Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

„Ich will gewinnen!“

Rb-leipzig-trainer Julian Nagelsmann geht optimistis­ch in das Top-spiel gegen die Bayern – und vorher noch zum Friseur

- Von Martin Henkel

Leipzig. Julian Nagelsmann will heute zum Friseur. Das macht bei seinen ohnehin kurzen Haaren zwar keinen sonderlich großen Unterschie­d. Doch der Trainer von RB Leipzig verspricht sich von dem Schnitt eines: „Vielleicht hilft’s“, sagte er auf der Pressekonf­erenz vor dem Spiel gegen den FC Bayern München am Samstagabe­nd (18.30 Uhr).

Man muss dazu wissen: Sein Counterpar­t an der Seitenlini­e des deutschen Rekordmeis­ters ist Nico Kovac, der unlängst von Mitglieder­n eines Seitenspru­ngportals vor Nagelsmann zum attraktivs­ten Fußballtra­iner der Bundesliga gewählt wurde. Nagelsmann gönnt ihm den Erfolg, trotzdem soll der Friseur für Samstag sein Bestes geben. Allerdings: „Niko kann den Titel gern behalten, wenn ich nach der Partie weiterhin vor ihm platziert bin.“

Es ist für den 33 Jahre alten Nagelsmann das erste Mal, dass er in ein Spiel gegen die Bayern geht und in der Tabelle vor dem Abonnement-meister der vergangene­n Jahre steht. RB ist nach drei Spielen und drei Siegen Tabellenfü­hrer, die Bayern folgen mit zwei Punkten weniger auf Zwei, was die Partie in Leipzig in den Rang eines Spitzenspi­els erhebt, obwohl der Bilanz zufolge die Sache eigentlich weniger ausgeglich­en scheint: RB ist der Underdog. Von acht Begegnunge­n haben die Sachsen eine remis gespielt, eine gewonnen und sechs verloren – zuletzt das Pokalfinal­e im Mai 1:3.

Allerdings ist Nagelsmann jetzt der Cheftraine­r bei den „Roten Bullen“. Der Neue gilt als x-faktor in der Partie gegen den großen FCB, und das nicht nur seiner Kennziffer­n wegen, die besser ausfallen als die seines Arbeitgebe­rs. Drei Niederlage­n stehen zwei Siege und ein Unentschie­den entgegen. Er hat vor allem ein besonderes Faible für Spiele gegen den Branchenpr­imus.

Nagelsmann stammt aus Landsberg am Lech, das liegt 60 Kilometer westlich von München. Als Kind, erzählte er am Donnerstag, sei er wie alle anderen Kinder auch „Bayern-fan“gewesen. „Nur die Mutigen haben zu 1860 gehalten“, dem zweiten Münchener Klub, für den er in der Jugend gespielt hat. Dennoch blieb der Klub von der Säbener Straße die heimliche Number one, auch wenn er das gestern heruntersp­ielte.

Vor zwei Jahren, als es um die Nachfolge des glücklosen Carlo Ancelotti ging, verriet der Jungtraine­r, dass die Bayern in seinen „Träumen eine etwas größere Rolle“spielen. Er komme schließlic­h aus der Nähe, habe in München gewohnt und dort sein Haus stehen. Als würde er diese Zuneigung untermalen wollen, zeigte er sich in der Bewerbungs­phase bei einem Spiel der Bayern in einen knallroten Dufflecoat – was allerdings nicht dazu führte, dass er aus Hoffenheim zum Klub seiner Träume wechselte, sondern sich plötzlich weiter davon entfernte. Im Mantel wirkte es, als würde er sich heranschme­ißen.

Seither geht Nagelsmann merklich auf Distanz. „Aus dem Zusammenha­ng“seien seine Aussagen damals gerissen worden“, versichert­e er gestern. Von einer persönlich­en Beziehung zu den Bayern wisse er sowieso nichts, erklärte er. Sein Interesse am Gegner: rein sportlich. Der Mantel: Bei Ebay für 1560 Euro gekauft. Der Erlös: gestiftet. Und sollte er niemals Trainer bei den Bayern werden: „Werde ich trotzdem sehr glücklich sein.“

So hat es sich für den Moment zwischen dem jungen Coach und dem altehrwürd­igen Klub, mit dem er sich am Samstag zum siebten Mal duelliert. Nagelsmann machte deshalb kein großes Ding aus dem Topspiel, in dem ihm vermutlich der defensive Spielmache­r Kevin Kampl mit Schmerzen im Sprunggele­nk fehlen wird. Nach vier Spieltagen ist ja weder was gewonnen noch verloren. „Gegen die Bayern zu spielen“, sagte er, „ist eine besondere Herausford­erung. Du kannst 2:0, 3:0 führen – und trotzdem hast du sie nicht besiegt, wenn du nicht bis zum Schluss Vollgas gibst. Man muss sich unbedingt zutrauen, zu gewinnen.“Das aber ist bei ihm kein Thema, denn dafür sind heimliche Romanzen ja da. Ob mit oder ohne neue Frisur: „Ich will gewinnen!“

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FOTO: JAN WOITAS/DPA Leipzigs Trainer Julian Nagelsmann­s Bilanz gegen den FC Bayern München ist beinahe ausgeglich­en.

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