Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Hongkong will Londoner Börse kaufen
Der Finanzplatz der chinesischen Sonderverwaltungszone bietet 33 Milliarden Euro. Experten warnen vor den Auswirkungen
Hongkong/london. An den größten Börsenplätzen Asiens und Europas bahnt sich womöglich eine Mega-fusion an. Die Börse Hongkong trat am Mittwoch überraschend mit einem Übernahmeangebot an ihr Pendant in London heran. Die Offerte bewertet die London Stock Exchange (LSE) mit 29,6 Milliarden britischen Pfund ohne Schulden (etwa 33 Milliarden Euro), teilte der Hongkonger Börsenbetreiber HKEX mit. Die LSE will die Pläne prüfen. Den Schritt der Börse Hongkong nannte sie „unverlangt und vorläufig“.
Eine Fusion würde nicht nur einen weltweit führenden Finanzmarktkonzern entstehen lassen, sondern auch beide Geschäfte stärken, so HKEX. So strebt HKEX eine Integration seiner Handelsplattformen in das Londoner System an. Eine Transaktion wäre dabei im Interesse aller Anteilseigner, betonte der Betreiber. Die Hongkonger hatten 2012 bereits die Londoner Metall-börse für 1,4 Milliarden Pfund übernommen.
Die LSE stand bereits vor einigen Jahren im Fokus von Fusionsvorhaben: Ein Zusammenschluss mit der Deutschen Börse scheiterte jedoch am Veto der Eu-kommission. Ronald Wan, Chef des Investmentberaters Partners Capital International in Hongkong, sieht auch diesmal hohe Hürden – insbesondere politischer Natur. Hongkong sei eine Sonderverwaltungszone Chinas. Eine Übernahme der LSE durch HKEX könnte auch als Übernahme durch China gesehen werden. Eine Transaktion sei politisch „super sensibel“.
Die britische Wirtschaftsministerin Andrea Leadsom sagte auf Bloomberg TV, die Regierung werde jedweden Zusammenschluss zwischen den Börsen genau untersuchen. Vor allem würde man sehr genau auf alles schauen, was sicherheitsrelevante Auswirkungen auf Großbritannien haben könnte, so Leadsom. (dpa)