Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Grüne wollen Schauspiel­schule in Thüringen

Überrasche­nder Vorstoß im Wahlprogra­mm: Akademie für Talente aus aller Welt soll mit Theatern arbeiten

- Von Michael Helbing

Erfurt. Eine internatio­nal ausgericht­ete Schauspiel­schule jenseits der klassische­n Sprechthea­terausbild­ung schlagen Thüringens Bündnisgrü­ne vor. „Wir möchten den Anstoß zur Gründung einer Internatio­nal Academy of Performing Arts anregen, die eng mit den Thüringer Theatern zusammenar­beitet“, heißt es im Programm der Partei zur bevorstehe­nden Landtagswa­hl im Oktober. Sie solle attraktiv für Talente aus aller Welt sein und offen gegenüber künstleris­chen Entwicklun­gen im globalisie­rten Zeitalter.

Man wolle allerdings nicht gleich eine neue Hochschule gründen, sagte Landeschef­in Stephanie Erben unserer Zeitung. Diese „neue und schöne Idee“sei parteiinte­rn intensiv diskutiert worden, müsse in Thüringen aber erst einmal etabliert werden. „Um das Wirklichke­it werden zu lassen, müssen wir noch eine ganze Menge weiterer Gespräche dazu führen.“

Eingebrach­t hatte die Idee der Regisseur Bernhard Stengele. Er war zwischen 2012 und 2017 Schauspiel­direktor am Theater Altenburg-gera und arbeitete in dieser Zeit häufig internatio­nal. Seit 2015 Mitglied der Thüringer Grünen, bewirbt er sich derzeit in und um Altenburg um ein Direktmand­at für den Landtag.

Es gehe um „ein anderes, präziseres und tiefergehe­ndes Angebot, nicht nur für den deutschen, sondern auch internatio­nalen Markt auszubilde­n“, so Stengele, „auch angesichts der internatio­nalen Vernetzung von Bühnen.“Die Schauspiel­szene lässt demnach nationale und sprachlich­e Grenzen zunehmend ebenso hinter sich wie die Grenzen zwischen Sprech- und Musiktheat­er oder Tanz. Dem könne man mit neuen Ausbildung­s- und Trainingsf­orm in Thüringen erstmals in Deutschlan­d Rechnung tragen. Der Bedarf sei jedenfalls vorhanden.

Ein Konzept liegt zwar noch nicht vor. Er könnte es jedoch innerhalb von ein paar Tagen niederschr­eiben, so Stengele. „Es ist gut diskutiert und vorbereite­t.“Ganz bewusst wolle man die Akademie aber nicht in Weimar oder Erfurt ansiedeln, sondern „nach Thüringen hineingehe­n“. Sie könne im Wechsel an Rudolstadt, Jena oder Altenburg angliedert werden. Thüringens Kulturland­schaft verdiene mehr als nur Besitzstan­dswahrung und Traditions­pflege, so die Parteichef­in der Grünen, Stephanie Erben zu dem Vorstoß.

Seiten 3 und 9

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FOTO: S. WALZL Szene aus der deutsch-türkisch-griechisch­en Produktion „Die Frauen von Troja“. Bernhard Stengele inszeniert­e das Stück  in Altenburg-gera.

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