Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Die bedrohlich­e Lust auf Haifischfl­ossen

Bericht: Weltweite Fangmenge von Haien und Rochen liegt bei 750.000 Tonnen. Maßnahmen gegen Überfischu­ng gefordert

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Genf. Der chinesisch­e Stadtstaat Hongkong ist einem neuen Bericht der Artenschut­zorganisat­ion Traffic zufolge der mit Abstand größte Importeur von Haifischfl­ossen. Der vielfach verpönte Verzehr von Flossen als Delikatess­e vor allem in Asien heize den Markt mit den teils vom Aussterben bedrohten Haiund Rochenarte­n an, berichtete die Organisati­on, die sich für nachhaltig­en Handel einsetzt, am Mittwoch. Spanien habe hinter Indonesien und vor Indien die zweitgrößt­e Haifischer­ei weltweit. Auf der Liste der Top 20 steht aus Europa auch Frankreich auf Platz 13. Das Geschäft mit Haien ist umstritten. Anders als Kabeljau und andere Fischarten vermehren sich Haie nur langsam und werden deshalb besonders hart von Überfischu­ng getroffen. Die Weibchen werden in der Regel erst ab 18 Jahren geschlecht­sreif und haben nur alle paar Jahre wenige Junge.

Die Weltnaturs­chutzunion IUCN schätzt, dass ein Viertel aller Hai- und Rochenarte­n vom Aussterben bedroht ist. Auch in Deutschlan­d wird Haifisch in Geschäften und Restaurant­s noch angeboten. Tierschütz­er verlangen, sämtliche Produkte aus dem Angebot zu nehmen.

Zwischen den Jahren 2000 und 2016 wurden jährlich im Schnitt gut 16.000 Tonnen Flossen importiert, berichtete Traffic. Der Wert habe bei fast 300 Millionen Dollar oder umgerechne­t 271 Millionen Euro im Jahr gelegen. Hongkong sei mit Abstand der größte Importeur gewesen, gefolgt von Malaysia, China und Singapur. Zusammen machen die vier Länder rund 90 Prozent der Importe aus. Bei Hai- und Rochenflei­sch waren zwischen 2008 und 2017 Brasilien, Spanien, Uruguay und Italien die größten Importeure.

Weltweit sei die Fangmenge von Haien und Rochen seit dem Jahr 2000 um etwa 14 Prozent gesunken, auf 750.000 Tonnen weltweit, berichtete Traffic weiter. Ob das an einem Rückgang der Bestände liegt, ob Länder ihre Fänge weniger gut dokumentie­ren oder ob es andere Gründe gibt, konnte die Organisati­on nicht sagen. „Wir brauchen dringend Maßnahmen im Kampf gegen die Überfischu­ng und den Mangel an präzisen Fangdaten und Handelsinf­ormationen“, sagte die Koautorin des Berichts, Nicola Okes.

Haie gelten wie alle großen Raubtiere als Manager des Ökosystems und seien für das Gleichgewi­cht unerlässli­ch, sagt der deutsche Meeresbiol­oge Ralf Sonntag. (dpa)

Ein Viertel aller Hai- und Rochenarte­n ist bedroht

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