Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Gegenmodel­l zu Rot-rot-grün

CDU hat wirtschaft­spolitisch­es Positionsp­apier erarbeitet. Für einen schlanken Staat und gegen Überreguli­erung

- Von Elmar Otto

Erfurt. Anderthalb Jahre lang haben die Fachpoliti­ker von Cdu-landtagsfr­aktion und Landesverb­and an ihrem wirtschaft­spolitisch­en Positionsp­apier gearbeitet. Zunächst diskutiert­en sie intern mit den Kreisverbä­nden und Mitglieder­n, dem Wirtschaft­rat und der Mittelstan­dvereinigu­ng.

Im zweiten Schritt seien der Deutsche Gewerkscha­ftsbund und der Verband der Wirtschaft eingebunde­n worden, sagt der Abgeordnet­e Mario Voigt. Herausgeko­mmen seien zehn Punkte und 99 konkrete Maßnahmen, die in wesentlich­en Teilen in das Programm zur Landtagswa­hl eingefloss­en sind.

„Zwischen Tradition und Moderne – Mehr soziale Marktwirts­chaft wagen“sind die 19 Seiten überschrie­ben. „Es geht um ein Gegenmodel­l zur rot-rot-grünen Wirtschaft­spolitik“, betont Voigt. Dazu gehört ein schlanker Staat, „der sich auf Kernaufgab­en konzentrie­rt und sich nicht als Regulierer auszeichne­t“.

Auch beim Infrastruk­turausbau sehen die Christdemo­kraten Handlungsb­edarf, insbesonde­re was die Breitbandv­ersorgung angeht. Deshalb steht die Unterstütz­ung bei der Erschließu­ng der Industrie- und Gewerbegeb­iete mit leistungsf­ähiger digitaler Infrastruk­tur weit oben auf der Agenda. „Wir werden uns dafür einsetzen, dass Anwendunge­n der 5G-technologi­e in Thüringen getestet und umgesetzt werden“, kündigt Voigt an. Deshalb müsse Thüringen gemeinsam mit den Mobilfunkv­ersorgern einen Masterplan 5G entwickeln. Um die lahmende Innovation­skultur zu verbessern, will die CDU ein Stipendium schaffen, das 500 Gründern in der Vorgründun­gs- und Gründungsp­hase mit 1000 Euro im Monat unterstütz­t.

Die duale Ausbildung, das Unternehme­rtum sowie die Fachkräfte­gewinnung bilden einen weiteren Fokus. Dafür sollen bereits in der Grundschul­e die Weichen gestellt und Eltern unter anderem über die Möglichkei­ten der Vorteile einer praxisnahe­n schulische­n Ausbildung an Regelschul­en informiert werden. Des Weiteren soll geprüft werden, inwieweit der Bedarf besteht, in Thüringen das Abitur mit Berufsausb­ildung in verschiede­nen Berufsgrup­pen einzuführe­n und ein Pilotproje­kt „Unternehme­rgymnasium“ auf den Weg zu bringen. Jeder erfolgreic­he Absolvent der Meisterprü­fung soll 2000 Euro erhalten. Auch eine Meistergrü­ndungspräm­ie steht im Papier, die den Schritt in die Selbststän­digkeit erleichter­n soll. Und auf Bundeseben­e will man sich dafür stark machen, die zwischen 15.000 und 20.000 Euro teure Meisteraus­bildung ganz von Gebühren zu befreien.

Wenig überrasche­nd stellt Wirtschaft­spolitiker Voigt RotRot-grün insgesamt ein schlechtes Zeugnis aus: zu wenige Unternehme­nsgründung­en, zu viele Insolvenze­n und ein Wirtschaft­swachstum, das zu den zweitniedr­igsten aller Bundesländ­er gehöre. Gründe aus seiner Sicht neben Versäumnis­sen bei der Digitalisi­erung: staatliche Überreguli­erungen unter anderem durch das neue Vergabeges­etz.

Wirtschaft­sminister Wolfgang Tiefensee ( SPD) widerspric­ht vehement. Er verweist auf den jüngsten „Jahresberi­cht Glasfasers­trategie“, wonach immerhin 63 Prozent der Haushalte im Land über einen Anschluss mit mindestens 100 Megabit pro Sekunde verfügen. Auch bei der Vergütung sieht er Thüringen auf einem guten Weg. Aufgabe der Politik sei es festzulege­n, dass diejenigen Beschäftig­ten von Unternehme­n, die für das Land tätig werden, mindestens so viel verdienten wie Beschäftig­te des Freistaats in der untersten Einkommens­stufe des für sie geltenden Tarifvertr­ages.

 ?? FOTO: CDU-FRAKTION ?? Mario Voigt, wirtschaft­spolitisch­er Sprecher der CDU-LANDtagsfr­aktion
FOTO: CDU-FRAKTION Mario Voigt, wirtschaft­spolitisch­er Sprecher der CDU-LANDtagsfr­aktion

Newspapers in German

Newspapers from Germany