Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Den Moment nutzen
Der FC Carl Zeiss Jena startete in die Vorbereitung. Das größte Geheimnis: Wohin geht‘s ins Trainingslager?
Jena. Es ist das wohl am besten gehütete Geheimnis in Jena: Am 30. Juni geht es für die Kicker des FC Carl Zeiss Jena ins Trainingslager. Wohin? Trainer Lukas Kwasniok grient wie ein Honigkuchenpferd. „Das verrat ich nicht. Niemandem“, erklärt er. Es solle doch bitteschön für alle eine Überraschung werden. Es gebe doch Spieler, für die ist es das gefühlt 18. Trainingslager, das erneut in irgendeine Sportschule gehe. Und auch für die werde es dieses Mal eine gänzlich neue Erfahrung.
„Dieses Trainingslager soll so etwas werden wie ein Junggesellenabschied, bei dem der Bräutigam erst im Flugzeug erfährt, wo es hingeht“, sagt Kwasniok. Aber nein, nein, man werde jetzt nicht irgendwo an den Ballermann fliegen. „Wogegen sicherlich keiner etwas hätte“, wie Neuzugang Nico Hammann augenzwinkernd anfügt. Aber Spaß beiseite: „Das wird es ganz sicher nicht werden.“Und Lukas Kwasniok schweigt und genießt die Unwissenheit seiner Mitmenschen sichtlich.
Aufgeräumt und voller Tatendrang marschierte Kwasniok gestern zum Trainingsauftakt auf den Rasen. Die Neuzugänge, die bekannt sind, waren alle dabei – angeführt vom alten Hasen Hammann, der es auf stolze 31 Lenze bringt. „Ich habe mich schon ein wenig umgeguckt und musste feststellen, dass ich tatsächlich der älteste auf dem Platz war. Das ist auch für mich etwas Neues“, sagt der Abwehrmann, der vom Zweitligaabsteiger 1. FC Magdeburg nach Jena kam. An den Kernbergen soll er die Abwehr zusammenhalten – denn dort, so sagt es der Trainer, werde auch künftig das Hauptaugenmerk liegen. „Defense wins championships“, sagt Hammann und lacht. Zu deutsch: Meisterschaften werden in der Abwehr gewonnen. Wobei er damit aber unter keinen Umständen ein Saisonziel verraten haben will. In Jena, das weiß man, gehe es nur um eins: den Klassenerhalt. Dafür werde man die nächsten Wochen nutzen, um der Mannschaft die Kwasniok‘sche Spielphilosophie einzuimpfen. Der Zeiss-coach hofft, dass es ihm rasch gelinge – denn der Zeitpunkt für den Umbruch sei günstiger denn je. Mit dem Schwung des gerade noch geschafften Klassenerhaltes im Rücken sei es leichter, Dinge zu ändern, wie er erklärt. Und damit eben auch Dinge voranzubringen, „dem Verein, der Stadt, der Mannschaft eine andere Haltung zu verpassen. Dass die Menschen hierherkommen und sagen: Wir sind was. Das zu implementieren, ist eine geile Aufgabe. Dafür müssen wir den Moment nutzen“, sagt Kwasniok, der ankündigt, dass in den nächsten Tagen noch Offensivkräfte zum Kader stoßen werden. Einer schon am heutigen Dienstag: ein Ausleihgeschäft mit einem Bundesligisten. Der Name, klar, der sei ein ebenso gut gehütetes Geheimnis wie das Ziel des Trainingslagers.
Dass man die vermeintlich besten Spiel in diesem Sommer verloren habe, sei kein Problem, sondern eine Tatsache, wie Kwasniok erklärt. „Wir haben aber auch Qualität hinzugewonnen und müssen die Spieler auf das Niveau hieven, was Manfred Starke oder Maximilian Wolfram eben hatten“, sagt der Fußball-lehrer.
Nico Hammann will mithelfen – als erfahrener Mann im Abwehrzentrum, als Ruhepol. „Das war auch der Grund, weshalb ich mich für Jena entschieden habe. Das ist etwas, was ich so bisher noch nicht hatte“, sagt der Ex-magdeburger. Er glaubt, dass ihm die Rolle als Leitwolf recht gut liegen könnte. Der erste Eindruck sei jedenfalls äußerst positiv, wenngleich er da nur über den Klub und das Team sprechen kann. „Das Stadion kenne ich ja schon von Spielen mit Magdeburg hier. Ich bin jetzt erst angereist und habe von der Stadt an sich noch nichts gesehen“, sagt er. Das aber werde er freilich rasch nachholen.
Klar ist, dass er vom 30. Juni bis 5. Juli keine Zeit haben wird – da ist schließlich Trainingslager. Das große Rätselraten, das verrät Hammann, das habe schon begonnen ...
„Dem Verein eine andere Haltung verpassen.“