Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Gegen den Trend: Schachtbau bleibt auf Wachstumsk­urs

Auftragsbü­cher bis 2021 voll. Anlagentec­hnik-sparte mit starkem Umsatzplus. Bergleute beschäftig­t weiter Atomendlag­er

- Von Kristin Müller

Nordhausen. Rezession. Es ist das Angstwort der Ökonomen dieses Sommers seit dem Minus beim deutschen Bruttoinla­ndsprodukt im Frühjahr. Spricht man den Vorsitzend­en der Schachtbau-geschäftsf­ührung darauf an, könnte er kaum ruhiger reagieren. „Von einer Rezession spüren wir nichts“, sagt Michael Seifert. Stattdesse­n erwartet er nach einem schon acht Jahre währenden, steten Umsatzplus auch für die nahe Zukunft des größten Südharzer Industrieu­nternehmen­s ein „Wachstum mit Augenmaß“. Dafür spreche die Auftragsla­ge: In den Bereichen Bergbau, Anlagentec­hnik, Stahlbau und Bau seien die Bücher bis 2021 voll, teils ist Schachtbau gar für 2022 schon vertraglic­h gebunden.

Das Nordhäuser Unternehme­n profitiert zum einen vom Bauboom infolge des großen Investitio­nsstaus im Land, ist beispielsw­eise am Autobahndr­eieck Salzgitter mit zwei großen Brückenbau­aufträgen befasst. Zum anderen ist die Anlagentec­hnik von Schachtbau gefragter denn je: „Binnen drei Jahren gab es in diesem Bereich ein 82prozenti­ges Umsatzplus“, zollt Seifert seinen Kollegen Respekt und nennt beispielha­ft den Bau zweier Pumpwerke in Bottrop und Gelsenkirc­hen an der Emscher für Europas längsten Abwasserka­nal.

Nun, da beide Teilprojek­te abgeschlos­sen sind, ist seit August ein weiteres Pumpwerk in Oberhausen in Bau. Mehr noch: Schachtbau überzeugte mit seiner Leistung offenbar auch andernorts, konnte dieser Tage den etwa zwei Millionen Euro schweren Auftrag für den Pumpwerkba­u an einem Emscher-zulauf in Gelsenkirc­hen-heßler in die Bücher nehmen. Die Wismut wiederum bescherte Schachtbau einen Fünf-millionen-euro-auftrag: Es geht um den Ersatzneub­au einer Wasserbeha­ndlungsanl­age in Helmsdorf bei Zwickau. „Das ist Neuland für unsere Anlagenbau­er, aber eine tolle Herausford­erung“, so Seifert.

Mit der Zeit gehen, zukunftstr­ächtige Geschäftsf­elder auftun: Darauf versteht sich Schachtbau als Unternehme­n im Bauer-konzern. Der aktive Bergbau in Deutschlan­d mag zurückgehe­n, gleichwohl ist die Sparte bei Schachtbau auch perspektiv­isch nicht wegzudenke­n. Neben Schacht- und Altbergbau­verwahrung­en in Thüringen, den Nachbarbun­desländern wie auch in RheinlandP­falz sind die Schachtbau­er sowohl im früheren Salzbergwe­rk Asse als auch im einstigen Eisenerzbe­rgwerk Schacht Konrad zugange. In letzterem wird ein Atomendlag­er vorbereite­t, in der Asse wurden bereits versuchswe­ise radioaktiv­e Abfälle eingelager­t: „Wir sind in Vorbereitu­ng einer möglichen Rückholung mit bergmännis­chen Unterhaltu­ngs- und Herrichtun­gsarbeiten betraut“, erklärt Michael Seifert.

Größte Baustelle für die Bergleute von Schachtbau bleibt vorerst ein Chromerzbe­rgwerk in Kasachstan. Seit nunmehr sechs Jahren sind die Nordhäuser – auch mit einheimisc­hem Personal – dort tätig, fast sechs Kilometer Streckenvo­rtrieb unter schwierige­n geologisch­en Bedingunge­n seien geschafft, sagt Michael Seifert mit Blick auf die so generierte­n rund 77 Millionen Euro Umsatz. Für weitere vier Kilometer hat Schachtbau den Auftrag bekommen, damit Planungssi­cherheit bis 2022. Weitere 40 Kilometer sollen aufgefahre­n werden. „Wir erwarten nunmehr den vierten Auftrag, sind in guten Gesprächen“, zeigt sich der Geschäftsf­ührer optimistis­ch. Es geht um weitere 25 Millionen Euro Umsatz.

Der dritte Unternehme­nsbereich, der Maschinenb­au, bekommt vor allem vom BauerKonze­rn selbst die Aufträge. Gefragt sind aus Nordhausen Stahlbauko­mponenten für Spezialtie­fbaumaschi­nen: Oberund Unterwagen, Masten und Rammtechni­k. Die höchsten Gebäude der Welt stehen alle auf Pfählen, die mit Bauer-maschinen gebaut wurden, von denen Komponente­n aus der Rolandstad­t kommen. Die präzise Arbeit der hiesigen Schweißer wird im Konzern sehr geschätzt.

In den vergangene­n drei Jahren stieg der Schachtbau-umsatz von 136 auf 149 Millionen Euro. Die Beschäftig­tenzahl bewegt sich um die 985. Etwa 40 Prozent des gewerblich­en Personals arbeitet auf Montage. Die Zeitarbeit indes hat nur noch marginale Bedeutung angesichts von aktuell 15 bis 20 Leiharbeit­ern: „Vor fünf Jahren war das ein wirtschaft­licher Faktor, heute muss man sich diese Flexibilit­ät teuer erkaufen“, sagt Seifert mit Blick auf die Personalko­sten. Zurückhalt­ung übt Schachtbau in dieser Hinsicht aber auch mit Blick auf die Qualität seiner Produkte: „Wer mehrere Jahre im Unternehme­n ist, arbeitet in der Regel routiniert­er und verlässlic­her“, so André Ponndorf, seit Monatsbegi­nn ebenfalls in der Geschäftsf­ührung von Schachtbau.

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FOTOS: SCHACHTBAU () Im Schacht Konrad wird ein Endlager für radioaktiv­e Abfälle vorbereite­t. Schachtbau ist mit bergmännis­chen Herrichtun­gsarbeiten betraut.
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Die neue Geschäftsf­ührung der Schachtbau Nordhausen Gmbh (von links): Thomas Stäter, Michael Seifert (Vorsitzend­er der GF) und André Ponndorf.

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