Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Digitale Selbstverteidigung
So wie Sie Ihre Wohnung vor Einbrechern sichern, die Tür abschließen, vielleicht auch Gardinen auffhängen, so sollten Sie sich auch im Internet von Vorsicht leiten lassen
Erfurt. „Datenvermeidung ist das Mittel der Wahl, um seine Privatsphäre zu schützen, bis hin zu absoluter Anonymität.“Das rät Lutz Hasse, Thüringens Landesbeauftragter für den Datenschutz, nachdem massenhaft persönliche Informationen über Politiker und Künstler veröffentlicht wurden. Seine Behörde hat einen Leitfaden mit Tipps für den täglichen sicheren Umgang mit Computern, Laptops, dem Tablet, aber auch dem Smartphone oder einem Fitnesstracker herausgegeben. Am Ende ist es aber immer Ihre Entscheidung, was Sie an Privatem preisgeben, um zu kommunizieren, sich darzustellen oder die zunehmenden Annehmlichkeiten der digitalen Welt zu nutzen.
Oberste Priorität: Datenvermeidung
Grundsätzlich gilt die Regel: Was man im Internet von sich nicht preisgibt, kann das Internet auch nicht wissen:
Prüfen Sie genau, welche Angaben beim Besuchen von Webseiten oder dem Nutzen von Leistungen im Internet wirklich nötigt und welche freiwillig sind.
Überlegen Sie sich gut, welche Bilder Sie ins Netz stellen
Wenn es erlaubt ist, nutzen Sie zur Anmeldung ein Pseudonym
Nutzen Sie komplexe Passwörter mit mindestens acht unterschiedlichen Zeichen, bestehend aus Buchstaben in Groß- und Kleinschreibung, Zahlen und Sonderzeichen, aber keine Wörter
Nutzen Sie, wenn möglich eine ZweiFaktor-authentisierung mit einem Passwort und einer zweiten Sicherheitsstufe, beispielsweise wenn Sie sich von einem fremden Gerät aus anmelden
E-mail-anhänge nur öffnen, wenn Absender, Betreff und Mail-text plausibel sind
Achten Sie beim Nutzen von Bankverbindungen und Passwörtern darauf, dass die Webseite eine Verschlüsselung nutzt und der Link mit „https: //“beginnt
Die Software des Betriebssystems der genutzten Computer und Mobilgeräte sollte regelmä- ßig über Updates des Hersteller aktualisiert werden
Auch Antivirenprogramme sollten immer aktuell sein
Umgang mit einem Internet-browser
Der Browser ist das Programm, mit dem Sie das Internet auf ihrem Computer oder Laptop, dem Smartphon oder dem Tablet aufrufen. Mit ihm beginnt bereits das Datensammeln. In seiner Chronik sind alle besuchten Internetseiten und Weblinks hinterlegt und können unter Umständen auch von anderen Webseiten abgerufen werden.
Löschen Sie regelmäßig den Browserverlauf
Gehen Sie vorsichtig mit Cookies um. Spätestens nach Beenden der Internetsitzung sollten im Browser alle genutzten Cookies gelöscht werden
Aktivieren Sie dafür in den Browser-einstellungen den „Privatmodus“
Nutzen Sie Möglichkeiten, anonym im Internet zu surfen
Das Verschicken von Nachrichten und Mails oder das Chatten im Internet ist mit einer Ende-zu Ende-verschlüsselung am sichersten, wenn Ihr Gerät nicht von Schadprogrammen befallen ist. Entsprechende Krypto-programme finden sich im Internet
Kinder und Jugendschutz
Eltern sollten sich regelmäßig über die Gefahren im Internet informieren, denen Kinder und Jugendliche ausgesetzt sind. Vor allem der Besuch nicht jugendfreier Internetseiten und das Nutzen von Chats und Nachrichten-apps kann Risiken bergen. Die Gefahr eines möglichen Datenmissbrauchs steigt bei Jugendlichen. Sie entziehen sich bei der Internetnutzung zunehmend der elterlichen Kontrolle.
Sensibilisieren Sie Ihre Kinder und die Jugendlichen für die Internet-risiken
Achten Sie darauf, dass Ihre Kinder als Gegenwert beispielsweise für Spiele oder andere Dinge kein Fotos oder Videos von sich eintauschen
Die Gefahr eines Missbrauchs ist immer dann besonders hoch, wenn das Kind sein digitales Gegenüber nicht auch als Person kennt
Achten Sie auf offizielle Anbieter, die für Kinder zertifizierte und geeignete Seiten im Internet betreiben
Verhalten in sozialen Medien
Soziale Netzwerke dienen der Kommunikation und Selbstdarstellung, beispielsweise über Profile. Persönliche Daten und die von anderen Nutzern werden eingestellt. So erhält auch der Betreiber Kenntnis über Interessen, den Freundeskreis oder die Kaufkraft. Jede Dateneingabe ist eine Gratwanderung.
Überlegen Sie genau, welche Daten Sie Ihrem Profil anvertrauen
Prüfen Sie ob die
Daten für den Zweck des Profils erforderlich sind
Prüfen Sie in den Einstellungen, welche dieser Daten Sie auch nach außen geben Prüfens Sie, welche Fotos Sie veröffentlichen. Software ist in der Lage, sie auf anderen Bildern zu finden oder von Ihnen biometrische Profile zu erstellen
Absicherung des
Computers
Speziell für Computer gibt es noch einige weitere Möglichkeiten, um deren Sicherehit weiter zu erhöhen.
Immer wenn das möglich ist, sollten Sie Daten verschlüsseln. Das betrifft ihre Festplatte, aber auch die Kommunikation mit dem Internet
Sie sollten auf Ihrem PC ein zusätzliches Nutzerkonto ohne Administratorenrechte einrichten und diese für Ihre tägliche Arbeit nutzen. Damit können sie die Wirkung potenzieller Schad- software auf den PC einschränken
Benutzen Sie keinesfalls Datenträger wie Usb-sticks oder Speicherkarten, die nicht Ihnen gehören. Auch mutmaßliche Werbegeschenke können Schadsoftware enthalten
Löschen Sie Daten auf ihrem PC dauerhaft mittels Spezialsoftware. Das einfache Verschieben in den Papierkorb oder ein Formatieren des Datenträgers reicht zumeist nicht aus, um die Daten zu vernichten.
Die beste Methode der Datenbeseitigung ist die physische Vernichtung des Datenträgers. CDS oder DVDS können mit Sandpapier bearbeitet und danach in kleine Stücke zerbrochen werden, damit diese unlesbar sind
Der Umgang mit dem
Smartphone
Smartphones werden zur mobile Kommunikation genutzt. Auf diesen Geräten sind zumeist zahlreiche persönliche Daten gespei
chert. So sind im Telefonbuch oft Hunderte Angaben zur Erreichbarkeit von Freunden, Bekannten und Verwandten, aber auch von Arbeitskollegen und wichtigen Servicestellen wie Ärzten oder Krankenkassen, vielleicht auch von Anwälten, Schuldnerberatern oder der Arbeitsagentur hinterlegt. Die kleinen mobilen Geräte kennen häufig die Passwörter oder Zugangsdaten zu sozialen Medien, vielleicht aber auch zum Bankkonto und sind in der Lage, bargeldlos zu bezahlen. Ein Verlust des Smartphones kann den Verlust all dieser Daten bedeuten oder schlimmer noch, den Missbrauch ermöglichen.
Aktivieren Sie auf Ihrem Smartphone die Zugangskontrolle über ein Passwort, über eine PIN oder ein bestimmtes Muster auf dem Bildschirm. Bei biometrischen Daten wie Fingerabdruck oder Gesichtserkennung sollten Sie über die Datenvermeidung nachdenken
Installieren Sie nur Apps, die Sie wirklich benötigen und dann von App-stores, die sie kennen. Smartphones mit ihrer AppStruktur können nicht wie PC‘S mit einen Antivieren-programm geschützt werden
Prüfen sie genau, welche Daten eine App anfordert und ob diese zu deren Betrieb erforderlich sind
Verschlüsseln Sie ihre Kommunikation über spezielle Apps um das Belauschen beispielsweise in W-lan-netzen zu erschweren
Aktivieren Sie die Standortortung (GPS), sowie Bluetooth und W-lan nur dann, wenn sie diese Funktion oder Verbindungen wirklich benötigen. Mit diesen
Daten können ohne Ihr Wissen Bewegungsprofile erstellt werden. Bei Handys mit einem Android-betriebssystem scannen manche Programme und Dienste trotz abgeschaltetem W-lan weiter mögliche Verbindungen
Weil das sichere Löschen von Daten auf einem Smartphone schwierig ist, kann das Verschlüsseln des Geräts verhindern, dass ihre persönlichen Daten von Unbefugten ausgelesen werden
Vorsicht bei Fitnesstrackern
Fitnesstracker, die Schritte zählen, Pulsschlag aufzeichnen, vielleicht auch die zurückgelegte Wegstrecke und das Schlafverhalten, sind im Trend. das gilt auch für sogenannte Smartwaches, die wie Uhren am Handgeleng getragen werden, Anrufe ankündigen und ebenfalls Gesundheitsdaten sammeln können. Beide Gerätegruppen kommunizieren zumeist mit Smartphones, bevorzugt vom selben Hersteller. So können die gesammelten Daten abgespeichert oder empfangene Nachrichten empfangen werden. Der Trend geht dahin, dass die Gesundheitsdaten in einer Cloud-lösung also auch außerhalb des Smartphones auf einem Server hinterlegt werden. Laut Landesdatenschutzbeauftragten besteht bei Gesundheits-apps die besondere Gefahr darin, dass unbewusst und ungewollt die Daten an Google, Apple oder Drittanbieter weiter geleitet
werden.
Informieren Sie sich vor der Installation einer Gesundheits-app genau über deren Aktivitäten
Nutzen Sie bei Smartwaches ähnlich wie bei ihren Mobiltelefonen die Möglichkeiten den Zugang zu sichern
Weiterführende Links und Informationen zum Thema Datensicherheit im Internet aber auch für hilfreichen Programme und Apps finden Sie auf der Internetseite des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und auf dem Internetauftritt des Thüringer Landesdatenschutzbeauftragten.