Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Weite Wege bis zur Lehrstelle

Viele Azubis müssen zu ihren Ausbildung­splätzen pendeln. In den ostdeutsch­en Ländern sind es im Schnitt 51 Kilometer

- Von Vanessa Köneke

Erfurt/jena. Anfang September haben wieder etliche junge Leute ihre Ausbildung begonnen. Allerdings finden längst nicht alle eine passende Stelle in der Nähe. Pendeln ist daher schon ein Thema für Berufsanfä­nger.

„Die Erreichbar­keit von Ausbildung­sbetrieben ist für Auszubilde­nde ein großes Thema im Handwerk, besonders in ländlichen Räumen“, sagt Frank Zopp, Sprecher des Zentralver­bandes des Deutschen Handwerks (ZDH). Der ÖPNV sei oft unzureiche­nd und die Wege würden länger, da die Betriebe verstärkt an Ortsränder verdrängt würden. Zudem trügen hohe Mieten in Ballungsze­ntren zu langen Fahrtwegen bei.

Wo Lehrstelle­n sind, fänden Azubis oft kaum bezahlbare­n Wohnraum. In westdeutsc­hen Bundesländ­ern waren pendelnde Azubis laut Institut für Arbeitsmar­kt- und Berufsfors­chung (IAB) durchschni­ttlich 33 Kilometer unterwegs, in den ostdeutsch­en sogar 51 Kilometer. Rund 60 Prozent der Auszubilde­nden pendeln über Gemeindegr­enzen hinweg. Jeder 25. in Ostdeutsch­land lebende Azubi fährt in den Westen.

Über den sogenannte­n Pendleratl­as der Bundesagen­tur für Arbeit lässt sich für alle Landkreise genau einsehen, wie weit Azubis ein- oder auspendeln. Die meisten Pendler gibt es im Umland größerer Städte. Vor allem in Bayreuth und Bamberg zieht eine gute Ausbildung­splatzsitu­ation Lehrlinge von außerhalb an, ebenso in Schwerin, Jena, Erfurt und Potsdam.

Auch der Weg zur Berufsschu­le ist für etliche Lehrlinge weiter als noch für frühere Generation­en. Denn einige Berufsschu­len schließen wegen geringer Nachfrage. Teilweise gibt es sogar bundesweit nur eine Berufsschu­le – momentan bei 29 Berufen. Beispielsw­eise fahren alle angehenden Hörgerätea­kustiker nach Lübeck, Asphaltbau­er nach Essen, Spielzeugh­ersteller nach Sonneberg.

Die langen Fahrtwege haben noch einen weitreiche­nden Effekt. Mitarbeite­r der Arbeitsage­ntur erleben, dass viele Schulabgän­ger eher den Berufswuns­ch änderten als umzuziehen. Ähnlich äußern sich einige Betriebe: Manchmal seien lange Wege und fehlende Mobilität der Grund, dass sich Lehrstelle­n nicht besetzen ließen.

Ausbildung­sbetriebe suchen daher nach Lösungen. (dpa) 6 aus 49: Superzahl: Super 6: Spiel 77: 3 - 8 - 17 - 28 - 38 - 42

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(Alle Angaben ohne Gewähr)

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