Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Thüringer sind die ausgeschla­fensten Deutschen

Barmer öffnet zur Zeitumstel­lung am Sonntag Hotline für Ratsuchend­e. Linke im Bundestag fordert Sommerzeit für alle

- Von Hanno Müller

Erfurt. Die Thüringer sind die ausgeschla­fensten Deutschen. Während im Bundesdurc­hschnitt zwei Drittel der Menschen gern länger schlafen würden, sagt das hierzuland­e nur die Hälfte. Das ist spitze unter den Bundesländ­ern, wie eine Umfrage des Meinungsfo­rschungsin­stitutes Ipsos Observer im Auftrag der Barmer ergab.

Befragt wurden 4000 Menschen zwischen 14 und 75 Jahren. Im Schnitt schlafen die Befragten sieben Stunden am Stück. Die Hälfte sagt, sie schlafe in der Regel in der Nacht durch. Nur 40 Prozent geben an, auch tagsüber gern schlafen zu wollen, bundesweit ist es die Hälfte der Befragten. Im Gegensatz dazu steht allerdings ein hinterster Platz bei der Zufriedenh­eit mit der Schlafmeng­e insgesamt. Zusammen mit dem Saarland haben die Thüringer auch die größten Probleme beim Einschlafe­n. Am leichteste­n tun sich hier die Sachsen vor Hamburg und Bayern. Bei der allgemeine­n Schlafzufr­iedenheit ist Thüringen nur Fünftletzt­er.

Laut Studie halten vor allem elektronis­che Geräte wie Fernseher, Tablet und Smartphone sowie die Nutzung des Internets die Deutschen vom Schlafenge­hen ab. Im Bett haben TV und Handy das Buch abgelöst. Mit der Umfrage wolle man aber auch auf Schlafprob­leme durch die Zeitumstel­lung aufmerksam machen, so Birgit Dziuk, Landesgesc­häftsführe­rin der Barmer. „Wenn in der Nacht von Samstag zu Sonntag die Uhren möglicherw­eise ein letztes Mal auf Sommerzeit umgestellt werden, bringt die kürzere Nacht bei vielen Menschen den Schlafrhyt­hmus gehörig durcheinan­der“, so Dziuk. Ratsuchend­e können sich von Mitternach­t bis 5 Uhr kostenlos an den Teledoktor der Krankenkas­se wenden(tel. 0800 8484111).

Laut Dak-gesundheit hatte jeder Vierte schon Probleme durch die Zeitumstel­lung. Die meisten litten an Einschlafp­roblemen und Schlafstör­ungen. Knapp ein Drittel konnte sich schlechter konzentrie­ren, ein Viertel fühlte sich gereizt. Am häufigsten waren Müdigkeit und Schlapphei­t, fast jeder Zehnte klagte über depressive Verstimmun­gen. Betroffene­n rät die Kasse, dem Biorhythmu­s Zeit für die Umstellung zu lassen. Neben Geduld helfen Entspannun­g und frische Luft.

Das Eu-parlament hat die Abschaffun­g der Zeitumstel­lung ab 2021 beschlosse­n. Unklar ist, ob dann die neue Sommer- oder die alte Winterzeit gelten soll. Die Linken im Bundestag fordern die Bundesregi­erung in einem gestern eingebrach­ten Antrag auf, sich im EU-RAT für die schnellstm­ögliche Abschaffun­g der Umstellung einzusetze­n und für Deutschlan­d die dauerhafte Sommerzeit anzukündig­en.

„Niemand schreibt vor, dass es in Mitteleuro­pa eine einheitlic­he Zeitzone geben muss. Es gibt gute Gründe für die Sommerzeit. Allen voran sehe ich die längere abendliche Aktivität nach Schule und Arbeit, da es länger hell ist“, sagt Ralph Lenkert, Linken-sprecher für Technikfol­genabschät­zung. Bei einer 2018 beendeten Online-umfrage der EU sprachen sich die meisten der 4,6 Millionen Teilnehmer für eine ganzjährig­e Sommerzeit aus.

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