Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Rätsel um Silvester-tote
Dreifache Mutter wurde während des Feuerwerks erschossen. Kieler Polizei ermittelt wegen Mordes
Schönberg. Sie will nur kurz vor die Tür treten, um sich das Silvesterfeuerwerk anzusehen. Doch dann fällt in der ruhigen Reihenhaussiedlung in Schönberg an der Ostsee ein Schuss – so jedenfalls rekonstruiert es die Kriminalpolizei Tage später. Nina D., die 39 Jahre alte Mutter dreier Kinder, sackt zusammen und stirbt am Morgen des 1. Januar im Krankenhaus. Im Kopf der Frau werden Metallsplitter gefunden.
Seitdem ist in dem kleinen Badeort unweit von Kiel nichts mehr, wie es war. Statt „Strandlust & Kultur“(so heißt der Schönberger Werbeslogan) dominieren Angst und Unsicherheit. Der Bürgermeister, Peter Kokocinski, appellierte am Mittwoch an den Täter, sich zu stellen. „Es wäre für die betroffene Familie, aber auch für alle Men- schen im Ort wichtig, zu erfahren, was wirklich passiert ist“, sagte er den „Kieler Nachrichten“. Warum musste Nina D. sterben? Wurde sie ermordet? Oder wurde sie Opfer eines verantwortungslosen Schützen, der den Lärm der Silvesternacht nutzte, um mit seiner Waffe ziellos herumzuballern? Die Polizei will sich derzeit nicht festlegen. „Wir ermitteln im Hinblick auf das Tötungsdelikt in alle Richtungen. Eine fahrlässige Tat ist hier ebenso denkbar wie ein Mordgeschehen“, sagte der Kieler Oberstaatsanwalt Axel Bieler dem „Hamburger Abendblatt“. Konkrete Hinweise auf eine Mordtat gibt es jedoch nicht. Diese denkbaren Varianten sei- en von Beginn der Ermittlungen an Teil der Arbeitshypothese gewesen, so Bieler.
Die Ermittler gehen davon aus, dass der Täter oder die Täterin eine „kleinkalibrige Waffe“eingesetzt hat. Ob es sich um einen Revolver, eine Pistole oder ein Gewehr gehandelt hat, sei nach wie vor unklar. Im näheren Umfeld des Tatortes hat die Polizei bereits die Menschen mit Waffenscheinen überprüft. Gleichwohl stünden nicht alle Waffenbesitzer unter Generalverdacht, so Bieler. Die Nachbarn der Getöteten seien befragt worden. Eine Belohnung von 3000 Euro sei ausgelobt worden. Man wolle den „Ermittlungsdruck erhöhen“, so Bieler. Zuvor hatte Schönbergs Bürgermeister Peter Kokocinski (SPD) an den Schützen appelliert, sich bei der Polizei zu melden.
Nach der Tat hatten die Beamten vermutet, dass illegale Feuerwerkskörper die tödlichen Kopfwunden verursacht haben könnten. Doch nach der Obduktion war die Kieler Staatsanwaltschaft überzeugt, dass die Frau an den Folgen einer Schussverletzung verstarb.
Zur Situation der Hinterbliebenen sagte der Polizeisprecher Matthias Felsch, die Familie der getöteten Frau werde „nicht alleingelassen“. Angehörige kümmerten sich um den Vater und die Kinder, eine Tochter (7) und Zwillinge (1).
Belohnung von
3000 Euro ausgelobt