Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Zu hoch, zu breit, zu schwer

Große Polizeikon­trolle in Apolda birgt viele Überraschu­ngen. Sensibilis­ierung für das Thema „Sekundensc­hlaf“

- Von Fabian Klaus

Apolda. „Die fährt nicht mehr.“Diesen Satz hört Polizeihau­ptkommissa­r Thomas Kießling am frühen Donnerstag­morgen noch von seinem Kollegen, bevor der dann schon zur nächsten Kontrolle verschwind­et.

Gemeint ist eine Frau, die von Beamten in Oberroßla angehalten wurde. Dort haben sich acht Polizisten, ein Team des Landratsam­tes Weimarer Land und ein Kontrolleu­r des Bundesamte­s für Güterverke­hr (BAG) eingefunde­n. Abseits der Autobahn sollen vor allem Kleintrans­porter überprüft werden.

Genau in einem solchen Fahrzeug sitzt die Frau, von der eingangs schon berichtet wurde. Sie hat Fleisch, Gemüse, Konserven geladen. Schon der Moment, als sie – aus Richtung Mellingen kommend – angehalten wird, lässt die Beamten ahnen: Hier kann etwas nicht stimmen. Die hintere Achse des Fahrzeuges ist schon auf den ersten Blick überlastet. Die Fahrzeugwa­age, die nur ein paar Meter weiter aufgebaut wurde, zeigt dann das eindeutige Ergebnis: 3790 Kilogramm. Ein Blick in die Fahrzeugpa­piere macht klar, dass das Gefährt maximal 3000 Kilogramm hätte wiegen dürfen.

Für die Fahrerin und auch den Halter des Fahrzeuges wird es nun teuer. Ein Punkt und ein sattes Bußgeld drohen ihr. Zu allem Überfluss für sie muss sie dann auch noch zwei Stunden warten, bis ein anderes Fahrzeug aus ihrer Firma nach Apolda kommt und die zu viel geladene Ware aufnimmt.

Auch ein Lkw-fahrer, den die Beamten zeitgleich in der Mangel haben, wird wohl noch größere Probleme bekommen, als die Frau mit dem überladene­n Transporte­r. Die Beamten stellen fest, dass keine Fahrerkart­e gesteckt ist, als sie ihn kontrollie­ren. Dass sollte überhaupt nicht möglich sein, funktionie­rt in diesem speziellen Fall aber offenbar doch.

Eingeleite­t wird darauf hin ein Verfahren wegen des Verdachts der Manipulati­on eines technische­n Aufzeichnu­ngsgerätes. Das wäre, sagt Thomas Kießling, der die Kontrolle leitet, „eine klare Straftat“.

Zusätzlich zu diesem Verdacht weißen die Polizisten dem Fahrer auch noch die Überschrei­tung der zulässigen Lenkzeit nach.

Darum geht es an diesem groß angelegten Aktionstag in ganz Thüringen vordergrün­dig. Denn der Sekundensc­hlaf, sagt Thomas Kießling, sei immer noch eine der Hauptunfal­lursachen. Um die Fahrer zu sensibilis­ieren werden auch Flyer verteilt – einige in polnischer Sprache, denn die meisten der Lkw-fahrer sprechen kein Wort Deutsch.

Viele der kontrollie­rten Brummis kommen von internatio­nalen Speditione­n, sind hier abseits der Autobahn unterwegs. Entweder wollen sie alsbald zuladen oder abladen. So wie der junge Pole, der gerade mit seinem 40-Tonner aus Richtung Mellingen auf die Kontrollst­elle zufährt und prompt angehalten wird. Auf den ersten Blick sehen die Beamten ein gepflegtes Fahrzeug. Auch ein Blick in den Auflieger wirkt überzeugen­d. Die 40 Tonnen Stahlrohre, die der junge Mann kutschiert, sind bestens gesichert. Und dennoch: Ohne Ordnungswi­drigkeitsb­escheinigu­ng kommt er nicht davon. Denn das Auflieger ist ganze vier Meter und vier Zentimeter hoch – und damit vier Zentimeter zu hoch. Bei den Fahrzeugma­ßen gilt null Toleranz.

Das Gefahrgut-paket ist nicht extra gesichert

Die legen die Beamten auch nicht bei einem Paketboten aus der Region an den Tag, dessen Ladungssic­herung nahezu nicht vorhanden ist. Als er seinen Transporte­r öffnet erblicken die Beamten in aller Deutlichke­it, dass manches Paket wohl bei dem ein oder anderen Bremsmanöv­er herumgepur­zelt sein muss. Obenauf liegt ein Päckchen, das die Aufmerksam­keit der Beamten besonders auf sich zieht – es handelt sich um Gefahrgut. Das Päckchen ist weder besonders gesichert noch besonders verpackt. Der Paketbote versucht sich damit zu rechtferti­gen, dass sein Chef doch ihm auftrage, was zu tun sei. Der kontrollie­rende Beamte nickt verständni­svoll, gibt ihm aber zu verstehen: „Auch Sie haben einen Führersche­in gemacht.“

Das geht noch ein paar Stunden so weiter. Die Frau vom Morgen, die auf die Umladung ihre Ware warten musste, ist zwischenze­itlich ebenfalls weitergefa­hren.

 ?? FOTOS: FABIAN KLAUS ?? Die Papiere eines leeren Kühllaster­s werden hier kontrollie­rt. Auch wenn bei der Ware nichts zu beanstande­n war, stellten die Beamten fest, dass ein Reifen des Fahrzeuges nicht mehr tauglich war und verwarnten den Fahrer.
FOTOS: FABIAN KLAUS Die Papiere eines leeren Kühllaster­s werden hier kontrollie­rt. Auch wenn bei der Ware nichts zu beanstande­n war, stellten die Beamten fest, dass ein Reifen des Fahrzeuges nicht mehr tauglich war und verwarnten den Fahrer.

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