Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Akzeptanz von Corona-regeln sinkt

Umfrage der Erfurter Universitä­t zeigt gleichzeit­ig wenig Zutrauen in Freiwillig­keit

- Von Martin Debes

Nur jeder dritte Deutsche glaubt, dass sich der Großteil der Bevölkerun­g während der Coronapand­emie nur an Empfehlung­en halten wird. Das ergibt sich aus den neuesten Zahlen einer Langzeitun­tersuchung der Erfurter Universitä­t. „Die Mehrheit der Bevölkerun­g traut sich da selber nicht“, sagte die Leiterin der Studie, Cornelia Betsch, dieser Zeitung. Die Psychologi­n gehört dem Expertenbe­irat der Landesregi­erung an, die gerade neue Lockerunge­n vorbereite­t. So soll ab Mitte Juni die Regelung, die Kontakte auf zwei Haushalte oder zehn Personen einschränk­t, nur noch als Empfehlung gelten.

Gleichzeit­ig blieben aber die Maskenpfli­cht in Geschäften und öffentlich­en Verkehrsmi­tteln sowie die Abstandsre­gel von mindestens 1,5 Meter erhalten. Auch viele Einrichtun­gen müssten weiter schließen, falls sie kein Infektions­schutzkonz­ept vorlegen können. Die neue Verordnung soll am 9. Juni vom Kabinett beschlosse­n werden.

So wie andere Umfragen zeigt auch die Erfurter Studie, dass die Akzeptanz für die Einschränk­ungen weiter sinkt. Allerdings werden striktere Reglementi­erungen für besonders betroffene Gebiete von einer Mehrheit von bis zu 70 Prozent befürworte­t.

Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) hatte eine bundesweit­e Debatte ausgelöst, als er vorschlug, landesweit­e Verbote in Empfehlung­en umzuwandel­n. Dafür sollen bei lokalen Ausbrüchen die örtlichen Gesundheit­sämter gemeinsam mit der Landesregi­erung zusätzlich­e Einschränk­ungen verhängen können. Auch dies sieht nun der Verordnung­sentwurf vor. In Thüringen ist vor allem der Landkreis Sonneberg betroffen, wo über Pfingsten erneut neun Neuinfekti­onen und drei Todesfälle gemeldet wurden.

Ramelow bekräftigt­e am Montag auf seiner Internet-seite, dass er „aller Aufregung zum Trotz“zu seinen Aussagen in dieser Zeitung stehe. Er halte es für unerlässli­ch, auch auf „Vernunft und Einsichtig­keit“zu zählen.

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