Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Rehunger fühlen sich verschaukelt
Angekündigte Sanierung der Landesstraße nach Sollstedt wird immer wieder verschoben. Der neue Termin lautet 2020
Rehungen. Ortsbürgermeister Detlef Schacht (pl) ist jetzt der Kragen geplatzt. Er hat einen zornigen Brief an die drei Südharzer Landtagsabgeordneten geschrieben mit der Bitte, ihm zu helfen. Grund für Schachts Ärger ist der miserable Zustand der Landesstraße 2049 zwischen Sollstedt und Deuna. Vor allem die etwa drei Kilometer lange Strecke zwischen dem Ortsausgang von Sollstedt und dem Ortseingang von Rehungen ist so stark geschädigt, dass ein Tempolimit von 50 km/h verhängt werden musste.
Schacht bezieht sich auf ein Antwortschreiben von Infrastrukturministerin Birgit Keller (Linke) aus dem Januar 2017. An diese hatte sich Schacht mit seinem Problem als Erstes gewandt. „Das Antwortschreiben erschien mir allerdings mit wenig Sach- und Fachverstand formuliert“, sagt Schacht.
„Bei der L 2049 handelt es sich um eine der Landesstraßen, die künftig abzustufen sind, da sie nicht die Verkehrsbedeutung einer Landesstraße haben“, heißt es in dem Schreiben. Dafür spreche auch die geringe Verkehrsmenge von 800 bis 900 Pkw am Tag.
„Diese Aussage ist doch der Tatsache geschuldet, dass der Zustand immer schlechter wird und durch jede Ausbesserung immer mehr stoßdämpferfeindliche Erschütterungen entstehen“, gibt Schacht zu bedenken. Viele Einwohner aus Sollstedt, die zur Arbeit nach Deuna oder zum Einkaufen nach Mühlhausen fahren, nehmen lieber den zwölf Kilometer langen Umweg über Breitenworbis in Kauf, argumentiert der Bürgermeister.
Vom Land seien in den vergangenen Jahren erhebliche Mittel in den Erhalt und die Instandsetzung Detlef Schacht, Ortsbürgermeister von Rehungen
der Straße investiert worden, berichtet das Infrastrukturministerium. „Die Instandsetzung der außerörtlichen Strecke auf einer Länge von 7,8 Kilometer wird auf Kosten in Höhe von 1,9 Millionen Euro geschätzt“, heißt es weiter. Eine kurzfristige Lösung noch in diesem Jahr sei nicht möglich, da die finanziellen Mittel für andere vordringliche Bauprojekte vorgesehen seien. Ein längerfristiger Termin könne nicht benannt werden, da die Finanzausstattung
im Straßenbauhaushalt des Landes für die Folgejahre noch nicht bekannt sei.
Die Nachfrage beim Nordthüringer Straßenbauamt ergab, dass mit einer Sanierung der L 2049 aufgrund fehlender Mittel nicht vor dem Jahr 2020 zu rechnen ist. „Wir sind dabei, einen Landesstraßenbedarfsplan zu erstellen. Liegt dieser vor, wird neu über die Sanierung entschieden. Es gibt natürlich noch andere Straßen, die in einem schlechten Zustand sind“, sagt Winfried Ludolph, Chefplaner im Straßenbauamt. Immerhin habe man die Ortsdurchfahrt in Rehungen und zwei Brückenbauwerke auf der Strecke nach Sollstedt saniert.
„In Anbetracht dieser Terminaussage fühlen sich die Rehunger Bürger und ich nun schon mehr als zehn Jahre von der Politik verschaukelt“, ärgert sich Schacht. Denn schon 2005 habe das Straßenbauamt das Jahr 2007 als Sanierungstermin in Aussicht gestellt. Dieser Termin sei aber immer wieder verschoben worden. „Wie soll ich unseren Bürgern eine plausible Erklärung liefern, wenn in der Zeitung von 300 Millionen Euro die Rede ist, die für den Straßenbau zur Verfügung stehen?“, fragt der Ortsbürgermeister.
„Viele Sollstedter nehmen lieber den 12 Kilometer längeren Umweg über Breitenworbis in Kauf.“