Thüringer Allgemeine (Nordhausen)
26 Kindergärten im Kreis verzichten auf das Wechselmodell
Noch freie Betreuungsplätze in Südharzer Einrichtungen. Unmut wegen der Elternbeiträge
26 von 46 Kindergärten verzichten im Landkreis Nordhausen auf das von der Landesregierung favorisierte Wechselmodell und bieten eine Betreuung für alle Kinder an, allerdings mit leicht verkürzten Öffnungszeiten. Darüber informierte Sabine Reich vom Fachbereich Jugend im Landratsamt auf der Sitzung des Jugendhilfeausschusses am Dienstag.
Von den insgesamt 4107 Plätzen könnten derzeit aufgrund der Hygienebestimmungen und der personellen Situation in den Kindertagesstätten nur 1777 Plätze angeboten werden. „Mit dem Stand von Ende Mai wurden davon 1490 Plätze genutzt“, berichtete Reich. Diese Zahl werde sich in dieser Woche erhöhen. Zudem werde es Gespräche mit den Trägern der Kindergärten geben, um zu sehen, ob die Kapazitäten ausgeweitet werden können.
Betreuung ist nun Angelegenheit der Kommunen
Ein Ausschussmitglied wollte wissen, wie es nach dem Start des Wechselmodells weiter gehen wird. „Wir sind als Jugendamt nur beratend tätig, denn die Aufgabe der Kinderbetreuung ist vom Land an die Kommunen übertragen worden. Daher obliegen die nächsten Schritte den Gemeinden“, bat Sozialdezernent Stefan Nüßle (CDU) um Verständnis, dass die Verwaltung hier wenig sagen könne. Es bleibe kompliziert, weil allein im Südharz derzeit 45 Erzieherstellen nicht besetzt werden können. Reich fügte hinzu, dass die Landesregierung weitere Lockerungen ab dem 15. Juni in Aussicht gestellt habe.
Eine große Unsicherheit herrscht nach wie vor bei der Frage nach der Erstattung der Elternbeiträge. „Meine Bitte ist, dass sich alle für das Erlassen der Beiträge einsetzen sollten“, sagte Andreas Weigel (SPD), der zugleich Geschäftsführer beim Träger Jugendsozialwerk ist. „Die Eltern empfinden es ungerecht, für Leistungen zahlen zu müssen, die gar nicht erbracht werden“, so Weigel. Das gelte auch für das Wechselmodell, wenn hier der volle Beitrag gezahlt werden müsse. Und die Träger hätten vom Land auch noch kein Geld gesehen. Wie es auch anders gehen kann, zeige das Beispiel Sachsen. Dort seien die Gelder vom Land schnell und unbürokratisch an Träger ausgezahlt worden.
„Wir Träger in Thüringen werden immer mehr zur Landessozialbank“, ärgert sich Weigel. So fehlten dem Jugendsozialwerk für den Betrieb der Kindergärten im Monat Mai Mittel in Höhe von knapp 300.000 Euro. Der Freistaat plane, die Elternbeiträge von Mitte März bis Ende Mai zu erlassen, machte Sozialdezernent Nüßle den Trägern etwas Hoffnung. „Wir müssen den Druck erhöhen“, fordert Weigel.
„Wir werden einen Brief an die Landesregierung aufsetzen, um ein klares Votum abzugeben“, stellte Ausschuss-vorsitzender Alexander Scharff (Linke) in Aussicht.