Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Fehlende Fachkräfte, fehlende Perspektiven
Arbeitsmarkt sollte verstärkt Rücksicht nehmen auf individuelle Lebens- und Familienplanungen
Zu „Maschinenbau expandiert weiter“vom 3. Januar:
Seit 20 Jahren also wird er beklagt, der Fachkräfte-mangel. Statt zu klagen hätte man vielleicht eher mal nach den Ursachen suchen und diese abstellen sollen. Dabei liegen die Gründe für unseren demografischen Wandel und den damit verbundenen Fachkräfte-mangel gar nicht so tief verborgen. Wie ist es denn bestellt um eine (zukunftsichere) Lebens- und Familienplanung angesichts zunehmender Flexibilisierung des Arbeitsmarktes inclusive Niedriglohn, Leiharbeit und prekärer Beschäftigung? Nicht zu vergessen die Vernachlässigung von Ausbildung, die man, weil teuer, gern Anderen überlassen hat. Abwanderung (z.b. aus Thüringen), Kinderbetreuung, Schulen, Wohnraum und Mieten kann man auch erwähnen.
Es werden nicht die einzigen Gründe sein, aber so ganz unbedeutend sind sie wohl auch nicht. Natürlich kann man die Meinung vertreten, in der heutigen Zeit wären solcherart Bedingungen von Markt und Glo- balisierung aufgezwungen und somit alternativlos. Mag alles sein, nur sollte man dann auch nicht über die Auswirkungen klagen. Aber die Lösung scheint ja nun in Sicht – was der Heilsbringer Digitalisierung nicht schafft, das übernimmt das neue Fachkräfte-einwanderungsgesetz. Die Folgen solcherart Fachkräfte-entzugs in den Her- kunftsländern sollten uns nicht weiter kümmern und die möglicherweise daraus resultierende Zunahme von Wirtschaftsflüchtlingen wird wie immer das Problem der Allgemeinheit sein. Ob so die bevorstehenden Herausforderungen für unsere Gesellschaft bewältigt werden, mag jeder für sich entscheiden.
Holger Jakob, Seebach Scannen Sie den Code ein, um unseren Newsletter zu abonnieren und gewinnen Sie mit etwas Glück Karten für das Konzert von Matthias Schweighöfer. Wir empfehlen QR Droid (Android) oder QR Code Scanner (iphone).