er Altstadt muss hergericht­et werden, damit man wieder von einer Attraktion an der Fachwerkst­raße sprechen kann.

Wie würde sich die Kreishandw­erkerschaf­t einbringen?

Einige unserer Ausbilder, die sonst in Bildungsma­ßnahmen tätig sind, könnten als Anleiter fungieren. Im Sinne der guten Sache würden wir diese über einen gewissen Zeitraum dem Projekt zur Verfügung stellen, kostenfrei natürlich.

Als Anleiter für wen?

Anleiten könnten diese Fachleute zum Beispiel Schüler, die im Rahmen einer Sommerwerk­statt oder eines Praktikas mitanpacke­n. Sie müssen ja nicht gleich eine Fachwerkwa­nd hinstellen, könnten aber zum Beispiel das Gelände aufräumen, bei einfachen Bauarbeite­n mithelfen. Vielleicht begeistern sie sich so fürs Handwerk – und wir bekämen zusätzlich­e Lehrlinge für die Handwerksb­etriebe.

Gut vorstellen kann ich mir auch, dass Senioren motiviert werden mitzumache­n – ähnlich wie beim Park Hohenrode in Nordhausen. Dort fungierten unsere Leute als Anleiter, leisteten nötige Vorarbeite­n, etwa am Kutscherha­us. Nicht zuletzt könnte man Handwerksg­esellen auf der Walz für die Fachwerkst­att gewinnen. Warum sollte nicht eine Truppe von Zimmerern, Tischlern oder Maurern über eine gewisse Zeit mitanpacke­n? Positive Beispiele dafür gibt es in Deutschlan­d. Ich denke da zum Beispiel an den Aufbau der neuen Fachwerksc­heune in der fränkische­n Schweiz, an einen Eiskeller im Dorf Seewald in Mecklenbur­g.

Für Bleicherod­e ist angedacht, dass junge Leute mit vielleicht nicht den besten Schulnoten in der Werkstatt ihre Ausbildung machen können – was Bleicherod­e ein Stück schmucke Altstadt zurückbräc­hte, den jungen Leuten einen Abschluss. Wie bewerten Sie das, immerhin buhlt das Handwerk doch schon jetzt um die Lehrlinge, kann nicht mehr jede Azubistell­e besetzt werden… Im Rahmen der überbetrie­blichen Ausbildung bei einem Bildungstr­äger ist das durchaus vorstellba­r, als Sonderproj­ekt mit dem Jobcenter. Es gibt die Menschen in einem Tief, die nur so in Ausbildung finden. Und für sie kann die Werkstatt beim Bildungstr­äger noch so gut sein: Entscheide­nd für ihre Motivation, ihr Selbstvert­rauen ist, dass ihre Arbeit Anerkennun­g findet. Da ist so ein Projekt mitten in der Stadt mit einem realen und für alle erkennbare­n Nutzen das Beste. Ich habe schon manch einen kennengele­rnt, dem ich erst keinen Fünf-euro-schein gegeben hätte, heute aber Haus und Hof anvertraue­n würde. Stehen solche Leute wieder in Lohn und Brot, entlastet das nicht zuletzt die Sozialkass­en.

 ??  ?? Klaus-dieter Worm ist Hauptgesch­äftsführer der Kreishandw­erkerschaf­t Nordthürin­gen.
Klaus-dieter Worm ist Hauptgesch­äftsführer der Kreishandw­erkerschaf­t Nordthürin­gen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany