Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Filmteam begleitet Südharzer auf Spuren von Rosamunde Pilcher
Ende April fährt ein Bus von Brauer-reisen in den Süden Englands. Leipziger Produktionsfirma dreht Doku-soap
Nordhausen. Doku-soaps sind momentan der absolute Renner. Der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) hat allein zwölf Serien im Angebot, in denen „sich alles um die Menschen und Geschichten unserer Heimat dreht“, wie der Sender auf seiner Homepage schreibt. Vom „Holiday am Süßen See“bis hin zur „Weihnachtswunderstadt Annaberg-buchholz“ist vieles vertreten, das den Alltag in Mitteldeutschland widerspiegelt.
Nun sind die Doku-soaps auch in Nordhausen angekommen. Allerdings geht es nicht um das Geschehen in der Rolandstadt, sondern um die Erlebnisse einer Nordhäuser Reisegruppe im englischen Cornwall.
„Im vergangenen Sommer erreichte mich der Anruf einer Produktionsfirma aus Leipzig, die ihren Plan vorstellte, eine Reise auf den Spuren von Rosamunde Pilcher in Südengland filmisch zu begleiten“, berichtet Katrin Brauer, Geschäftsführerin des gleichnamigen Reiseveranstalters in Nordhausen. Das Unternehmen organisiert jedes Frühjahr eine solche Fahrt nach Cornwall. Es gebe aber noch andere Mitbewerber. „Im November rief dann die Produktionsfirma erneut an und sagte, die Wahl sei auf BrauerReisen gefallen“, so die Geschäftsführerin. Daraufhin seien Redakteure der Firma „Fernsehkombinat“vor Ort gewesen, um die Abläufe zu besprechen. „Damit sind wir dann in die Kundenwerbung gegangen, um den Reisebus voll zu bekommen“, sagt Katrin Brauer. „Die Nordhäuser waren zunächst etwas skeptisch, denn nicht jeder will sich ja auf der Reise filmen lassen. Aber zuletzt war die Nachfrage doch da. Momentan sind nur noch wenige Restplätze frei“, verrät die Firmenchefin.
Ein Kamerateam von sechs Personen wird die Reise vom 21. bis 28. April begleiten. Ein Teil des Teams werde sich im Bus aufhalten, um zu filmen, der Rest in einem Begleitauto mitfahren.
„Es soll aber nicht nur das ablaufende Programm, sondern vor allem das Erlebnis der Menschen filmisch dargestellt werden. Diese sollen aus ihrem Leben auf unserer Reise erzählen“, verdeutlicht Katrin Brauer.
Neuland betreten auf dieser Fahrt auch Reiseleiterin Marion Börngen und Busfahrer Michael Kimpel. Beide haben die Tour schon mehrfach absolviert, sind längst ein eingespieltes Team.
Was ist diesmal anders? „Es ist ein Kamerateam dabei, das uns auf Schritt und Tritt begleiten wird. Alles soll aber so ablaufen wie immer. Ob das tatsächlich so sein wird, stellt sich erst auf der Fahrt heraus“, sagt Börngen. Sie denkt, dass dieses „komische Gefühl der Beobachtung“nach ein paar Tagen vorbei sein wird.
„Die Filmleute haben angedeutet, dass sie nur das Positive zeigen werden. Alles, was nicht ins Konzept passt, wird herausgeschnitten“, erklärt Katrin Brauer. Interessant werde sicher auch das Thema „Brexit“werden, der ja im März in Kraft treten soll. Die Geschäftsführerin rechnet aber nicht mit irgendwelchen Auswirkungen auf die Nordhäuser Reisegesellschaft. In erster Linie gehe es aber um Rosamunde Pilcher. So werden unter anderem Originalschauplätze der Filme und Bücher der berühmten englischen Schriftstellerin angefahren. Zum Beispiel der Prideaux Place, einer der schönsten Herrensitze an der cornischen Küste. Dessen Besitzer, ein älterer englischer Herr, sitze inmitten des Herrenzimmers wie eine Puppe, hat Michael Kimpel beobachtet. „Auf einmal bewegt sich die Puppe und stellt sich als der Herr des Hauses vor“, berichtet der Busfahrer amüsiert. Es stecke aber sogar ein eigenes Geschäftsmodell dahinter, denn der ältere Herr hält durch die Einnahmen aus Eintrittsgeldern und den Verkauf von Merchandising-artikeln rund um Rosamunde Pilcher sein Herrenhaus in Schuss. „Übrigens besteht der Mann auf kleine Rollen in den Pilcher-filmen, und wenn er nur mit seinem Hund durchs Bild läuft“, berichtet Kimpel.
Überhaupt seien die Mitfahrer meistens große Pilcher-fans. „Es geht dann und wann auch schon einmal ein kleiner Schluchzer durch den Bus“, hat Michael Kimpel beobachtet. Ab Mai soll die Doku-soap im MDR zu sehen sein.
Nachfrage hat noch eingesetzt
Herrenhaus-besitzer läuft durch das Bild