Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Wohnungsnot im Winter
Kommunen und Kirchen stellen sich auf steigende Nachfrage nach Schlafplätzen ein
Erfurt. Kirchen und Kommunen in Thüringen bereiten sich auf mehr obdach- und wohnungslose Menschen im Winter vor. Allein in Erfurt gebe es sieben Unterkünfte für Menschen ohne Dach über dem Kopf, sagte ein Sprecher der Stadt. Sie fassen fast 200 Notübernachtungsplätze, die vor allem in der Winterzeit stark frequentiert werden.
Selbst wenn diese Kapazitäten erschöpft seien, müssten Menschen in Not in der Landeshauptstadt nicht auf der Straße übernachten: Bei Bedarf seien für Hilfesuchende jederzeit Unterbringungsmöglichkeiten vorhanden, sagte der Sprecher.
Auch in vielen anderen Städten des Landes sind die Obdach- losenheime nach Angaben der jeweiligen Stadtverwaltungen darauf eingestellt, in absehbarer Zeit wieder mehr Menschen helfen zu müssen. Teilweise sind diese Hilfsangebote allerdings schon jetzt – und damit vor der ersten großen Kältewelle der kommenden Wintersaison – stark nachgefragt. In Jena etwa gebe es Kapazitäten zur Unterbringung von 42 Wohnungsund Obdachlosen, wobei derzeit bereits 38 dieser Plätze belegt seien, sagte ein Sprecher der Stadtverwaltung. Zusätzlich gebe es in der Stadt noch ein Notquartier für sechs Menschen.
In Weimar stehen nach Angaben einer Sprecherin der Stadtverwaltung 53 Plätze im Obdachlosenheim und in einer Notschlafstelle 13 Unterbrin- gungsplätze bereit. „Durchschnittlich sind die Unterkünfte für Obdachlose zu zwei Dritteln ausgelastet“, sagte die Sprecherin. In Eisenach gebe es in der Obdachlosenunterkunft acht Plätze in Mehrbettzimmern, hieß es. Sie seien in den Wintermonaten im Durchschnitt zu 80 bis 100 Prozent belegt.
Gleichzeitig betonte die Sprecherin der Stadtverwaltung Eisenach, dass die Zahl der Obdach- und Wohnungslosen in der Stadt vermutlich deutlich höher sei als die Zahl der für sie verfügbaren Hilfsplätze.
Nach eigenen Angaben bieten die Kirchen oder die kirchlichen Sozialwerke in vielen Teilen Thüringens parallel zu den kommunalen Hilfsstrukturen Menschen Unterstützung an, die kein Dach über dem Kopf haben. Zudem gibt es zahlreiche Angebote, bei denen sie eine warme Mahlzeit erhalten können. In Erfurt gibt es etwa den Caritas Tagestreff. Dort gebe es für 120 Personen ein Mittagessen, dazu auch Wärmestube, Sanitäreinrichtungen, Kleiderkammer und Sozialberatung.
Grundsätzlich arbeiteten katholische und evangelische Kirchen bei derlei Hilfsangeboten Hand in Hand, auch mit Städten und Gemeinden.
Die evangelische Kirche betreibt nach Angaben einer Sprecherin zum Beispiel auch in Sömmerda eine Unterkunft für Obdachlose, das sogenannte Elisa-bett. Dafür sei eine kleine Wohnung in der Stadt gemietet worden. (dpa)