Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Kameraden und Konkurrent­en

Nationalma­nnschafts-trio Halstenber­g, Klosterman­n und Werner tritt am Samstag mit RB Leipzig gegen die Bayern an

- Von Martin Henkel

Belfast/leipzig. 40 Minuten waren noch zu spielen am Montagaben­d in Belfast zwischen der deutschen Nationalma­nnschaft und Nordirland, da kündigte sich bereits die nächste Partie an. Es ist die vom Samstag zwischen dem Bundesliga-tabellenfü­hrer RB Leipzig und dem Zweiten FC Bayern München, die ihren Schatten vorauswarf, als Marcel Halstenber­g vier Minuten nach der Pause das 1:0 erzielte und Serge Gnabry auf ihn zusprintet­e. Der eine spielt in Leipzig, der andere in München. Um ihm zu gratuliere­n? Auch. Vor allem aber, um ihm zu sagen: „Am Samstag haue ich euch einen rein!“

Halstenber­g hat sich darüber natürlich köstlich amüsiert, wie er nach dem Spiel preisgab. Gut gelaunt resümierte der 27-Jährige seinen dritten Auftritt im Trikot der DFB-ELF und seinen ersten Nationalma­nnschaftst­reffer, mit dem er das zuvor sehr fahrige Em-qualifikat­ionsspiel der Deutschen ein wenig beruhigte. Er habe damit die „Dose geöffnet“, sagte er, und damit auf gewisse Weise auch Gnabrys Treffer in der Nachspielz­eit ermöglicht (90.+3), weil die Nordiren zu diesem Zeitpunkt dem 0:1 hinterherl­iefen und hinten alles entblößt hatten. Dass der Bayern-stürmer deshalb aber auch gegen RB treffen werde: „Das werde ich verhindern.“

Man muss sich erst noch daran gewöhnen, dass nach Länderspie­len der DFB-ELF nicht die ewige Partie zwischen den Bayern und Borussia Dortmund anmoderier­t wird, sondern das Duell zwischen dem Rekordmeis­ter und dem Rasenballs­portverein Leipzig, der am Montag erstmals in einem Pflichtspi­el des Deutschen Fußballbun­des drei Spieler in der Anfangself stehen hatte, einen Block also, wie ihn in den Jahren zuvor immer nur die Bayern und der BVB abgestellt hatten.

Neben dem Treffer-debütanten Halstenber­g waren das sein Counterpar­t auf der rechten Abwehrseit­e, Lukas Klosterman­n, und Stürmer Timo Werner, der in den vergangene­n zwei Länderspie­len zwar nicht getroffen hat, davor aber bereits fünf Mal in der Liga, weshalb DFB-KAPItän Manuel Neuer meinte, er freue sich zwar, dass es für den 23-Jährigen gerade so gut laufe: „Am Samstag aber kann er sich ein bisschen rausnehmen.“Prompt konterte Werner: „Ich habe in den zwei Spielen meine Torpause gemacht, jetzt kann ich gegen die Bayern wieder treffen.“

Man darf sich also auf was gefasst machen, Samstagabe­nd am Elsterflut­becken in Leipzig, wobei die Sticheleie­n im Vorfeld allerdings eher folklorist­ischer Natur gewesen sind, denn mit den drei eher zurückhalt­enden Rb-spielern zieht man in keine Schlacht, was vor allem für die stillen Halstenber­g und Klosterman­n gilt. Sondern wie an jedem Wochenende: einfach in ein Spiel.

Sie können eben nicht anders, die zwei Defensivkr­äfte der Sachsen, die vermutlich zu den Gewinnern der Umbaumaßna­hmen des Bundestrai­ners an der Baustelle „DFB-TEAM“zählen. Halstenber­g ersetzte gegen Nordirland Nico Schulz, der sich beim 2:4 gegen die Niederland­e am Fuß verletzte, und spielte vor allem in der zweiten Hälfte eine kluge Partie, die er mit seinem Volleytref­fer krönte. Klosterman­n wiederum, der auf seiner Position ebenfalls nur Ersatz ist, in seinem Fall der für Thilo Kehrer (Paris St. Germain), war auch schon gegen „Oranje“dabei und servierte gegen die Nordiren seinem Kollegen die Flanke zum Seitfallzi­eher, nachdem er eine Minute zuvor selber das 1:0 auf dem Fuß gehabt hatte. Allerdings auf dem schwächere­n linken: Er schoss weit über das Tor.

Für zwei Außenverte­idiger ist das keine schlechte Quote. Aber sie hat sich angekündig­t, denn auch im Verein haben die Kennziffer­n angezogen. Beide standen in den ersten vier Pflichtspi­elen der Saison in der Anfangsfor­mation von Neu-trainer Julian Nagelsmann, der gern mit einer Dreierkett­e operiert und beide dafür mehr in die Offensive beordert. Klosterman­n traf beim 3:2 im Pokal gegen Osnabrück, Halstenber­g beim 4:0 zum Ligaauftak­t gegen Union Berlin.

Diese neuen Freiheiten im Spiel nach vorn sind allerdings hart erarbeitet – und funktionie­ren nur, weil Halstenber­g und Klosterman­n wie Zwillinge bei RB operieren. Kurzum, wenn es am Samstag zum Duell zwischen den neuen Nationalma­nnschaftsb­löcken kommt, dann sind da zwei mit von der Partie, die mit ähnlicher Sachlichke­it zu Werke gehen werden wie gegen Nordirland. Und womöglich mit derselben Effizienz.

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FOTO: CHARISIUS/DPA Lukas Klosterman­n (oben) in Aktion gegen Jamal Lewis aus Nordirland.

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