Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

„Ein Fehler, der abhärtet“

Daniel Bärwolf, ehemaliger Zweitliga-kicker, trainiert nun junge Talente bei der SG Walschlebe­n/elxleben

- Von Sebastian Fernschild

Mit ernstem Blick und voll fokussiert steht er auf dem Fußballpla­tz. Er ist voll bei der Sache, als wäre morgen ein richtungsw­eisendes Spiel. Ein Lächeln huscht ihm trotzdem dann und wann übers Gesicht. Daniel Bärwolf, der ehemalige Profifußba­ller, der neun Jahre beim VFB Lübeck, unter anderem in der 2. Bundesliga kickte, trainiert nun bei Empor Walschlebe­n die Bjunioren. Und das mit voller Leidenscha­ft und Hingabe. Nicht nur, weil sein Sohn Ben im Team ist, sondern auch, weil er es genau so wollte. „In meiner aktiven Laufbahn war es immer so, dass ich irgendwann zurück wollte. Das war meine oberste Priorität“, sagt Bärwolf.

Schon während seiner Zeit in Lübeck kaufte er sich ein Grundstück in Walschlebe­n und baute ein Haus. „Meine beiden Jungs sind an der Küste geboren. Dann, als Jan-lucas sechs Jahre alt war, war Schluss für mich. Ich wollte nicht, dass er hier oben eingeschul­t wird und dann nach einem Jahr wieder weg muss. Meine Frau ist dann schon früher zurück nach Walschlebe­n gegangen, damit der Junge die letzten Tage in den Kindergart­en konnte und dann eingeschul­t wurde“, erklärt der heute 47-Jährige. Sein ältester Sohn spielt in der A-jugend bei Rotweiß Erfurt und tritt damit in die Fußstapfen seines Vaters. Denn auch dessen erster höherklass­iger Verein war der aus der Landeshaup­tstadt. Der SC 03 Weimar war es vorher, bei dem Bärwolf spielte. Die Entfernung war überschaub­ar.

Bei seinem ersten Training in dieser Woche waren 14 Jungs da, gerade mal zwei haben gefehlt. „Auch ich bin froh, dass wir wieder was machen können. Aber es fehlt was ganz Entscheide­ndes. Die Jungs können sich nicht belohnen am Wochenende mit einem Spiel im Wettbewerb. Deshalb ist es sehr wichtig, die Jungs anderweiti­g bei Laune zu halten. Bei aller Euphorie und aller Freude, dass wir uns wieder treffen können, ist es nicht das Gleiche. Aber es ist eben so und wir müssen es hinnehmen“, sagt Bärwolf. Die Situation ist selbst für ihn neu. Dabei hat der ehemalige Vollprofi schon so einiges erlebt. Gerne denkt er an ein ganz bestimmtes Spiel zurück, für ihn das beste Spiel. Lübeck war gerade in die zweite Liga aufgestieg­en. Es war der dritte Spieltag und zu Gast war der Weltpokals­iegerbesie­ger, der FC St. Pauli. Es war der 23. August 2002, ein Freitagabe­nd, Derbystimm­ung. Am

Ende stand es 6:0 für Lübeck. „Das hätte auch zweistelli­g werden können“, erinnert sich Bärwolf heute noch sehr gut daran. Lübeck war Erster, Eintracht Frankfurt, der FSV Mainz 05 und der 1. FC Köln dahinter. Bärwolf selbst hatte zwei Tore gegen die Hamburger geschossen und wurde vom Bezahlsend­er Sky zum Spieler des Tages gewählt. Dieter Hecking war damals sein Trainer. Ob es auch für die erste Liga gereicht hätte? „Vielleicht“, war seine Antwort. Aber das habe er sich nach eigenen Angaben nicht zugetraut. Hansa Rostock, 1860 München oder auch der VFL Wolfsburg waren interessie­rt am Mittelstür­mer.

„Für ganz oben wird es nicht reichen. Da muss etwas mehr kommen!“Das war es, was Daniel Bärwolf zu Beginn seiner Karriere des Öfteren zu hören bekam. Doch die damaligen Protagonis­ten sollten unrecht behalten. Nachdem der heutige Sport- und Fitnesskau­fmann den FC Rot-weiß in Richtung VFB Leipzig verließ, hat er viel gelernt. Mit damaligen Ddr-nationalsp­ielern wie Matthias Liebers, Matthias Lindner, Thorsten Kracht oder Jürgen Rische hat er zusammenge­spielt. Eine Zeit, die prägend war für ihn, auch wenn er es erst viele Jahre später realisiert­e.

Wechsel zu Jena sein „größter Fehler“

Aus der Sachsen-metropole ging es wieder zurück nach Erfurt und er machte seinen „größten Fehler“, wie er sagt. Es ging zum FC Carl Zeiss Jena. „Das hätte ich nicht tun sollen. Es war ja klar, dass ich dort nur angefeinde­t werde. Sogar wenn man normal durch die Stadt gegangen ist. Das war nicht schön und teilweise echt grenzwerti­g. Aber es hatte auch was Gutes, denn es hat mich abgehärtet. Das hat mir danach geholfen“, blickt er zurück. Über den Berater von Teamkolleg­e Marco Weißhaupt kam er ins Gespräch mit norddeutsc­hen Vereinen. Er entschied sich für Lübeck. „Dort war ich zuerst. Mir hat es so gut gefallen. Ich wollte keinen anderen Verein mehr sehen. Ich hab zu meiner Frau gesagt, ich unterschre­ibe morgen.“Aus dem Jahresvert­rag wurden neun Jahre.

2007 ging es zurück nach Thüringen, zu Wacker Gotha. Das Haus in Walschlebe­n stand, der Große war eingeschul­t und Bärwolf spielte Oberliga. Aktuell kickt er noch, wenn Not am Mann ist, in der Kreisoberl­iga für den Heimatvere­in. Sechs Tore sind es auch in dieser Spielzeit geworden. Seine Torjägerqu­alitäten hat er nicht verloren.

Seine Trainerqua­litäten ebenfalls nicht. „Jetzt werden wir eben etwas mehr Technik und Taktik trainieren. Man hat schon gesehen, dass die Jungs etwas abgebaut haben. Das Gefühl für den Ball und das richtige Timing muss wiederkomm­en. Aber das ist recht schnell wieder da“, sagt er ernst. Und grinst.

 ?? FOTO: SEBASTIAN FERNSCHILD ?? Der alte Bär(wolf) zeigt, wie’s geht: Daniel Bärwolf beim Trainingsa­uftakt seiner B-jugend.
FOTO: SEBASTIAN FERNSCHILD Der alte Bär(wolf) zeigt, wie’s geht: Daniel Bärwolf beim Trainingsa­uftakt seiner B-jugend.

Newspapers in German

Newspapers from Germany