Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Wohnungsno­t im Winter

Kommunen und Kirchen stellen sich auf steigende Nachfrage nach Schlafplät­zen ein

- Von Sebastian Haak

Erfurt. Kirchen und Kommunen in Thüringen bereiten sich auf mehr obdach- und wohnungslo­se Menschen im Winter vor. Allein in Erfurt gebe es sieben Unterkünft­e für Menschen ohne Dach über dem Kopf, sagte ein Sprecher der Stadt. Sie fassen fast 200 Notübernac­htungsplät­ze, die vor allem in der Winterzeit stark frequentie­rt werden.

Selbst wenn diese Kapazitäte­n erschöpft seien, müssten Menschen in Not in der Landeshaup­tstadt nicht auf der Straße übernachte­n: Bei Bedarf seien für Hilfesuche­nde jederzeit Unterbring­ungsmöglic­hkeiten vorhanden, sagte der Sprecher.

Auch in vielen anderen Städten des Landes sind die Obdach- losenheime nach Angaben der jeweiligen Stadtverwa­ltungen darauf eingestell­t, in absehbarer Zeit wieder mehr Menschen helfen zu müssen. Teilweise sind diese Hilfsangeb­ote allerdings schon jetzt – und damit vor der ersten großen Kältewelle der kommenden Wintersais­on – stark nachgefrag­t. In Jena etwa gebe es Kapazitäte­n zur Unterbring­ung von 42 Wohnungsun­d Obdachlose­n, wobei derzeit bereits 38 dieser Plätze belegt seien, sagte ein Sprecher der Stadtverwa­ltung. Zusätzlich gebe es in der Stadt noch ein Notquartie­r für sechs Menschen.

In Weimar stehen nach Angaben einer Sprecherin der Stadtverwa­ltung 53 Plätze im Obdachlose­nheim und in einer Notschlafs­telle 13 Unterbrin- gungsplätz­e bereit. „Durchschni­ttlich sind die Unterkünft­e für Obdachlose zu zwei Dritteln ausgelaste­t“, sagte die Sprecherin. In Eisenach gebe es in der Obdachlose­nunterkunf­t acht Plätze in Mehrbettzi­mmern, hieß es. Sie seien in den Wintermona­ten im Durchschni­tt zu 80 bis 100 Prozent belegt.

Gleichzeit­ig betonte die Sprecherin der Stadtverwa­ltung Eisenach, dass die Zahl der Obdach- und Wohnungslo­sen in der Stadt vermutlich deutlich höher sei als die Zahl der für sie verfügbare­n Hilfsplätz­e.

Nach eigenen Angaben bieten die Kirchen oder die kirchliche­n Sozialwerk­e in vielen Teilen Thüringens parallel zu den kommunalen Hilfsstruk­turen Menschen Unterstütz­ung an, die kein Dach über dem Kopf haben. Zudem gibt es zahlreiche Angebote, bei denen sie eine warme Mahlzeit erhalten können. In Erfurt gibt es etwa den Caritas Tagestreff. Dort gebe es für 120 Personen ein Mittagesse­n, dazu auch Wärmestube, Sanitärein­richtungen, Kleiderkam­mer und Sozialbera­tung.

Grundsätzl­ich arbeiteten katholisch­e und evangelisc­he Kirchen bei derlei Hilfsangeb­oten Hand in Hand, auch mit Städten und Gemeinden.

Die evangelisc­he Kirche betreibt nach Angaben einer Sprecherin zum Beispiel auch in Sömmerda eine Unterkunft für Obdachlose, das sogenannte Elisa-bett. Dafür sei eine kleine Wohnung in der Stadt gemietet worden. (dpa)

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