Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Schulden des Landkreises drastisch gesunken
Pro-kopf-verschuldung von 441 Euro in 2012 auf 142 Euro gefallen. Trotz Schuldenabbaus will Landkreis investieren
Sylvia Rätsch (66), Rentnerin aus Nordhausen:
Obwohl ich im Ruhestand bin, engagiere ich mich ehrenamtlich in der Nordhäuser Stadtbibliothek. In dem Bücherhaus berate ich die Lesebegeisterten, entleihe die Bücher und gebe Lesetipps. Ansonsten bereite ich meinen bevorstehenden Geburtstag vor. Da gibt es noch viel zu organisieren. Nordhausen. Der Landkreis Nordhausen hat mit dem Jahreswechsel seinen Schuldenstand halbiert. Laut Statistischem Landesamt war die Landkreisverwaltung Ende 2017 noch mit rund 23,5 Millionen Euro im Minus. Zum Jahresende 2018 reduzierte sich nun der Schuldenstand auf nur noch 12 Millionen. Euro. Die Landkreisverwaltung hat damit in den letzten sechs Jahren den Schuldenstand von ursprünglich 38 Millionen Euro im Jahr 2012 kontinuierlich ab- gesenkt, teilt Pressesprecherin Jessica Piper mit. Damit sei auch die Pro-kopf-verschuldung von 441 Euro in 2012 auf nun nur noch 142 Euro im Jahr 2018 gefallen. „Wir bauen Schulden ab und investieren trotzdem gleichzeitig – das ist in meinen Augen wirkliche Haushaltskonsolidierung“, betont Landrat Matthias Jendricke (SPD).
Die rund 11,5 Millionen. Euro, die der Landkreis an Schulden im vergangenen Jahr abgebaut hat, setzen sich zusam- men aus 6 Millionen nachhaltiger Schuldenreduzierung und rund 5,5 Millionen Euro verbesserter Liquidität zum Stichtag am Jahresende. Das führte dazu, dass der Kassenkredit weniger in Anspruch genommen werden musste. „Aufgrund der guten Konjunkturlage können wir die Mittel gar nicht so schnell in Baumaßnahmen oder Anschaffungen investieren, wie es im Haushalt geplant war“, sagt Jendricke. Ein Beispiel seien drei Feuerwehr-großtanker, die am Samstag in Ellrich übergeben werden. Schon 2017 waren sie bestellt worden. Doch es kam zu Lieferschwierigkeiten. Schon allein dadurch ergebe sich rund eine Million Euro mehr an Liquidität in der Kasse zum Jahresende, da dieser Betrag nun erst überwiesen wird, so Jendricke.
Für den Landrat ist der Schuldenabbau aber nur eine Seite der Medaille. Noch wichtiger sei es, dem Investitionsstau nachhaltig zu begegnen. Für dieses Jahr ist deshalb ein Investitions- haushalt von 42 Millionen Euro geplant, der zum ersten Mal auch wieder eine neue Kreditaufnahme für den Umbau der Berufsschule in der Straße der Genossenschaften vorsieht.
„Mir sind Investitionen wichtiger als der Wettlauf um den niedrigsten Schuldenstand. Daher werden wir uns weiterhin bemühen, so viele Fördermittel wie möglich in unseren Landkreis zu holen, um damit unsere Region voranzubringen“, erklärt der Landrat. (red)