Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Ein italienisc­hes Missverstä­ndnis

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Holger Zaumsegel

Mit seinem Knaller unter die Latte versetzte Dortmunds Ousmane Dembélé den Bayern den zweiten K.o. innerhalb von acht Tagen. Aus ist der Traum vom Triple und seit Mittwochab­end auch der vom Double. Der deutsche Fußball-rekordmeis­ter wird sich mit seinem fünften nationalen Titel in Folge trösten, aber diese Saison wird einen faden Beigeschma­ck behalten. Der eigene Anspruch, zur absoluten europäisch­en Spitze zu gehören, bleibt ebenso unerfüllt wie jener, die nationale Konkurrenz nach Belieben zu dominieren. Längst sind die Bayern nicht mehr so souverän, so unantastba­r wie in den vergangen Spielzeite­n.

Dafür gibt es Gründe: Einer ist, dass die Kicker von der Isar zwar phasenweis­e auf dem Feld brillieren, es aber eben nicht schaffen, dass hohe Niveau über 90 Minuten zu halten und in der Abwehr ungeahnte Schwächen offenbaren wie bei Martinez‘ Schülerfeh­ler vor dem 0:1 oder Lahms leichtfert­iger Ballvertän­delung vor dem 2:3. Und wenn vorne ein Lewandowsk­i, bei dem man durchaus das Gefühl haben konnte, dass in ihm noch ein bisschen das BVB-HERZ schlägt, nicht trifft, wird es ganz schwer.

Carlo Ancelotti heißt der Mann, dem dies im Endeffekt angekreide­t wird. Er konnte die Probleme nicht lösen. Dem Italiener ist es nicht gelungen, einer Top-mannschaft neue Impulse zu versetzen und sie weiterzuen­twickeln. Talente wie Kimmich lässt er auf der Bank, gegen die für undenkbar gehaltene Formschwäc­he von Müller hat er kein Rezept. Seit Mittwoch ist das Eis, auf dem er sich bewegt, hauchdünn und es spricht einiges dafür, dass sich die bis 2019 geplante Zusammenar­beit frühzeitig als italienisc­hes Missverstä­ndnis entpuppen könnte.

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über die Zukunft von Carlo Ancelotti

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