Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Der steinige Weg zum Meisterbrief
Alexandra Ernst setzt die Tradition ihrer Familie fort und ist Fleischerin in Wipperdorf
Eigentlich wollte Alexandra Ernst immer Friseurin werden, aber das hat sich irgendwie nicht ergeben. Und auch wenn sie der Familie heute immer noch die Haare schneidet, hat sie mittlerweile ihren völlig anderen Traumberuf gefunden. Denn Ernst ist Fleischerin. „Es macht Spaß, und man wächst in den Jahren in den Job rein“, begründet die Wipperdorferin ihre Berufswahl.
1999 begann sie eine Lehre zur Fleischereifachverkäuferin im elterlichen Unternehmen. „In der Familie zu arbeiten bringt keine Vorteile, auch wenn das so mancher denkt. Man ist immer gefragt“, erklärt die junge Frau mit dem markanten Haarschnitt. Vater Wilfried hatte das Geschäft 1986 übernommen und führt es seitdem mit Erfolg. Um die mittlerweile über 30-jährige Geschichte weiterzuschreiben, entschloss sich Alexandra, in die Fußstapfen ihres Vaters zu treten.
Abschluss an der Fleischerfachschule in Landshut
Dass dies mit Hindernissen verbunden sein könnte, hatte sich die heute 36-Jährige nicht gedacht. Vor sieben Jahren begann sie an der Abendschule in Leinefelde mit der Ausbildung zum Fleischermeister. Nach bestandenen Prüfungen zum Betriebswirt und Ausbilder musste Ernst die Schulung abbrechen. Eine schwere Erkrankung ihrer Tochter Julienne machte eine Fortsetzung unmöglich. Als dies überstanden war, und die Meisterschule weitergehen hätte können, gab es in ganz Thüringen plötzlich keine Kurse mehr. „Es fanden sich einfach nicht genug Leute, die den Berufsweg einschlagen wollten“, sagt Ernst nachdenklich.
Das hielt sie aber nicht davon ab, ihren Weg weiterzugehen. Die Beharrlichkeit hat sich gelohnt: In diesem Jahr konnte die junge Frau ihre Ausbildung an der bayerischen Fleischerfachschule in Landshut beenden. „Die Schule hat einen erstklassigen Ruf. Es geht dort familiär zu, man kümmert sich um die Schüler“, begründet Ernst die Wahl des fernen Ortes. Sechs Wochen dauerte die noch fehlende Ausbildung in Fachpraxis und Fachtheorie. „Es war ungewohnt, nach so langer Zeit wieder die Schulbank zu drücken, aber es hat sich gelohnt“, berichtet die frischgebackene Fleischermeisterin stolz. Aber bis sie ihren Meisterbrief in den Händen halten konnte, hieß es wieder warten. Dieses Mal kam die Corona-pandemie dazwischen. So vergingen weitere Wochen, bis die Meisterbriefe in Landshut übergeben wurden. Dass das Fleischerhandwerk eine Männerdomäne ist, bewies auch die Meisterschule.
„Von den 50 Teilnehmern in meinem Kurs waren gerade mal fünf weiblich. Aber auch die Unternehmensnachfolge steht in unserm Beruf nicht hoch im Kurs. Nur je drei Männer und Frauen des Kurses wollen in den elterlichen Betrieb einsteigen. Das wird noch ein großes Problem für die Fleischereien“, befürchtet Ernst. Bis jetzt steht eine Übernahme in Wipperdorf noch nicht zur Debatte. „Mein Papa möchte das Geschäft noch ein paar
Jahre machen. Aber ich bin bereit“, sagt die Fleischermeisterin.
Carneval, Pferdezucht und eine junge Truppe
Ihr macht der Umgang mit Menschen viel Freude und sie liebt die kreative Seite ihres Berufs. Selbst geschlachtet hat Ernst noch nie, dafür bräuchte es noch eine extra Ausbildung. „Mein Job beginnt mit dem Zerlegen eines Tieres, bevor es dann an die Weiterverarbeitung des Fleisches geht“. Die Corona-krise hat die Fleischerei Ernst bisher ohne Einschränkungen überstanden. „Auf unser Personal können wir uns verlassen. Alle haben durchgehalten. Es ist eine recht junge Truppe. Die nächsten Jahre sind also gesichert“, ist die Mutter einer 17-jährigen Tochter und eines achtjährigen Sohnes überzeugt.
Neben dem Beruf steht die Familie im Mittelpunkt von Alexandra
Ernst. „Was wir machen, machen wir in Familie“. Das größte Hobby der Ernsts ist es, auf Konzerte von Künstlern aus der Metal-, Deutschrockund Mittelalterszene zu fahren. So ist es nicht verwunderlich, dass Alexandra ihren Lebensgefährten Steffen in einer Facebookmusikgruppe kennengelernt hat.
Als beide vor vier Jahren das Prinzenpaar im Wipperdorfer Carneval Club stellten, gesellte sich der Karneval als Familienhobby hinzu. Beide blieben nach der Saison aktiv; Alexandra als Büttenrednerin und Steffen im Männerballett. Tochter Julienne begeistert seitdem mit ihrer Stimme und als Gardetänzerin das närrische Publikum.
Mit ihrem Vater verbindet Ernst auch die Pferdezucht. Acht Schwere Warmblüter sind derzeit auf dem Hof zu finden. „Früher sind wir auf Turniere gefahren, jetzt züchten wir nur noch“, berichtet sie.
Nordhausen
Dieter Köhler zum 85. Ingrid Ballhause zum 80. Ute Köhler zum 80.
Thea Wohlmann zum 80. Buchholz
Margret Sohra zum 75. Günzerode
Margrit Walter zum 80. Heringen
Gertrud Menzl zum 80. Liebenrode
Bodo Watzke zum 70. Werther
Peter Seja zum 80. Wolkramshausen
Helga Grabe zum 80. Geburtstag recht herzlich.
Wir wünschen allen Jubilaren, auch den nicht genannten, alles erdenklich Gute.