Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Krieg ist keine Urkatastrophe
... sondern ein von Menschen verantwortetes Ereignis
Dass der Erste Weltkrieg von Mainstream-historikern und Medien als Urkatastrophe bewertet wird, kann ich so nicht unwidersprochen hinnehmen. Ein Krieg ist kein Naturereignis, in das die Nationen urplötzlich hineinschlittern.
So hatte auch der Erste Weltkrieg eine lange Vorgeschichte, die wesentlich mit der Gründung des Deutschen Reiches 1871 mit Blut und Eisen im Zusammenhang steht. Etwa im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts wurden die politisch-militärischen Bündnisse für den kommenden großen Krieg um die Neuaufteilung der Welt mit ihren jeweiligen strategischen politisch-ökonomischen Zielen geschmiedet. Und geschmiedet wurden auch seitdem die Waf- fen für diesen Krieg, und zwar überall in Europa. Die Stimmung wurde angeheizt durch die Vorläuferkriege auf dem Balkan, dem Völkergefängnis Österreich-ungarn.
Wer sich mit der Geheimdiplomatie nach dem Attentat auf den österreichisch-ungarischen Thronfolger beschäftigt, stößt auf den Fakt, dass der Krieg vom deutschen Kaiserreich und Österreich-ungarn sehenden Auges herbeigeführt wurde. Dieser begann am 1. August 1914 (einen Monat nach dem Attentat) mit der Kriegserklärung Deutschlands und der militärischen Verletzung der belgischen und luxemburgischen Neutralität, um einen Krieg mit Frankreich zu provozieren, der seinerseits Russland in den Krieg he- reinziehen musste. Angesichts der Entwicklungen waren alle Konfliktmächte auf den Krieg vorbereitet, die Hauptschuld trug aber das deutsche Kaiserreich.
Angesichts der Erinnerung und Trauer nach 100 Jahren sollte Folgendes zum Nachdenken anregen: Die Tatsache, dass der Erste Weltkrieg unmenschlich und grausam war, hat den Zweiten Weltkrieg 25 Jahre später nicht verhindert! Der ethischmoralische Faktor ist nicht ausschlaggebend in der politischen Entscheidung Krieg oder Frieden. Ganz laut und offen muss aber die Frage nach Kriegsursachen, Kriegsschuldigen und Kriegsnutznießern gestellt werden, um Kriege zu verhindern. Petra Welitschkin,
Heilbad Heiligenstadt