Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Die Geschichte eines Lädchens Aus der Seniorenredaktion
Seit 1991 betreiben Silke und Steffen John in Andisleben ein kleines Geschäft
In den vergangenen Wochen wurde in der TA viel über „stille Helden“geschrieben. Über Menschen, die ohne großes Aufsehen ihrer Arbeit nachgehen, ihren Job machen und ein bisschen mehr … Die Frauen und Männer in den verschiedensten Berufsgruppen gehören zu denen, die das System am Laufen halten. Alles ohne großes Tamtam, aber immer wieder am Limit.
Zwei, die für mich und viele andere auch zu diesen „stillen Helden“zählen, sind Silke und Steffen John aus Andisleben (Landkreis Sömmerda). Sie haben in Mittelhausen den Beruf als Gärtner für Zierpflanzen erlernt. Wie so vielen in der Wendezeit erging es auch ihnen. Sie wurden 1991 arbeitslos. Aber jammern oder den Kopf in den Sand stecken gibt es bei ihnen nicht. Sie haben sich überlegt, was sie tun können. Es gab da diese Idee, die sich in ihrem Kopf festgesetzt hat …
Steffen Johns Mutter hat jahrzehntelang in ihrem Garten Gemüse und Kräuter angebaut, um sie in Erfurt auf dem Markt am Domplatz zu verkaufen. Ihr Sohn Steffen kannte sich damit auch aus, war also „vorbelastet“. Und so entstand die Idee, in ihrem Ort einen kleinen Laden für Dinge des täglichen Bedarfs sowie Obst und Gemüse zu eröffnen.
Die Anfänge nach der Wende waren schwer. Silke John gibt zu: „Wir waren jung und voller Energie, aber wir sind völlig blauäugig an unser Vorhaben herangegangen. Wir haben Fehler gemacht und mussten zurückstecken. Aber wir sind mit unserem Vorhaben gewachsen. Wir haben uns was aufgebaut, alles ohne Fördergelder. Stück für Stück.“
„Wir haben uns was aufgebaut, alles ohne Fördergelder.“Silke John
Sich gegen große Einkaufscenter und Supermärkte, die alles unter einem Dach anbieten, durchzusetzen, war nicht leicht. Kontakte zu Großhändlern, Gärtnereien wurden geknüpft und ausgebaut. So konnte 1991 ihr Obst- und Gemüseladen, mit den Dingen des täglichen Bedarfs, sowie dem Angebot von Blumen eröffnet werden.
Die Johns hatten einen großen Vorteil. Man kennt sie im Ort. Man weiß, dass das, was sie tun, sie sich gut überlegt haben. Ich kenne diesen kleinen Laden seit 1993, konnte miterleben, wie sich das Lädchen „gemausert“hat. Es wurde investiert, renoviert und neu gestaltet. Das liebevoll eingerichtete „Johns Lädchen“mit seinem vielfältigem Angebot an Obst und Gemüse, den Blumen, die Sträuße, jeder ein Unikat, individuell, dem Anlass entsprechend, von Silke John gebunden, sind den Kundenwünschen angepasst. Ihre selbst gemachten Marmeladen oder die eingelegten Gurken von Steffen John sind ein Renner. Regionale Produkte, wie zum Beispiel Andislebener Pfefferminztee, sind den beiden sehr wichtig. Kleine Präsente, liebevoll verpackt, vervollständigen das Angebot. Nicht nur Kunden aus dem eigenen Ort kaufen bei ihnen ein. Aus den umliegenden Dörfern, sogar aus Erfurt
kommen Kunden, um regionale Produkte mit sehr guter Qualität hier einzukaufen. Während sich Silke um die Belange des Lädchens kümmert, kümmert sich ihr Mann um 14 verschiedene Ortschaften, die – wie so viele andere Ortschaften – keine eigene Einkaufsmöglichkeit haben. Die Bewohner der Dörfer warten jede Woche sehr auf „ihren“Steffen. Das freundliche, unaufdringliche Auftreten von Silke und Steffen John kommt bei den
Kunden gut an. Im nächsten Jahr feiert das „Lädchen“sein 30-jähriges Bestehen.
Die Johns freuen sich, dass ihr Konzept aufgegangen ist. Für die Bewohner in Andisleben und Umgebung ist es ein Glück, dass es dieses „Lädchen“gibt. Das Vertrauen der Kundschaft spiegelt wider, dass die Ideen von Silke und Steffen John und deren Umsetzung genau den Wünschen ihrer Kunden entspricht.