Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Rätsel um Thüringens ältestes Gemälde gelüftet
Die auf der Veste Heldburg gezeigte Wandmalerei einer Ritterschlacht stammt offenbar aus einer französischen Kirche
Heldburg. Ein Zufallsfund hat zur Lösung des Rätsels um Thüringens ältestes Gemälde geführt. Seit April zeigt das Deutsche Burgenmuseum auf der Veste Heldburg eine Ritterschlacht – eine sieben Meter lange und fast drei Meter hohe Wandmale- rei, die mehr als 800 Jahre alt ist. Ihre Herkunft war lange unklar. Jetzt erklärte das Museum: Das Gemälde stammt aus einer Kirche in der französischen Gemeinde Artins, südöstlich von Le Mans. Ein Kunsthändler habe das Gotteshaus vor über 100 Jahren gekauft und das Gemälde zum Weiterverkauf herausreißen las- sen, sagte Museumsdirektorin Adina Rösch im Gespräch mit dieser Zeitung. Im Zweiten Weltkrieg gelangte es jedoch in ein Ns-sammeldepot, wo es bis zum Ende des 20. Jahrhunderts eingelagert war.
Im vergangenen Jahr ist das Kunstwerk in den Werkstätten der Fachhochschule Erfurt restauriert wor- den. Kostenpunkt: mehr als 100.000 Euro. Ein Doktorand der Universität Innsbruck habe nun in einer Fußnote den Hinweis auf ein archäologisches Jahrbuch aus dem Jahr 1909 entdeckt, in dem das Gemälde mit Herkunftsort benannt wird. Dass das Burgenmuseum mit einer Debatte um Beutekunst konfrontiert wird, hält Direktorin Adina Rösch für abwegig. „Das hat nichts mit Raubkunst zu tun“, sagte sie. Außerdem seien die entsprechenden Behörden in Frankreich informiert worden. Zu einem Besuch angekündigt habe sich bisher aber niemand.
Das 2016 eröffnete Museum rechnet in diesem Jahr mit 20.000 Gästen.