Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
231.000 Jobs von Digitalisierung betroffen
Computergesteuerte Maschinen verändern die Arbeitswelt. Das hat Auswirkungen auf Berufsbilder und Arbeitsplätze
Erfurt. Die digitaler werdende Arbeitswelt hat Auswirkungen auf Zehntausende Jobs in Thüringen. Nach Angaben der Landesarbeitsagentur arbeiten rund im Freistaat 231.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in Jobs, die durch den Einsatz moderner Computertechnologien weitgehend ersetzt werden können. Das sei knapp ein Drittel aller Beschäftigten in sozial- versicherungspflichtigen Jobs, teilte die Arbeitsagentur gestern unter Berufung auf eine Studie des Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung (IAB) in Halle mit. 2015 waren es nur knapp 19 Prozent.
Betroffen sind vor allem Fertigungs-, IT- und Dienstleistungsberufe, aber auch Jobs in der Verkehr- und Logistikbranche. Bundesweit übt nur ein Viertel der Beschäftigten eine Tätigkeit aus, die zu mehr als 70 Prozent von Computern übernommen werden könnten. Der höhere Anteil in Thüringen hänge mit der spezifischen Wirtschaftsstruktur im Land zusammen, so der Studienautor Per Kropp.
Im industriegeprägten Landkreis Sonneberg etwa sei fast jeder zweite Beschäftigte betroffen, in der Stadt Weimar mit einem höheren Anteil Höherqualifizierter in Verwaltung, Lehre und Forschung seien es nur rund 17 Prozent. Komplett von computergesteuerten Maschinen erledigt werden können laut Arbeitsagentur bereits jetzt 10.000 Jobs in Thüringen, das sind 1,3 Prozent der Beschäftigten. Das gilt außer für Produktionsberufe etwa in der Metallund Glasindustrie und Hilfsjobs auf dem Bau auch für Tätigkeiten in der Steuerberatung.
Der Chef der Landesarbeitsagentur, Kay Senius, geht angesichts der technologischen Entwicklung allerdings nicht von Massenentlassungen und steigenden Arbeitslosenzahlen aus. Vielmehr wandelten sich Berufsbilder und deren Inhalte, was von den Beschäftigten mehr Wissen und eine steigende Bereitschaft zur Weiterbildung verlange.
Auf etwa 35.000 Arbeitsplätze in Thüringen hat die Digitalisierung der Studie zufolge keine Auswirkungen, darunter sind Friseure, Maurer, Physiotherapeuten und Erzieher. (dpa)