Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Schule und Kindergarten in Ilfelder Gutshof denkbar
Nordhäuser Architekturbüro Flagmeyer legt Nutzungskonzept vor. Landkreis ist zu Gesprächen bereit
Ilfeld. Viele Monate war es ruhig um den Ilfelder Gutshof geworden. Nun gibt es in Harztor erneut Bemühungen, wieder Leben in diesen zu bringen. Das Nordhäuser Architekturbüro Flagmeyer hat ein Nutzungskonzept erarbeitet, nächste Woche will Bürgermeister Stephan Klante (CDU) dieses im Landratsamt vorstellen.
Denn der Landkreis als Schulträger soll mit ins Boot geholt werden: Angedacht ist ein Umzug der Grundschule samt Turnhalle von der Schröderstraße in das historische Ensemble im Ortskern.
Daneben könnte auf dem Gutshof ein neuer Kindergarten entstehen, andere Räumlichkeiten könnten für Wohnungen – auch barrierefreie – genutzt werden, erklärte Bauausschusschef Hans-jürgen Bednarzik (CDU) am Mittwochabend im Gemeinderat. Eine Sozialstation habe bereits signalisiert, sich dauerhaft einmieten zu wollen. Und ein kleineres Gebäude will die Klosterkammer Hannover selbst als Forstgehöft nutzen.
Letzterer gehört der Gutshof. Vor mehr als einem halben Jahrzehnt hatte sie ihre Idee für ein Privatgymnasium auf dem ehemaligen Gutshofgelände vorge-
Der Gutshof in Ilfeld ist seit vielen Jahren verwaist.
stellt. Nachdem der Landkreis aber klargestellt hatte, am Humboldt-gymnasium in Nordhausen festhalten zu wollen, verabschiedete sie sich bald wieder von ihren Plänen.
Vor etwa einem Jahr kam erneut Schwung in das Thema: Die Klosterkammer beauftragte den Nordhäuser Architekt Michael Flagmeyer zu eruieren, ob es vor Ort Interessen, Ideen und Bedarfe gibt, das Stiftsgut wieder einer Nutzung zuzuführen. „Wir haben aktuell keine konkrete Entwicklung vor Augen, sondern sind für geeignete Impulse
offen“, hatte vorigen Dezember die Sprecherin der Klosterkammer erklärt.
Zu diesem Wort steht man bis heute. Nur gibt sich aktuell die Klosterkammer zurückhaltend. Noch liegen nur erste Ideen vor, noch viele Gespräche stehen bevor, bis es zu einem Baustart kommen könnte.
„Das Entscheidende ist, dass das Projekt von politischer Seite befürwortet wird“, meint Bednarzik. Der Bauausschuss, in dem auch Harztor-bürgermeister Klante und Ilfelds Ortschef Hartmut Sauermann Mitglied sind, befürworte die Idee einhellig. Kindergartenplätze sind nach wie vor knapp in der Gemeinde, in die viele junge Familien gezogen sind. Harztor profitiert auch vom knappen Bauland in Nordhausen.
Der für den Bereich Schulen zuständige Landrats-beigeordnete Stefan Nüßle (CDU) zeigte sich gestern gesprächsbereit. Auch er weiß: Der Plattenbau der Grundschule ist nur teilsaniert, perspektivisch müsste der Plattenbau in Teilen abgerissen werden. Denn maximal zwei Klassen pro Jahrgang lernen hier. Soll es zu einem Umzug in den Gutshof kommen, müssten zuvor allerdings gemeinsam mit der Gemeinde Perspektiven für Schulgebäude und Turnhalle entwickelt werden, betont Nüßle. Denkbar sei möglicherweise der Umbau für Seniorenwohnungen oder auch betreutes Wohnen.
Das Gutshofgelände ist etwa 1,2 Hektar groß, die Gebäude stehen unter Denkmalschutz. Sie alle sollen in das Konzept integriert werden. „Ein Abriss ist nicht vorgesehen“, betont Architekt Michael Flagmeyer. Mit dem Denkmalschutz stehe er seit längerer Zeit schon in enger Verbindung. Einem großräumigen Abriss hatte Thomas Nitz vom Landesamt für Denkmalpflege schon 2014 damit eine Absage erteilt.
Die Scheune hinter der Kirche und der Schafstall an der Gutsstraße wurden Mitte des 18. Jahrhunderts erbaut. Eine zweite Hauptbauzeit im Stiftsgut gab es im 19. Jahrhundert: Das Verwaltergebäude stammt aus dieser Zeit, ebenso drei weitere Gebäude: der frühere Schweinestall auf der Ostseite, der als Wohnhaus errichtete Fachwerkbau Gutsstraße 1 an der B 4 neben der Kirche sowie der Stall zwischen Verwaltergebäude und Haupteingangstor.