Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Reden auf der Wartburg
Karsten Jauch
Welchen Eindruck unser schönes Land auf Diplomaten macht, das war am Mittwoch in der niederländischen Botschaft zu hören. Botschafterin Monique van Daalen gab einen Empfang zur Beendigung ihrer Amtszeit in Deutschland. Natürlich wird bei einer derartigen Gelegenheit Rückschau gehalten. Am Anfang sei sie irritiert gewesen von der Ernsthaftigkeit in Deutschland – „diese Seriosität, ständig und überall“. Doch Landschaft und Geschichte haben sie sehr beeindruckt.
Beim Besuch von König Willem-alexander in Thüringen, den sie als Botschafterin natürlich begleitete, habe sie sich davon überzeugen können. Besonders in Erinnerung geblieben sei ihr ein „Themenabend auf der Wartburg“. Das war Anfang Februar. Im nebligen Eisenach hatte der Monarch mit Königin Máxima seinen diesjährigen Deutschlandbesuch begonnen. Nach dem Rundgang durch die Burg gab es im Hotel ein Abendessen mit Vorträgen zum Reformationsjubiläum. „Ich erinnere mich an erlesene Redebeiträge“, sagte jetzt Botschafterin Monique van Daalen. Das ist ein schönes Lob – vor allem vor dem Hintergrund der Nationalausstellung „Luther und die Deutschen“, die nächste Woche auf der Wartburg eröffnet wird. Gezeigt wird dort das Spottbild „Luther in der Hölle“, das der Maler Egbert II. van Heemskerck – Exil-holländer in London und Anhänger des abgesetzten katholischen Königs Jacob II. – um 1700 gemalt hat: ein riesiges Fischmaul verschlingt den Reformator. So hat die Gegenreformation unseren Martin Luther gesehen. Teuflische Kreaturen wie bei Hieronymus Bosch.
Andererseits besteht die Hoffnung, dass der Thüringer Weltruhm noch vergrößert wird. Denn Botschafterin Monique van Daalen wechselt von Berlin nach Genf, zu den Vereinten Nationen.
Neue Schau auf der Wilhelmsburg
Schmalkalden. Der Schmalkaldische Bund steht im Mittelpunkt einer neuen Dauerausstellung zur Reformation, die am morgigen Samstag in Schloss Wilhelmsburg der südthüringischen Stadt eröffnet wird.
1530/31 gründeten hier protestantische Städte und Fürstentümer das Schutzbündnis gegen den katholischen Kaiser Karl V., wie Museumsdirektor Kai Lehmann am Donnerstag sagte. „Es war der eigentliche Beginn der Glaubensspaltung in Europa.“Wenige Jahre, nachdem Luther 1517 seine 95 Thesen veröffentlicht hatte, sei das Bündnis – „der politische Arm der Reformation“– schon so stark gewesen, dass es der Kaiser nicht mehr einfach hinwegfegen konnte, sagte der Museumsdirektor weiter. (dpa)