Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
Eine halbe Million Masken für Darfur
Wie ein Thüringer Projekt Frauen im Sudan mitten in der Corona-krise in Arbeit bringt und für Infektionsschutz sorgt
Im Sudan genügen schon umgerechnet 50 Euro, um im Schuldhaft zu landen. Sehr oft sind es mittellose allein erziehende Frauen, die deshalb immer wieder im Gefängnis sitzen. Um ihnen ein Einkommen zu ermöglichen, unterstützte der Thüringer Hilfsverein „Frauen für den Nahen Osten“die Einrichtung einer Nähwerkstatt in der
Hauptstadt Khartoum. Fast 10.000 Euro akquirieren die Akteurinnen dafür, neben Spenden stammen 6000 Euro aus einem Fond der Thüringer Staatskanzlei. Gelder, mit denen die Werkstatt der sudanesischen Partnerorganisation „Mahabba“im vergangenen Jahr mit Nähmaschinen und Einrichtung ausgestattet werden konnte.
Mitten in der Corona-krise erweist sich diese Investition in
Selbsthilfe aus Thüringen nun als doppelt segensreich. Ein in der Werkstatt genähter Prototyp einer Schutzmaske führte zu einem Großauftrag bei der sudanesischen Partnerorganisation: Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) bestellte eine halbe Million Schutzmasken, die für Menschen im Darfur bestimmt sind, erzählt Isabel Rößner vom Hilfsverein. Weitere internationale
Organisationen wie WHO und UNHCR hätten ebenfalls Interesse an Schutzmasken bekundet.
In einer wirtschaftlich extrem angespannten Situation bringt der Auftrag mehr als 200 mittellose Frauen in Lohn und Brot. Und er unterstützt den Infektionsschutz für Menschen in einer krisengeschüttelten Region, in der durch Bürgerkrieg und Vertreibung das Gesundheitssystem am Boden liegt, wo internationale Helfer jetzt vor einer Hungersnot warnen.
„Frauen für den Nahen Osten“wurde vor zwei Jahren in Erfurt gegründet. Die Akteurinnen kommen aus Palästina, Afghanistan, Syrien, dem Iran, dem Libanon, oder sie sind durch Beruf oder Familie mit der Region gut vernetzt. Im Focus stehen kleinere Projekte, die Frauen in der Region zu wirtschaftlicher Eigenständigkeit verhelfen sollen.