Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Die Ansprüche steigen
Landurlaub in Thüringen ist gefragt, doch die Ansprüche der Gäste sind gewachsen. Neuer Katalog erschienen
Köthnitz. Zum dritten Mal als beliebtester Ferienhof Thüringens wird der Ferienhof von Peter und Carmen Wolschendorf in Köthnitz (Saale-orla-kreis) kommende Woche auf der Grünen Woche in Berlin ausgezeichnet – eine Ehrung, die allein auf den Gästebewertungen fußt. Und gestern bekam er von der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) „Ferien auf dem Lande in Thüringen“das Qualitätssiegel als „Anerkannter Thüringer Kinderferienhof“. Mit anderen Worten: Die LAG und Thüringens Landwirtschaftsministerin Birgit Keller (Linke) hatten sich einen würdigen Gastgeber für die Präsentation des neuen Reiseführers „Landurlaub in Thüringen“ausgesucht.
Heute, da viele Menschen ihren Urlaub im Internet buchen, mag ein papierner Katalog wie aus der Zeit gefallen scheinen. Doch dem ist nicht so, wie Lag-geschäftsführerin Anke Pannasch versicherte: Nach wie vor blättern viele Urlauber zunächst gern durch eine solche Broschüre, um sich einen Überblick zu verschaffen – und sich erst dann auf den Internetseiten der vorgestellten Ferienhöfe im Detail zu informieren. Deshalb hat sich die LAG auch die Mühe gemacht, den Reiseführer umzugestalten und seine 28. Ausgabe mit einem völlig neuen Erscheinungsbild vorzulegen.
Das Ministerium steuerte dazu 40.000 Euro bei – aus gutem Grund: Schließlich sei der Landurlaub im Freistaat längst ein bedeutender Wirtschaftsfaktor, so Keller, mit jährlich circa 250.000 Übernachtungen allein in den Betrieben, die sich erfas- sen lassen, und einem Umsatz von 25 bis 30 Millionen Euro. „Urlaub auf dem Land hat das verstaubte Image von einst abgelegt“, sagte die Ministerin. „Er ist ein sehr moderner Urlaub und eine gute Gelegenheit, das eigene Land zu genießen.“Wie modern er sei, belegten nicht zuletzt Anbieter wie die Wolschendorfs, die – seit sie 1970 mit der Vermietung von Gästezimmern begannen – ihren Hof nach und nach den Bedürfnissen der Gäs- te entsprechend um- und ausbauten: mit Ferienwohnung und Ferienhaus, Sauna, Badeteich und Spielscheune.
Seine Feuertaufe erlebt der neue Ferienkatalog (Auflage: 30.000 Stück), in dem sich etwa 100 Ferienhöfe präsentieren, bei der Grünen Woche, danach wird er auf verschiedenen Messen ausliegen. Es gibt ihn ab sofort aber auch in der Online-version. Die LAG vertritt derzeit rund 180 Betriebe mit etwa 2300 Betten. Das sind annähernd so viele wie in den Vorjahren. Zwar haben 2018 erneut einige Anbieter aus Alters- oder gesundheitlichen Gründen aufgegeben, „dafür kamen neue hinzu“, so Anke Pannasch. Die Auslastung der Quartiere betrage im Schnitt 34 Prozent, die durchschnittliche Verweildauer 3,2 Tage.
Die Ansprüche der Gäste seien in den vergangenen Jahren gewachsen: So erwarten sie nicht nur W-lan – etwas, das ge- rade im ländlichen Raum „noch immer ein kritischer Punkt ist“. Familien wünschten sich auch mindestens zwei getrennte Schlafräume statt Mehrbettzimmern oder der Klappcouch im Wohnzimmer – und immer häufiger auch ein Frühstück mit regionalen Produkten. Besonders hoch im Kurs stünden zudem Betriebe, in denen Kinder bei der Versorgung von Tieren mithelfen, backen und kreativ sein und sich frei bewegen können.