Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Patient stirbt bei Großbrand
Bei einem Feuer in einem Düsseldorfer Krankenhaus kommt 77-Jähriger ums Leben. 180 Feuerwehrleute im Einsatz
Düsseldorf. Die Nachtschicht läuft längst, als in der Nacht zum Dienstag in einem Düsseldorfer Krankenhaus das Angst-szenario in einer Klinik ausbricht. Dichter schwarzer Rauch breitet sich aus, dem nicht alle entkommen können. In einem der Zimmer stirbt ein 77-Jähriger an einer Rauchgasvergiftung. Vier weitere Patienten werden lebensgefährlich verletzt in andere Krankenhäuser verlegt. Einen von ihnen müssen die Feuerwehrleute aus dem brennenden Zimmer retten.
Die Räumung des völlig verrauchten Gebäudeteils mit sieben Etagen ist eine gewaltige Herausforderung, schließlich müssen viele bettlägerige Patienten in sichere Bereiche des Krankenhauses gebracht werden. Zwischenzeitlich müssen Rettungskräfte mehr als 100 Patienten versorgen, sagt ein Polizeisprecher. Die Bilanz am Tag danach: 19 Menschen wurden durch den Brand verletzt. Ob es sich um Patienten oder um Klinikmitarbeiter handelt, blieb am Tag danach zunächst unklar – ebenso wie auch die Ursache. Das Fenster des Zimmers, in dem das Feuer ausbrach, ist nur noch ein großes, schwarzes Loch. Ruß liegt auf der Außenmauer Richtung Himmel. 180 Feuerwehrleute waren die ganze Nacht im Einsatz, dazu 137 Leute der Freiwilligen Feuerwehren, die Bereitschaftsdienst schoben. Eugen Brysch, Vorsitzender der Deutschen Stiftung Patientenschutz
Auch Brandermittler waren noch in der Nacht vor Ort. Die Spurensuche dauere aber an, hieß es am Dienstag in einer Mitteilung der Polizei. Peter Schmitz, der Pressesprecher des Verbunds Katholischer Kliniken Düsseldorfs, dem Träger des Krankenhauses, erklärte zu jenen vier Menschen, die mit einer Rauchgasvergiftung noch in Lebensgefahr schwebten: „Sie sind auf dem Weg der Besserung, aber das ist eine verhaltene Info“. Das Feuer selbst war in einem Patientenzimmer auf einer internistischen Station in der zweiten Etage ausgebrochen. Das Zimmer brannte vollständig aus, auch weil eine dort verlegte Sauerstoffleitung durch die Hitze zerstört wurde und den Brand zusätzlich anheizte. Nach etwa einer Stunde sei das Feuer aber gelöscht gewesen.
Zum Problem wurde aber vor allem der beißende Rauch, der den Einsatzkräften schon beim Eintreffen entgegenschlug. Schnell seien zunächst 15 Menschen aus dem Gefahrenbereich gerettet worden – einige von ihnen wurden mit Drehleitern aus dem Gebäude geholt. Weil der Rauch sich schnell auf weitere Etagen ausgebreitet habe, wurden auch von dort Patienten in einen rauchfreien Gebäudeteil gebracht. Eine Patientin aus Mettmann war dabei, als das Feuer ausbrach: „Irgendwann kamen Schwestern in die Zimmer und schlossen alle Fenster. Die waren ganz leise und ruhig“, sagte die Frau. Sie lag auf einer Station, die nicht unmittelbar von dem Feuer betroffen war. Sie betont, dass die Schwestern alle sehr umsichtig und beruhigend gewirkt hätten. „Es gab keine Hektik, niemand ist gerannt. Das Personal des Marien Hospitals kann ich nur in höchsten Tönen loben.“
Auch am Dienstagmorgen, dem Tag nach dem Brand, ließ sich das Klinikpersonal nicht aus der Ruhe bringen, heißt es. Erst Mitte August war bei einem Brand in einem Krankenhaus in Mönchengladbach ein Patient ums Leben gekommen. Ende Juli war in einer Lungenklinik in Köln ein Brand ausgebrochen, bei dem ein Patient starb. Die Deutsche Stiftung Patientenschutz nahm den Brand Montagnacht zum Anlass, um ihre Forderungen nach einer Verbesserung des Brandschutzes in deutschen Krankenhäusern zu bekräftigen. Eugen Brysch, der Vorsitzende der Stiftung Patientenschutz, wies auf Anfrage darauf hin, dass es „jede Woche“in deutschen Krankenhäusern brenne.
Allein in diesem Jahr seien bislang sieben Menschen bei solchen Bränden ums Leben gekommen. „Aber weder die Bundesländer noch die Einrichtungen ziehen daraus Konsequenzen“, erklärt Brysch.
Der Brandschutz in den 2000 Kliniken und 14.500 Pflegeheimen sei „nicht ausreichend“. Für Menschen, die sich selbst nicht retten könnten, böten bei der Feuerwehr aufgeschaltete Brandmeldeanlagen keinen genügenden Schutz. Der Patientenschützer fordert den Gesetzgeber zum Handeln auf.
Die Installation von Sprinkleranlagen auf allen Stationen müsse zur Vorschrift werden. „So etwas ist für Möbelhäuser und Lagerhallen heutzutage schon längst überall Standard“, erklärte der Stiftungs-vorsitzende. (mit dpa)
„Weder die Bundesländer noch die Einrichtungen ziehen Konsequenzen.“
„Jede Woche“kommt es zu einem Klinik-brand