Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Chef der Kreissparkasse Nordhausen verteilt Hausaufgaben
Mehr Lehrer, weniger Steuern und schärferen Blick aufs Land wünscht sich Bankchef im Nordhäuser Theater
Nordhausen. Es sind nur drei Sätze, die Wolfgang Asche dazu verliert. Aber Bernd Uwe Althaus, Leiter im Schulamt Nordthüringen, wird aufgehorcht und sie mitgenommen haben, wird sie nun womöglich bis nach Erfurt an den Bildungsminister weitertragen. Beim Neujahrsempfang der Kreissparkasse Nordhausen spricht Asche, ihr Vorstandsvorsitzender, von vielen Themen, die den Südharz im vorigen Jahr bewegten und noch bewegen werden. Mehr als 400 Besucher hören ihn schwärmen über die Investitionen in Kindergärten und Schulen. „Aber gute Räumlichkeiten sind das eine, dazu braucht es nun jedoch Qualität und Quantität in der Lehre“, schreibt Asche der Politik ins Hausaufgabenheft.
Auch Landtagsabgeordnete Katja Mitteldorf (Linke) und Parteikollegin Birgit Keller dürften eine Bitte nach Erfurt mitgenommen haben: „Für die Belebung des Industriegebiets wünsche ich mir mehr Schwung“, appelliert der Vorsitzende, hier endlich einige Informationen aus Erfurt durchrieseln zu lassen. Cdu-bundestagsroutinier Manfred Grund wiederum bittet Asche um niedrigere Steuern auf die Unternehmen des Landes. Sein Hauptaugenmerk liegt am Donnerstagabend allerdings auf den kleineren Gemeinden des Südharzes. Um die ist dem Banker Angst und Bange. Die Geschäfte laufen gut für die Sparkasse (TA berichtete am Donnerstag über die Jahresbilanz). Gerade im Immobiliengeschäft habe man mit 50 bewerteten und verkauften Objekten wieder zufriedenstellende Zahlen abgeliefert, bilanziert Wolfgang Asche. „Doch der Bedarf besteht vor allem beim innerstädtischen Wohnraum.“Das Land sieht er indes ins Hintertreffen geraten. „Wir haben zwar mehr Schlaglöcher als Funklöcher“, scherzt er. Doch der Netzausbau – gerade auf den Dörfern – müsse nun endlich vorangebracht werden.
Zu guter Letzt ist es eine Hausaufgabe an uns alle, die ihn umtreibt. Auch sie betrifft die Dörfer, auch sie hängt mit Vernetzung zusammen. Diesmal jedoch mit der zwischenmenschlichen: So sorgen Asche die Vereins- und Altersstrukturen – ob bei Feuerwehren oder bei Chören. Sie alle müssten sich moderner aufstellen, wolle man weiter junge Menschen anlocken.
Mehr Schlaglöcher als Funklöcher
Hochprozentiges statt Zinsen
Aufhorchen lassen im Theater schließlich vor allem aber die versöhnlichen, die optimistischen Töne. Nicht nur die der beeindruckenden Musiktalente, der Kreismusikschüler, die durch die Sparkasse mit einem Stipendium unterstützt werden. Nein, auch die Töne von Asche und Landrat Matthias Jendricke (SPD), zugleich Verwaltungsratschef der Sparkasse. Beide sehen große Herausforderungen, denen man sich mit noch größerem Optimismus stellen kann. „Die Chancen sind größer als die Sorgen“, schwört Jendricke die Region und ihre Unternehmen auf große Projekte und eine Phase der Weichenstellungen ein. „Wir wollen Impulsgeber für die ganze Region sein.“
Die Zeit und Weichenstellungen wiederum ist auch im Festvortrag Ulrich Katers großes Thema. In der sieht der Chefvolkswirt der Deka-bank die EU und den Rest der Welt. Angesichts steigender Wirtschaft, die Hand in Hand geht mit steigender Unzufriedenheit, mahnte er zur Solidarität zwischen den Staaten. Frohe Kunde von wieder steigenden Zinsen konnte aber auch er nicht machen. Nur Hochprozentiges aus Nordhausen könne da trösten, witzelte Asche über sein Geschenk an den Gast aus Frankfurt.