Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Grüne wollen Schauspielschule in Thüringen
Überraschender Vorstoß im Wahlprogramm: Akademie für Talente aus aller Welt soll mit Theatern arbeiten
Erfurt. Eine international ausgerichtete Schauspielschule jenseits der klassischen Sprechtheaterausbildung schlagen Thüringens Bündnisgrüne vor. „Wir möchten den Anstoß zur Gründung einer International Academy of Performing Arts anregen, die eng mit den Thüringer Theatern zusammenarbeitet“, heißt es im Programm der Partei zur bevorstehenden Landtagswahl im Oktober. Sie solle attraktiv für Talente aus aller Welt sein und offen gegenüber künstlerischen Entwicklungen im globalisierten Zeitalter.
Man wolle allerdings nicht gleich eine neue Hochschule gründen, sagte Landeschefin Stephanie Erben unserer Zeitung. Diese „neue und schöne Idee“sei parteiintern intensiv diskutiert worden, müsse in Thüringen aber erst einmal etabliert werden. „Um das Wirklichkeit werden zu lassen, müssen wir noch eine ganze Menge weiterer Gespräche dazu führen.“
Eingebracht hatte die Idee der Regisseur Bernhard Stengele. Er war zwischen 2012 und 2017 Schauspieldirektor am Theater Altenburg-gera und arbeitete in dieser Zeit häufig international. Seit 2015 Mitglied der Thüringer Grünen, bewirbt er sich derzeit in und um Altenburg um ein Direktmandat für den Landtag.
Es gehe um „ein anderes, präziseres und tiefergehendes Angebot, nicht nur für den deutschen, sondern auch internationalen Markt auszubilden“, so Stengele, „auch angesichts der internationalen Vernetzung von Bühnen.“Die Schauspielszene lässt demnach nationale und sprachliche Grenzen zunehmend ebenso hinter sich wie die Grenzen zwischen Sprech- und Musiktheater oder Tanz. Dem könne man mit neuen Ausbildungs- und Trainingsform in Thüringen erstmals in Deutschland Rechnung tragen. Der Bedarf sei jedenfalls vorhanden.
Ein Konzept liegt zwar noch nicht vor. Er könnte es jedoch innerhalb von ein paar Tagen niederschreiben, so Stengele. „Es ist gut diskutiert und vorbereitet.“Ganz bewusst wolle man die Akademie aber nicht in Weimar oder Erfurt ansiedeln, sondern „nach Thüringen hineingehen“. Sie könne im Wechsel an Rudolstadt, Jena oder Altenburg angliedert werden. Thüringens Kulturlandschaft verdiene mehr als nur Besitzstandswahrung und Traditionspflege, so die Parteichefin der Grünen, Stephanie Erben zu dem Vorstoß.
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