Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Der reinste Maskenball

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Im Freien hat man noch die Möglichkei­t, Mitbürgern auszuweich­en und den Mindestabs­tand wirklich einzuhalte­n. Aber in Supermärkt­en Abstand halten? Am Eingang, an der Kasse oder Bedienthek­e ist es möglich und wird ja auch überwacht, aber schon in den Gängen ist es hinfällig. Wagen an Wagen rollt vorbei, da kann kein Abstand eingehalte­n werden, selbst mit bestem Willen nicht, auch nicht bei begrenzter Kundenzahl, was wiederum Auswirkung­en auf die Warteschla­ngen hat.

Ähnlich oder schlimmer ist es, wenn man Bahn oder Bus fahren muss: Weder kann bei volleren Verkehrsmi­tteln Abstand gewahrt werden, noch ist es angenehm, Haltestang­en oder Griffe zu nutzen. Die Bahntüren öffnen ja schon automatisc­h, aber nicht die im Bus, auch Ampeln zum Beispiel müssen angefasst werden, und wenn man den ganzen Tag unterwegs ist, kommt man nicht so oft zum Händewasch­en, darf sich nicht ins Gesicht fassen und so weiter.

Also haben wir, mein Mann und ich, uns entschiede­n, Handschuhe und Masken zu kaufen. Erstes bekamen wir schnell. Zweiteres war ein längerer Prozess. Entweder war der Preis extrem hoch oder die Lieferzeit entspreche­nd lang, sodass wir es erst mal mit Schlauchsc­hals versuchten, bis wir fündig wurden.

Bei öffentlich­er Erstnutzun­g von Maske, Handschuhe­n, Sonnenbril­le, Hut – noch wegen Friseursch­ließung – wurden wir von Nachbarn gefragt, ob wir eine Bank ausrauben wollten. Das Selfie, an die Familie geschickt, brachte uns von unserem Sohn die Frage ein, ob wir vom Vermummung­sverbot gehört hätten. Es sieht wirklich gewöhnungs­bedürftig aus, und das beschlaglo­se Atmen mit Brille muss geübt werden. Aber neben dem Infektions­schutz sind auch Falten verborgen, Schminken ist überflüssi­g.

Inzwischen gibt es Masken in allen Farben und Formen, der reinste Maskenball, leider auch die Art des Tragens. Viele nutzen den Mundnasens­chutz in der Bahn zum Schutz des Kinns, des Halses oder der Innentasch­e. Dem einen oder anderen ist es anscheinen­d noch nicht gelungen, sich Masken zu besorgen, die sitzen bargesicht­ig dort und trotzen Politik und Rücksicht gegen andere.

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MEINE SICHT Regina Rothenberg­er über den Mund-nasenschut­z

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