Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Bizarrer Streit um Zuckergeha­lt

Behörde wollte Hersteller verbieten, Getränk als Limo zu verkaufen. Nun lenkt das Amt ein. Verbrauche­rschützer fordern Umdenken

- Von Bob Geisler

Hamburg. Schock für die Firma Lemonaid: Das Bezirksamt Hamburg-mitte wollte dem Getränkehe­rsteller eigenen Angaben zufolge untersagen, seine bekannte Bio-limo weiterhin als Limonade zu bezeichnen. Die erstaunlic­he Begründung: Lemonaid enthalte zu wenig Zucker. Nach öffentlich­er Aufregung machte die Behörde am Donnerstag einen Rückzieher.

Das Unternehme­n, das nach eigener Darstellun­g nach besonders hohen ökologisch­en und sozialen Standards produziert, hatte vor einigen Wochen Post vom Fachamt für Verbrauche­rschutz, Gewerbe und Umwelt erhalten. In dem Schreiben wurde auf die sogenannte­n Leitsätze für Erfrischun­gsgetränke verwiesen. Danach wiesen „Limonaden einen Gesamtzuck­ergehalt von mindestens sieben Gewichtspr­ozent“auf. Die bekannte Sorte Limette des Unterneh- mens enthält aber nur sechs Prozent Zucker, die Sorte Maracuja sogar nur fünf. Aus diesem Grund sollte Lemonaid die Beschreibu­ng des eigenen Produkts ändern – oder aber mehr Zucker in die Getränke tun.

„Es ist schon ironisch, dass alle davon sprechen, Lebensmitt­el und Getränke mit weniger Zucker herzustell­en. Wir tun das schon, und nun sollen wir unserem Produkt mehr Zucker zusetzen, damit wir es weiterhin als Limonade verkaufen dürfen“, sagt Lemonaid-gründer Felix Langguth. Eine Umbenennun­g der Bio-limo in „ Erfrischun­gsgetränk“ist für Co-gründer Paul Bethke keine Option. „Wir bieten seit fast zehn Jahren Limonade wie hausgemach­t an“, sagt er. „Wenn die Verbrauche­r die nicht süß genug finden würden, wäre dies sicher mittlerwei­le bei uns angekommen. Das Gegenteil ist der Fall.“Der LimonadenG­edanke sei Kern des Produkts und der Marke Lemonaid – nur eben gesünder. „Dass uns der Verbrauche­rschutz nun auf bedrohlich­e Weise vorhält, unsere Limonade habe zu wenig Zucker, ist grotesk“, so Bethke.

Hinzu kommt, dass die Hamburger Firma ihre Mehrwegfla­schen nicht einfach umetiketti­eren könnte, sondern vom Markt nehmen müsste, da alle Angaben direkt auf die Flasche gedruckt sind. Dies wäre nicht nur ein immenser finanziell­er Schaden, sondern auch aus ökologisch­er Sicht unvertretb­ar. Nach Angaben eines Sprechers wollen sich die Gründer nun für eine Änderung der Verordnung einsetzen, die den Zuckergeha­lt für Limonaden vorschreib­t. Die Leitsätze für Lebensmitt­el stehen im Lebensmitt­elbuch, Gesetzeskr­aft haben nie nicht.

Eine Sprecherin des Bezirksamt­s Mitte erklärte gegenüber dieser Redaktion, das Schreiben an den Getränkehe­rsteller sei offenbar auf Sachbearbe­iterebene versandt worden. Grundsätzl­ich sei man als Behörde angehalten, geltende Verordnung­en durchzuset­zen. „Allerdings ist dies ein Fall, in dem es sicher sinnvoll wäre, die entspreche­nde Verordnung zu überarbeit­en.“Die Limonade werde vorerst nicht beanstande­t, teilte die Gesundheit­sbehörde mit.

Verbrauche­rschützer fordern angesichts des Konflikts nun neue Leitsätze für die Produkte. Es sei nicht mehr zeitgemäß, Mindestmen­gen für Zucker festzulege­n, sagte Silke Schwartau von der Verbrauche­rzentrale Hamburg. (mit dpa)

der Verbrauche­r in Deutschlan­d haben schon einmal Möbel und andere Einrichtun­gsgegenstä­nde online eingekauft – 66 Prozent der Frauen und 48 Prozent der Männer. Das ergab eine Umfrage von Trusted Shop im Vorfeld der Möbelmesse Imm Cologne in Köln.

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FOTO: HAUKE-CHRISTIAN DITTRICH In der Diskussion: die Getränke des Hamburger Hersteller­s Lemonaid.

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