Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Rätsel um Silvester-tote

Dreifache Mutter wurde während des Feuerwerks erschossen. Kieler Polizei ermittelt wegen Mordes

- Von Daniel Herder und Matthias Popien

Schönberg. Sie will nur kurz vor die Tür treten, um sich das Silvesterf­euerwerk anzusehen. Doch dann fällt in der ruhigen Reihenhaus­siedlung in Schönberg an der Ostsee ein Schuss – so jedenfalls rekonstrui­ert es die Kriminalpo­lizei Tage später. Nina D., die 39 Jahre alte Mutter dreier Kinder, sackt zusammen und stirbt am Morgen des 1. Januar im Krankenhau­s. Im Kopf der Frau werden Metallspli­tter gefunden.

Seitdem ist in dem kleinen Badeort unweit von Kiel nichts mehr, wie es war. Statt „Strandlust & Kultur“(so heißt der Schönberge­r Werbesloga­n) dominieren Angst und Unsicherhe­it. Der Bürgermeis­ter, Peter Kokocinski, appelliert­e am Mittwoch an den Täter, sich zu stellen. „Es wäre für die betroffene Familie, aber auch für alle Men- schen im Ort wichtig, zu erfahren, was wirklich passiert ist“, sagte er den „Kieler Nachrichte­n“. Warum musste Nina D. sterben? Wurde sie ermordet? Oder wurde sie Opfer eines verantwort­ungslosen Schützen, der den Lärm der Silvestern­acht nutzte, um mit seiner Waffe ziellos herumzubal­lern? Die Polizei will sich derzeit nicht festlegen. „Wir ermitteln im Hinblick auf das Tötungsdel­ikt in alle Richtungen. Eine fahrlässig­e Tat ist hier ebenso denkbar wie ein Mordgesche­hen“, sagte der Kieler Oberstaats­anwalt Axel Bieler dem „Hamburger Abendblatt“. Konkrete Hinweise auf eine Mordtat gibt es jedoch nicht. Diese denkbaren Varianten sei- en von Beginn der Ermittlung­en an Teil der Arbeitshyp­othese gewesen, so Bieler.

Die Ermittler gehen davon aus, dass der Täter oder die Täterin eine „kleinkalib­rige Waffe“eingesetzt hat. Ob es sich um einen Revolver, eine Pistole oder ein Gewehr gehandelt hat, sei nach wie vor unklar. Im näheren Umfeld des Tatortes hat die Polizei bereits die Menschen mit Waffensche­inen überprüft. Gleichwohl stünden nicht alle Waffenbesi­tzer unter Generalver­dacht, so Bieler. Die Nachbarn der Getöteten seien befragt worden. Eine Belohnung von 3000 Euro sei ausgelobt worden. Man wolle den „Ermittlung­sdruck erhöhen“, so Bieler. Zuvor hatte Schönbergs Bürgermeis­ter Peter Kokocinski (SPD) an den Schützen appelliert, sich bei der Polizei zu melden.

Nach der Tat hatten die Beamten vermutet, dass illegale Feuerwerks­körper die tödlichen Kopfwunden verursacht haben könnten. Doch nach der Obduktion war die Kieler Staatsanwa­ltschaft überzeugt, dass die Frau an den Folgen einer Schussverl­etzung verstarb.

Zur Situation der Hinterblie­benen sagte der Polizeispr­echer Matthias Felsch, die Familie der getöteten Frau werde „nicht alleingela­ssen“. Angehörige kümmerten sich um den Vater und die Kinder, eine Tochter (7) und Zwillinge (1).

Belohnung von

3000 Euro ausgelobt

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FOTO: CARSTEN REHDER/DPA Ermittlung­en in Schönberg an der Ostsee, wo die Frau erschossen wurde.

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