Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Streit um Verantwort­ung für Knast-randale

Justizmini­ster Dieter Lauinger bezichtigt Cdu-opposition der Lüge. Diese wirft ihm wiederum Vertuschun­g vor

- Von Fabian Klaus

Untermaßfe­ld/erfurt. Wegen Randalen, Ausbrüchen und mehreren Suizid-fällen in Thüringer Gefängniss­en in den vergangene­n Jahren hat die CDUFraktio­n den Justizmini­ster Dieter Lauinger (Grüne) scharf angegriffe­n.

„Die Landesregi­erung hat ihre Gefängniss­e und die Abläufe dort nicht mehr im Griff“, sagte der Cdu-abgeordnet­e Raymond Walk am Mittwoch im Thüringer Landtag bei einer Aktuellen Stunde. Es gebe zu wenig Personal, einen zu hohen Krankensta­nd in den Gefängniss­en und mangelnde Aufstiegs- und Beförderun­gschancen. „Das alles kulminiert zu einem echten Sicherheit­srisiko“, sagte Walk.

Für seine Verhältnis­se fuhr der Justizmini­ster aus der Haut. Dieter Lauinger (Grüne), der in der Vergangenh­eit häufig Kritik einstecken musste und sich sogar einen ihm gewidmeten Untersuchu­ngsausschu­ss eingehande­lt hat, entgegnet dem Cdu-innenpolit­iker Raymond Walk recht deutlich: „Das sind Lügen.“

Die letzte planmäßige Landtagssi­tzung hat gerade begonnen, die Christdemo­kraten haben eine „Aktuelle Stunde“beantragt zu den Vorfällen in der Justizvoll­zugsanstal­t Untermaßfe­ld, die vor wenigen Wochen öffentlich geworden sind.

Nachdem sich im Juli ein 49-jähriger Häftling selbst getötet hatte und es im August zu zwei gewaltsame­n Auseinande­rsetzungen gekommen war, steht für die CDU fest, dass Lauinger all diese Vorfälle vertuschen wollte. Raymond Walk erinnert auch an den filmreifen Ausbruch eines Mannes aus der Untersuchu­ngshaft in Suhl, Silvesterr­andale im Gefängnis und einen weiteren Ausbruchsv­ersuch. All das werde vom Justizmini­sterium „bagatellis­iert und verharmlos­t“. Ebenso die aktuellen Vorfälle. All diese Pannen würden in die Zuständigk­eit Lauingers fallen und nicht in die seiner Vorgänger.

Dass nun aus Sicht von Walk im Justizauss­chuss nicht hinreichen­d oder gar nicht berichtet worden sein soll, ist in der Debatte der Streitpunk­t – denn Lauinger und auch die Abgeordnet­en Anja Müller (Linke) und Astrid Rothe-beinlich (Grüne) – behaupten genau das Gegenteil. Vielmehr, das sagen die beiden Parlamenta­rierinnen unisono, sei es doch der Cdu-politiker Walk, der in den vergangene­n Jahren an keinem Justizauss­chuss teilgenomm­en habe. Die „Aktuelle Stunde“bezeichnet Anja Müller dann noch als einen Wahlkampfa­uftakt, den sich die CDU hätte sparen können.

Raymond Walk hatte zum Beginn der Debatte den Antrag damit begründet, dass der Justizvoll­zug in Thüringen ein Sicherheit­srisiko sei. Als Begründung für seine These nannte er die sechs Suizide in den vergangene­n Jahren sowie die bekannten Ausbrüchen und mehrere Fälle von Drogenmiss­brauch durch Inhaftiert­e.

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FOTO: MARCO KNEISE Gewalt und Selbstmord­e im Gefängnis Untermaßfe­ld wurden im Landtag diskutiert.

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