Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

CDU-MANN macht unter Ramelow Karriere

Linksgefüh­rte Staatskanz­lei befördert früheren Lieberknec­ht-vertrauten offiziell zum Leiter der politische­n Abteilung

- Von Martin Debes

Erfurt. Schon unter Regierungs­chefin Christine Lieberknec­ht (CDU) kümmerte sich der Spitzenbea­mte Ulrich Grünhage in der Staatskanz­lei an führender Stelle um die Kabinettss­achen. Seit Ende 2014 verrichtet er diese Aufgabe für Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke).

Alle entscheide­nden bürokratis­chen Fäden der Regierungs­arbeit laufen in der von Grünhage geleiteten Abteilung zusammen. Sie trägt die beinahe poetisch klingende Bezeichnun­g „Koordinati­on und Planung; Re- ligions- und Weltanscha­uungsangel­egenheiten“.

Allerdings war der Beamte nie formal der Chef; er bekleidete das Amt immer nur kommissari­sch. Zwar stand Grünhage zu Zeiten Lieberknec­hts kurz vor der Ernennung zum Abteilungs­leiter, die dann auch eine Beförderun­g in die höchste Besoldungs­gruppe B6 (Grundgehal­t gut 9000 Euro, plus diverse Zuschläge) zur Folge gehabt hätte.

Doch es gab Konkurrent­enklagen. Das heißt, mindestens ein Bedienstet­er, der sich für qualifizie­rter hielt, hatte Widerspruc­h gegen die geplante Er- nennung vor dem Verwaltung­sgericht eingereich­t. Und derartige Verfahren können sich über Jahre hinziehen.

Nun aber, im letzten Jahr der aktuellen rot-rot-grünen Regierung, ist der Weg für Grünhage frei. Am Dienstag steht als erster Tagesordnu­ngspunkt, noch vor dem Haushalt und anderen staatstrag­enden Gesetzeswe­rken, die „dauerhafte Bestellung des Herrn Leitenden Ministeria­lrats Ulrich Grünhage zum Leiter der Abteilung 2“an.

So weit, so normal. Doch das Besondere an der Personalie ist: Grünhage war und ist Mitglied der CDU – also jener Partei, die 24 Jahre ihre Mitglieder protegiert­e, aber seit Ende 2014 nicht mehr regiert. Und selbstvers­tändlich war es bislang nicht so, dass die Linke, Sozialdemo­kraten und Grüne bisher gerne und häufig Christdemo­kraten befördert hätten. Im Gegenteil: Wenn es jemand seit dem Amtsantrit­t in der Verwaltung nach oben schaffte, dann war er in der Regel nicht in der CDU. Schließlic­h, so lautet die interne Begründung, ist immer noch eine große Zahl von Führungspo­sitionen in der Verwaltung von Cdu-mitglieder­n besetzt.

Doch Grünhage, der Lieberknec­ht schon vor der Beschäftig­ung in der Regierungs­straße als Büroleiter diente, wird jetzt zum körperlich­en Beweis für frühere offizielle Beteuerung­en der Landesregi­erung, dass es nur um die Bestenausw­ahl gehe, und nicht um das Parteibuch – so, wie es ja auch die Gesetze vorschreib­en.

Zumal, in der Staatskanz­lei heißt es, dass auch der Christdemo­krat Johannes Blasius, der schon seit Jahren kommissari­sche eine Abteilung leitet, befördert werden könnte. Hier sollen sich ebenso bestehende Konkurrent­enklagen erledigt haben.

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