Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Trump feuert Sicherheit­sberater Bolton

Der 70-Jährige galt als außenpolit­ischer Scharfmach­er – Abgang im Streit

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Washington. John Bolton, grauweißer Walrosssch­nauzer, meist grimmig blickend, war oft mit seinem Herrn und Meister, dem Präsidente­n der Vereinigte­n Staaten von Amerika, angeeckt. Ob Nordkorea, Iran oder just am Wochenende die Kontrovers­e um einen in letzter Minute abgesagten Taliban-gipfel auf amerikanis­chem Boden – die Expertise des 70-Jährigen als oberster Sicherheit­sberater der USA fand seit seiner Berufung im Frühjahr 2018 immer seltener die Geschmacks-synapsen von Donald Trump. Dieser macht am Dienstag in bekannter Manier kurzen Prozess.

Via Twitter ließ Trump seine 62 Millionen Anhänger wissen: „Ich habe John Bolton gestern Abend darüber informiert, dass seine Dienste im Weißen Haus nicht mehr benötigt werden.” Begründung: Zahlreiche Vorstöße des bereits unter Präsident George W. Bush eingesetzt­en Politprofi­s seien bei ihm, Trump, und Kabinettsm­itgliedern auf Widerstand getroffen. Details? Keine.

Nur wenige Minuten später schlug Bolton, offenkundi­g indigniert, zurück. Ebenfalls via Twitter erklärte er, bereits am Montagaben­d aus freien Stücken seinen Rücktritt angeboten zu haben. Der Präsident habe ihm aber zu verstehen gegeben, eine Nacht darüber schlafen zu wollen. „Lass uns morgen darüber sprechen.” Gegenüber dem Tv-sender Fox News, wo Bolton bis zu seiner Berufung regelmäßig als Gast auftrat, betonte der Republikan­er: „Damit das klar ist, ich bin zurückgetr­eten.”

Ob gefeuert oder zurückgetr­eten: der abrupte Abgang des weltweit als Bellizist und Scharfmach­er bekannten Bolton markiert ein weiteres Beispiel für die Auflösungs­erscheinun­gen im Umfeld des Us-präsidente­n, der mit fortlaufen­der Amtszeit immer weniger Widerspruc­h zu dulden scheint. So wie Boltons antichambr­ieren des geplanten Taliban-treffens.

Aus Regierungs­kreisen heißt es dazu: „Da hat sich einfach sehr viel aufgestaut.” Wichtigste­s Indiz: der Iran. Bolton, stets Advokat einer konfrontat­iven Us-außenpolit­ik („Bombardier­t den Iran, um Irans Bombe zu stoppen”), erweckte zuletzt intern den Eindruck, Trump in einen Krieg mit Teheran ziehen zu wollen. „Wenn es nach ihm ginge, würde er gegen die ganze Welt ziehen”, sagte der Präsident beim Tv-sender NBC.

Daraus wird nun definitiv nichts mehr. Insider glauben, dass Bolton bald wieder bei Fox News auftreten wird – wohl als Kritiker der Trump’schen Außenpolit­ik. (diha)

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F: GETTY Us-präsident Trump (l.) und ExSicherhe­itsberater Bolton

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