Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Akzeptanz von Corona-regeln sinkt
Umfrage der Erfurter Universität zeigt gleichzeitig wenig Zutrauen in Freiwilligkeit
Nur jeder dritte Deutsche glaubt, dass sich der Großteil der Bevölkerung während der Coronapandemie nur an Empfehlungen halten wird. Das ergibt sich aus den neuesten Zahlen einer Langzeituntersuchung der Erfurter Universität. „Die Mehrheit der Bevölkerung traut sich da selber nicht“, sagte die Leiterin der Studie, Cornelia Betsch, dieser Zeitung. Die Psychologin gehört dem Expertenbeirat der Landesregierung an, die gerade neue Lockerungen vorbereitet. So soll ab Mitte Juni die Regelung, die Kontakte auf zwei Haushalte oder zehn Personen einschränkt, nur noch als Empfehlung gelten.
Gleichzeitig blieben aber die Maskenpflicht in Geschäften und öffentlichen Verkehrsmitteln sowie die Abstandsregel von mindestens 1,5 Meter erhalten. Auch viele Einrichtungen müssten weiter schließen, falls sie kein Infektionsschutzkonzept vorlegen können. Die neue Verordnung soll am 9. Juni vom Kabinett beschlossen werden.
So wie andere Umfragen zeigt auch die Erfurter Studie, dass die Akzeptanz für die Einschränkungen weiter sinkt. Allerdings werden striktere Reglementierungen für besonders betroffene Gebiete von einer Mehrheit von bis zu 70 Prozent befürwortet.
Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) hatte eine bundesweite Debatte ausgelöst, als er vorschlug, landesweite Verbote in Empfehlungen umzuwandeln. Dafür sollen bei lokalen Ausbrüchen die örtlichen Gesundheitsämter gemeinsam mit der Landesregierung zusätzliche Einschränkungen verhängen können. Auch dies sieht nun der Verordnungsentwurf vor. In Thüringen ist vor allem der Landkreis Sonneberg betroffen, wo über Pfingsten erneut neun Neuinfektionen und drei Todesfälle gemeldet wurden.
Ramelow bekräftigte am Montag auf seiner Internet-seite, dass er „aller Aufregung zum Trotz“zu seinen Aussagen in dieser Zeitung stehe. Er halte es für unerlässlich, auch auf „Vernunft und Einsichtigkeit“zu zählen.