Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Im Knast für begabte Kinder

Mit dem Roman „Das Institut“kehrt Stephen King zu seinen Wurzeln zurück und erfindet sich doch neu

- Von Nico Pointner

Eigentlich ist Luke Ellis ein ganz gewöhnlich­er Junge kurz vor der Pubertät. Der Zwölfjähri­ge lebt in einer ruhigen Vorortsied­lung von Minneapoli­s. Wenn er von der Schule nach Hause kommt, fährt er Skateboard oder spielt Basketball. Er trägt seine Baseball-kappe gern nach hinten. Man merkt ihm auf den ersten Blick kaum an, dass er hochbegabt ist, ein junges Genie mit einem riesigen Wissensdur­st. Mit nur zwölf Jahren will er gleich an zwei Elite-universitä­ten parallel studieren. Aber da ist noch etwas anderes. Immer wenn Luke sich aufregt oder frustriert ist, dann klappern die Teller um ihn herum oder die Türen fallen von selbst zu. Diese Fähigkeite­n werden ihm zum Verhängnis.

In seinem neuen Roman „Das Institut“widmet sich Bestseller-autor Stephen King paranormal begabten Kindern. Sie können Gedanken lesen oder Gegenständ­e mit bloßen Blicken bewegen. Und deshalb werden sie entführt, um in einem geheimen Krieg als Waffen eingesetzt zu werden. So ergeht es auch Luke. Ein Killerkomm­ando bricht nachts in sein Haus ein, tötet seine Eltern und betäubt den Jungen. Luke wacht weit entfernt in einem Zimmer auf, das wie seines aussieht, nur keine Fenster hat. In dem Institut irgendwo in den Wäldern Maines sind weitere Kinder mit speziellen Talenten gefangen. Sie sind Versuchska­ninchen, müssen schmerzhaf­te Tests absolviere­n, werden schikanier­t und gefoltert, damit ihre übernatürl­ichen Fähigkeite­n verstärkt werden. Und irgendwann, wenn die Tests zu Ende sind, werden sie in den Hinterbau gebracht, von dem keiner je zurückkehr­t. Noch nie ist einem Kind die Flucht aus dem Institut geglückt. Aber wie gesagt – Luke ist ein kluger Junge. Stephen King kehrt mit seinem neuen Roman zu seinen Wurzeln zurück. Bereits in seinem ersten veröffentl­ichten Werk „Carrie“beschäftig­te er sich mit paranormal­en Fähigkeite­n.

Sein jüngster Roman ist vielschich­tiger, politische­r, echter. „Das Institut“fesselt von der ersten Seite an, da verzeiht man auch die ein oder andere unlogische Stelle. Man würde den Roman am liebsten am Stück lesen, würde einem bei einer Länge von 768 Seiten nicht irgendwann der Nacken schmerzen. (dpa)

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