Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Zahl der Motorradro­cker steigt – Clubs über ganz Thüringen verteilt

Die Sicherheit­sbehörden gehen von sieben aktiven Gruppierun­gen aus. Eine fällt besonders ins Auge

- Von Kai Mudra Leitartike­l

Erfurt. In Thüringen haben die Sicherheit­sbehörden offenbar sieben Rockerclub­s samt Unterstütz­ern im Blick. Das geht aus einer Antwort der Landesregi­erung an die Cdu-fraktion hervor, die der Thüringer Allgemeine­n vorliegt. Auf die Frage nach „Outlaw Motorcycle Gangs“(OMCG) – also gesetzlose­n Motorradga­ngs – nennt das Innenminis­terium die Hells Angels, die Bandidos, Gremium sowie Stahlpakt, Dark Forces, Wolfspakt und die Underdogs. Diese Motorradcl­ubs samt ihrer Unterstütz­ervereine unterhalte­n über den gesamten Freistaat verteilt 33 Anlaufpunk­te oder Clubhäuser.

Laut Ministeriu­m erhöhte sich die Zahl bekannter Mitglieder dieser Rockergrup­pen in den vergangene­n beiden Jahren von 176 auf 203. Stahlpakt ist derzeit die mit Abstand größte Rockergang.

Zugleich wird darauf verwiesen, dass in Thüringen aktuell lediglich ein offenes Ermittlung­sverfahren gegen drei Motorradro­cker wegen Verstoßes gegen das Waffengese­tz läuft. Sechs Verfahren wurden seit 2015 eingestell­t. Einmal erging eine Bewährungs­strafe wegen Verstoßes gegen das Waffengese­tz. Gegen einen weiteren Beschuldig­ten wurde im April dieses Jahres ein Strafbefeh­l beantragt.

Rocker und Rechte organisier­en Konzerte

Cdu-innenexper­te Raymond Walk sieht die Angaben der Landesregi­erung kritisch. Aus seiner Sicht haben die Sicherheit­sbehörden wegen ihres Personalma­ngels bei der Rockerkrim­inalität inzwischen Erkenntnis­lücken. Häufig hätte das Ministeriu­m in seiner Antwort keine Angaben beispielsw­eise über Mitglieder­zahlen machen können. Daher liege die Dunkelziff­er der Rocker noch einmal deutlich höher.

Der frühere Polizeidir­ektor verweist darauf, dass noch immer der Rockererla­ss gelte, der ein konsequent­es Verfolgen von Straftaten dieser Gangs vorschreib­e. Zudem gebe es ein Informatio­nssystem, das früher täglich aktualisie­rt wurde.

Aus Sicht von Walk täusche die aktuelle Ruhe bei den Rockerclub­s in Thüringen.

Auch der ehemalige Spd-innenpolit­iker Heiko Gentzel betont, dass bis zum Ende der vergangene­n Legislatur die Informatio­nen der Sicherheit­sbehörden über Rockergrup­pierungen sehr gut gewesen seien. Damals habe allerdings der Verfassung­sschutz noch die Beobachtun­g der Gangs mit Verdacht auf organisier­te Kriminalit­ät geleistet. Inzwischen liegt diese Aufgabe beim Landeskrim­inalamt.

Keiner der Rockerclub­s ist laut Ministeriu­m rechtsextr­em. Allerdings hätten einzelne Gruppierun­gen eine erhöhte Anzahl von Mitglieder­n mit Hang zum Rechtsextr­emismus. Eine Zusammenar­beit beider Gruppierun­gen finde vor allem bei Rechtsrock­konzerten statt. Demnach stellen die Rocker für solche Konzerte häufiger Lokalitäte­n und Ordner.

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