Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Im Rausch des Süßen
Antonia Pfaff
Das kleine Süße schwebt über allem. Unvorstellbar! Und auch kaum zu glauben. Denn jeder Deutsche, auch jeder Thüringer, nimmt gerade mal 32 Kilogramm Zucker pro Jahr zu sich. Das ist doch nun wirklich nicht viel. Und deshalb auch nicht besorgniserregend. Bei manch einem ist das auch nur die Hälfte oder ein Drittel des eigenen Körpergewichtes. Aber was soll’s, kein Grund zur Sorge.
Das kristalline Lebensmittel hat schon seine Berechtigung. Wenn es wirklich so schädlich wäre, würden die Rüben doch erst gar nicht angebaut werden. Und giftig ist der feine Süßstoff auch nicht. Folglich kann es absolut keine negativen gesundheitlichen Konsequenzen geben. Und was soll denn auch schon groß passieren? Maximal schlechte Zähne, Übergewicht und Diabetes. Die entsprechenden Ärzte werden das entstandene Drama schon richten. Und Verständnis für die Situation sollten sie aber bitte auch aufbringen. Denn der arme Konsument ist schließlich dieser süßen Schlacht in allen Lebensmitteln schutzlos ausgeliefert.
Ob es einen Ausweg gibt? Natürlich nicht! Also bleibt es dabei: lieber schön süß und ungesund, als natürlich im Geschmack. Das ist schon richtig so. Ansonsten wären die Geschmacksnerven auch völlig unterfordert. Ach ja und am Ende wäre die eigene Ernährung noch gesund. Das wäre nun wirklich fatal und total Mainstream. Also versüßen wir uns nicht nur den Alltag, sondern die Speisen gleich mit. Lasst deshalb das kristalline Lebensmittel nicht nur schweben, sondern auch in die Speisen und Getränke rieseln. Süß soll es ja sein.