Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Waffengeschäfte und Journalistenmorde im Tatort
In der Jubiläumsfolge aus Wien geht es für die Schauspieler Adele Neuhauser und Harald Krassnitzer vordergründig sehr politisch zu
Berlin. Mindestens 80 Medienmitarbeiter sind 2018 nach Angaben der Organisation Reporter ohne Grenzen weltweit getötet worden. Auch im Wiener „Tatort: Wahre Lügen“wird an diesem Sonntag eine Journalistin ermordet. Doch steht ihr Tod tatsächlich im Zusammenhang mit ihren Recherchen zu illegalen Waffengeschäften? Das bewährte Duo Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser) nimmt zum 20. Mal gemeinsam die Ermittlungen auf.
Dabei setzen die Wiener immer wieder auf beliebte Stilmittel, die auch im neuen Fall nicht fehlen: die freundschaftliche Kollegialität der Ermittler, die persönlichen Krisen von Bibi Fellner sowie ihre Neigung, Zeugen und Verdächtige bei sich zu Hause aufzunehmen. In „Wahre Lü- gen“ist das Vertrauen beider untereinander besonders wichtig, denn Eisner und Fellner weht kräftiger Wind entgegen. Die tote Journalistin wurde in einem Auto im Wolfgangsee versenkt, an ihrer Hand klebt eine Pistole. Schnell wird klar, dass ihre Recherchen auch mit dem Fall Karl Lütgendorf zu tun hatten. Der ehemalige österreichische Verteidigungsminister hatte sich 1981 selbst erschossen, bis heute halten sich aber Gerüchte, dass er ermordet wurde. Lütgendorf war 1977 wegen des Verdachts, in illegale Waffengeschäfte verwickelt zu sein, zurückgetreten.
Eisner und Fellner rollen den Fall und die Zweifel an der SelbstmordTheorie auf, mächtige Kräfte auch aus dem eigenen Haus legen neue Steine in den Weg. Zudem gerät auch die Lebensgefährtin der Toten (Emily Cox) in den Blick, die parallel ihre eigenen Ermittlungen aufnimmt. Nicht zuletzt durch diese Einmischungen entsteht ein spannender und hochpolitischer „Tatort“voller Mysterien und Vertuschungen, der in großen Teilen düster und bedrohlich daher kommt. (dpa)