Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Der Aufsteiger vom Dienst
Heiko Weber gelang mit dem FC Carl Zeiss viermal der Sprung in die nächsthöhere Klasse. Nun verfolgt er die Jenaer Finalspiele gegen Viktoria Köln im Fernsehen
Meuselwitz. Heiko Weber (51) arbeitet heute als Trainer des ZFC Meuselwitz. Wir blicken gemeinsam mit ihm auf vier Aufstiege mit Jena zurück.
Den ersten Jenaer Aufstieg in die 2. Bundesliga hat das Umfeld als Abstieg wahrgenommen. Der FC Carl Zeiss Jena, ewiger Führender der Ddroberliga, also jahrzehntelanger Erstligist, „muss“in die zweite Liga. Sogar das stand bis zuletzt auf des Messers Schneide. Der FC Carl Zeiss reiste am letzten Spieltag zum Tabellenvorletzten FC Energie Cottbus, musste noch auf den sechsten Tabellenplatz klettern. Doch die Jenaer taten sich schwer, erst in der 83. Minute gelang Heiko Peschke der Führungstreffer. Jena war bei gleicher Tordifferenz punktgleich mit dem 1. FC Lok Leipzig. In der 89. Minute traf Heiko Weber zum 2:0 und sicherte somit die zweite Bundesliga. „Das sind die Momente, die am meisten Spaß gemacht haben. Von außerhalb wurde ich mehr darauf angesprochen, als es damals selbst im Verein geschätzt wurde“, sagt Weber rückblickend.
Nach dem ersten Abstieg aus der 2. Bundesliga marschierte der FC Carl Zeiss Jena 1994/95 durch die damals drittklassige Regionalliga Nordost. Am letzten Spieltag treffen die Jenaer als Tabellenführer auf den Zweitplatzierten Sachsen Leipzig. Thomas Vogel und Mark Zimmermann schießen jeweils zwei Tore zum 4:1-Sieg. Mit auf dem Feld steht Weber.
Mit den A-junioren stieg Weber in die Bundesliga auf. Die Jenaer beförderten ihn 2004 zum Cheftrainer. Der FC Carl Zeiss hatte zuvor dreimal den Aufstieg aus der viertklassigen Oberliga verfehlt. „Wir spielten mit einem echten Zehner, einem Zampano, der alle Freiheiten hatte. Torsten Ziegner hat die Mannschaft mitgerissen.“Das Team habe kontinuierlich gut trainiert, alle seien ehrgeizig gewesen und wollten.
„Ich hätte gern damals die Meisterschaft nicht erst einen Spieltag vor Schluss in der Hand gehabt“, sagt Weber im Hinblick auf die Relegation gegen den MSV Neuruppin. Jena gewann auswärts mit 2:0 (Torschützen: Zimmermann und Endres), daheim dank zweier Tore 2:1. „Als Spieler denkt man an seine Karriere, als Trainer freust du dich für den ganzen Verein.“
In der Saison 2005/06 gelingt den Jenaern als Aufsteiger der Durchmarsch in der Regionalliga. „Vielleicht ging es damals zu schnell. Besser wäre es gewesen, im ersten Jahr Fünfter zu werden und im nächsten Jahr aufzusteigen“, sagt Weber rückblickend. „Das Umfeld hatte sich an den schnellen Erfolg gewöhnt. Viele kamen, die mitreden und teilhaben wollten.“
Die Entwicklung nach dem Aufstieg habe ihm gelehrt, dass es schnell wieder andersherum gehen könne. „Damals gab es noch vier Absteiger. Nach den heutigen Regularien wären wir gar nicht im Abstiegskampf gewesen“, sagt Weber, der sechs Spieltage vor Saisonende gehen musste. Unter Frank Neubarth gelang der Klassenerhalt.
Nach vier Jahren hat Jena erstmals die Chance zum Wiederaufstieg. „Die Tagesform entscheidet“, sagt Weber vorm Finale gegen Viktoria. Köln habe zwar eine gute Offensivabteilung. Gleiches gelte aber für Carl Zeiss. Die Aufstiegsspiele am Sonntag und nächsten Donnerstag will er sich im Fernsehen anschauen. Er lobt Mark Zimmermann, dass er eine gute Mannschaft geformt habe. „Das ist ein totaler Gegensatz zum Vorjahr.“