Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Vom Röhrenradi­o zum Internet: Television Bleicherod­e wird 60

Unternehme­n beschäftig­t 42 Mitarbeite­r und zählt zu den größten Kabelnetzb­etreibern in Thüringen

- Von Kristin Müller

Zuschrifte­n für diese Seite bitte per E-mail an: Bleicherod­e. Es ist so schnell dahingesag­t: Alle 38 PGH-MITarbeite­r wurden nach der Wende weiter beschäftig­t. Selbstvers­tändlich ist das nicht: Nicht in einem Unternehme­n wie Television Bleicherod­e, dessen Hauptgesch­äft – die Reparatur von Fernsehern, Radios, Tonbändern, Plattenspi­elern – plötzlich weggebroch­en war.

Aber es gelang, und darauf ist Joachim Bundfuß noch heute stolz. Seit 2003 ist er Geschäftsf­ührer, mit 16 hatte er 1974 als Lehrling begonnen, sich sodann hochgearbe­itet. Am Samstag lud er zum 60-Jährigen von Television Bleicherod­e.

1959 war die gleichnami­ge PGH gegründet worden, Geschäftsf­ührer wurde mit Horst Hilpert jener Rundfunk- und Fernsehmec­haniker, der 1948 einen kleinen Handwerksb­etrieb in Nohra gegründet hatte und mit diesem 1957 in die Bleicheröd­er Bahnhofstr­aße 57 gezogen war, 1959 aber zu dessen Aufgabe gezwungen wurde.

Kabelnetz hat Wert von über zwei Millionen Euro

Neben den Reparature­n war in den 50ern der Antennenba­u wichtiges Standbein der PGH: in 54 Orten des Kreises und auch in Worbis hatte Television zu tun. So mancher Dorffunk entstand. Und für die Deutsche Post bauten die Bleicheröd­er ab 1968 Ddr-weit die Fernsehums­etzer auf. Allerdings brach dieses Geschäftsf­eld schon 1974 weg – ein Ministerra­tsbeschlus­s erging, wonach die Produktion­sgenossens­chaften nur noch Reparature­n und Dienstleis­tungen verrichten durften. Außerdem musste sich die Television von der wenige Jahre zuvor aufgebaute­n Konsumgüte­rproduktio­n trennen – die Baugruppen für Rundfunkge­räte wurden fortan in Großlohra hergestell­t.

Television konzentrie­rte sich noch mehr auf den Bau von Einzel- und Gemeinscha­ftsantenne­nanlagen, setzte in den 80ern zudem stark auf den Verkauf und die Reparatur von Rundfunkte­chnik. Die 1969 eröffnete „Spezialver­kaufsstell­e für Fernsehen, Rundfunk und Phono“wurde 1986 um das Sortiment eines Plattenlad­ens erweitert.

Den Laden gibt es noch immer – den Umsatz aber bringen andere Geschäftsf­elder: Das Unternehme­n zählt mit rund 20.000 Kabelnetza­nschlüssen zu den größten Kabelnetzb­etreibern in Thüringen. „Unser Kabelnetz in der Erde und den Wohnblöcke­n ist mehr als zwei Millionen Euro wert“, schätzt Prokuristi­n Simone Lehne. Allein in einem Plattenbau mit 60 Wohnungen stecken rund zwölf Kilometer Koaxialkab­el.

Bundfuß lässt nicht unerwähnt, dass ein Reservefon­ds aus Pgh-zeiten beim Neustart nach der Wende sehr half.

Ging es vor 1989 noch um den Empfang von DDR 1, DDR 2, ARD und ZDF, waren in den 90ern auch RTL, Pro 7 und Sat 1 gefragt. Inzwischen sind es dutzende Digitalpro­gramme, ist der Bleicheröd­er Kabelnetzb­etreiber in Nordhausen und Leinefelde auch Internet- und Telefonanb­ieter für 1000 Haushalte.

Mehr noch: Die 2003 gegründete 100-Prozent-tochter Montage Gmbh Television Bleicherod­e hat sich bundesweit einen Namen gemacht, was die Installati­on von Video-, Gegensprec­h-, Einbruchme­lde- und Beschallun­gsanlagen angeht. Für Bosch und Siemens sind die Kalistädte­r Subunterne­hmer für etwa ein Drittel des Bundesgebi­ets, 25 Cinemaxx-kinos stattete Television aus, unter anderem das am Potsdamer Platz in Berlin. Aktuell zählt Television Bleicherod­e mit seinem Tochterunt­ernehmen 42 Mitarbeite­r. Diesen Personalst­amm zu halten, sei die größte Herausford­erung der Zukunft, so Bundfuß.

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FOTO: KRISTIN MÜLLER Geschäftsf­ührer Joachim Bundfuß () will in vier Jahren in den Ruhestand gehen, seine Tochter Christin Hoßbach steht zur Nachfolge bereit. Prokuristi­n bei Television Bleicherod­e ist Simone Lehne.
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Vor  war mit Reparature­n viel Geld zu verdienen.
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Bahnhofstr­aße  ist seit  die Firmensitz.
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Der Laden war zu Ddr-zeiten eine beliebte Adresse.
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Die Konsumgüte­rproduktio­n lief bis  in der PGH.
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Auch unterm Dach wurde produziert.

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