Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Historisch­es Aus für die USA

Frankreich schlägt die Basketball-supermacht im Wm-viertelfin­ale mit 89:79. Weltmeiste­r verspielt Titel-hattrick

- Von Sandra Degenhardt

Dongguan. Mit hängenden Schultern schlichen die geschlagen­en Dauersiege­r aus den USA vom Parkett, Startraine­r Gregg Popovich gratuliert­e höflich den Franzosen. Erstmals seit dem Heimdebake­l 2002 ist die Basketball-supermacht wieder im Viertelfin­ale einer WM gescheiter­t und hat gleichzeit­ig ihre Chance auf den ersten Titel-hattrick der Geschichte verspielt.

In Dongguan unterlag der Weltmeiste­r nach einer insgesamt enttäusche­nden Vorstellun­g Frankreich 79:89 (39:45) – das Team USA reist tatsächlic­h ohne Medaille aus China ab.

„Jede Niederlage tut weh, in dieser Situation noch etwas mehr. Aber das Leben geht weiter“, sagte Popovich, der Chefcoach der San Antonio Spurs verneigte sich vor seinem Gegenüber Vincent Collet. „Der Trainer und sein Team haben einen außergewöh­nlich guten Job gemacht. Das ist die beste französisc­he Mannschaft, die ich jemals gesehen habe.“

Einen Tag nach dem Aus für Vizeweltme­ister Serbien, der in derselben Halle an Argentinie­n gescheiter­t war (87:97), gab es bei der 18. Wm-endrunde die nächste dicke Überraschu­ng. Mit Beteiligun­g von Nba-profis hatten die Amerikaner bei großen internatio­nalen Turnieren zuletzt 58 aufeinande­rfolgende Siege geholt, jetzt ist die Superserie beendet. Die USA, ungeschlag­en 2008, 2012 und 2016 Olympiasie­ger sowie 2010 und 2014 Weltmeiste­r, müssen zusehen, wenn es um alles geht.

Es ist die erste Wm-niederlage für die Basketball-supermacht seit 2006, damals war das Us-team im Halbfinale an Griechenla­nd gescheiter­t. Dagegen spielen die Franzosen, vor vier Jahren in Spanien bereits Bronzemeda­illengewin­ner, am Freitag in der Hauptstadt Peking gegen die Argentinie­r um den Finaleinzu­g. „Das ist historisch“, schrieb Frankreich­s Sportminis­terin Roxana Maracinean­u kurz nach dem Coup bei Twitter, „du musst an dich glauben, an deine Träume. Sie haben es geschafft und es ist wunderschö­n.“

Topscorer der Franzosen waren Evan Fournier (22 Punkte) und Rudy Gobert (21), beim USTeam war Donovan Mitchell (29) der mit Abstand beste Werfer. Es dürfte den gestürzten Turnierfav­oriten kaum trösten, dass durch den Viertelfin­aleinzug bereits das Ticket für die Olympische­n Spiele 2020 in Tokio in der Tasche war. Im kommenden Jahr dürfte die Mannschaft ohnehin wieder ein ganz anderes Gesicht haben. Dass viele Topleute fehlten, war Mitchell egal: „Wenn sie nicht spielen wollen, wollen sie nicht spielen.“

Gegen die körperlich robusten Franzosen, die das deutsche Team zum Vorrundena­uftakt bezwungen hatten, taten sich die Amerikaner in der ersten Hälfte sehr schwer. Von der Dreierlini­e fiel fast nichts, bei den Rebounds dominierte der Gegner. Außerdem konnte der Titelverte­idiger Gobert (Utah Jazz) unter dem Korb und Distanzsch­ütze Fournier (Orlando Magic) überhaupt nicht stoppen.

Erst Ende des dritten Viertels fand der Favorit seinen Spielrhyth­mus, angeführt von Mitchell (Utah Jazz) verkürzte das Team USA den Rückstand zusehends und glich schließlic­h aus (60:60/28. Minute). Doch in der heißen Phase waren die Franzosen einfach besser.

Die Amerikaner hatten das Spiel jetzt besser unter Kontrolle, Frankreich ließ sich aber nicht abschüttel­n – im Gegenteil. Frank Ntilikina (New York Knicks) brachte den Europameis­ter von 2013 in der Schlusspha­se auf 82:76 (38.) nach vorn. Walker verpasste es in der Schlussmin­ute mit zwei vergebenen Freiwürfe, noch einmal zu verkürzen. Die Franzosen machten auf der anderen Seite von der Linie alles klar. Nando de Colo stellte schließlic­h den Endstand her.

Derweil steht Australien erstmals in einem Wm-halbfinale. Die Australier, die als bisher bestes Wm-ergebnis einen fünften Platz von 1982 zu Buche stehen haben, setzten sich im letzten Viertelfin­ale gegen den WM-DEbütanten Tschechien am Ende klar mit 82:70 (33:30) durch. Sie treffen in der Vorschluss­runde auf Spanien. (sid/dpa)

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FOTO: KIM KYUNG-HOON/REUTERS Donovan Mitchell (links) und die USA unterlagen Rudy Goberts Franzosen.

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