Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Ukrainische Fachkräfte sollen dem Südharz helfen
Zusammenarbeit mit einem Bildungszentrum in Lwiw geplant. Unternehmen aus dem Landkreis zeigen Interesse an neuen Auszubildenden
Nordhausen. Dem Südharz wird es bald an Beschäftigten fehlen. „Ein Viertel der Arbeitnehmer ist älter als 55 Jahre, geht also in den nächsten zehn Jahren in Rente“, sagt Karsten Froböse, Geschäftsführer der Agentur für Arbeit in Nordhausen. Da es zudem an Nachwuchs mangele, könne diese Lücke nur mit Fachkräften aus dem Ausland geschlossen werden.
Ein wichtiges Land soll dabei die Ukraine sein, wie eine Tagung in der Nordhäuser Agentur für Arbeit am Mittwoch zeigte. Dabei stellte Denis Nevinskiy die Arbeit des Deutsch-ukrainischen Bildungszentrums in Lwiw vor, das ukrainische Jugendliche fit für den Arbeitsmarkt in Thüringen machen soll. Das Projekt hatte die Industrieund Handelskammer Erfurt vor knapp drei Jahren auf den Weg gebracht.
Beispielsweise für eine Ausbildung als Industrieelektroniker, Koch oder im Metall- und Baugewerbe werden junge Ukrainer in dem Bildungszentrum vorbereitet. Neben der beruflichen Qualifikation werde dabei auch viel Wert auf die sprachliche Ausbildung gelegt, so Nevinskiy. Die Absolventen verlassen das Bildungszentrum mit einem B 2Sprachzertifikat, bevor sie sich in Thüringen um eine Ausbildung bewerben können. „Sie bekommen gut vorbereitete Azubis“, sagte Nevinskiy zu den anwesenden Unternehmern aus dem Südharz.
Dass diese Interesse an Arbeitskräften aus der Ukraine haben, zeigt das Beispiel Schachtbau. Dort haben vor drei Wochen vier Ukrainer ihre Ausbildung begonnen, wie Personalleiter René Zimprich sagte. Und auch Volker Linde von IMG Electronic & Power Systems bekundete während der Tagung Interesse an Auszubildenden aus der Ukraine.
Indes sieht Karsten Froböse dem neuen Fachkräfteeinwanderungsgesetz, das im März 2020 in Kraft treten soll, mit Hoffnung entgegen. Dann werde der Zuzug von qualifizierten Fachkräften an Dynamik gewinnen, so der Agenturchef. Klar sei aber auch, dass die Vermittlung einheimischer Arbeitsloser immer Vorrang haben müsse.