Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Gejagt von Fragen und Selbstzwei­feln

Theaterpre­miere von „Work harder“in Jena

- Von Ulrike Kern

Jena. Schade, dass es von der Wunderbaum-produktion „Work harder“im Theaterhau­s Jena vorerst nur drei Vorstellun­gen geben wird. Schon heute Abend, 20 Uhr, läuft die letzte. Dabei hätte es das Stück von und mit den vier Holländern Matijs Jansen, Wine Dierickx, Verona Verbakel und Danny Westerweel verdient, öfter gesehen zu werden, umkreist es doch genau jene Themen unserer Zeit und Gesellscha­ft, die wirklich alle betreffen: Erfolgsdru­ck, Selbstzwei­fel, Burnout, Versagensa­ngst.

Die Zuschauer im Jenaer Theaterhau­s sitzen mit ihren Kopfhörern diesmal mittendrin im Geschehen, sind direkt konfrontie­rt mit dem Leid und Leiden der vier Darsteller, die traurig-wahre Szenen 100 Minuten lang zu einem großen Ganzen zusammenfü­gen. Und immer wieder stellt sich die Frage, wofür die komplette Selbstaufg­abe, die Selbstzwei­fel, das Kleinmache­n und Ertragen von Mobbing, Sexismus und Lohngefäll­e?

Mit starken Bildern und tiefgründi­gen Monologen und Dialogen rüttelt „Work harder“auf und wirkt nach. Ergreifend ist das Kündigungs­schreiben von Matijs Jansen nach 19 Jahren im Job an sich selbst. Traurig, wie Wine Dierickx ihre Träume vom Architektu­rstudium verliert. Großartig, wie Danny Westerweel in goldenen Hotpants Queens „Under Pressure“performt. Und gespenstis­ch, wie Verona Verbakel ihren Kollegen mit unentwegte­m Fragen durch den Raum jagt.

Ein starkes Stück Theater von einem abermals beeindruck­enden Wunderbaum-ensemble.

Vorteil muss das ja haben, ich meine, außer dem arbeitsfre­ien Einkommen.

Übrigens wird dem deutschen Autofahrer durch eine anstehende Besitzstan­dsänderung vermutlich eine weitere Besitzstan­dswahrung gewährt. Die, sich auf der Autobahn sich so dämlich, so brutal zu bewegen wie er es mag. Denn erwartbar wird die FDP keine Lust auf Tempo 130 haben und ebenso erwartbar werden die Grünen keine Lust haben, das Ding deshalb platzen zu lassen Also werden wir weiter rasen.

Also werden wir weiter etwas nicht tun, was der Umwelt und der Gesundheit hilft ohne etwas zu kosten.

Einigkeit und Recht und Freiheit für die deutsche Autobahn. Aber an der Maas und an der Memel, an der Etsch und an den Belt, da sind sie schlauer.

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FOTO: FRED DEBROCK Danny Westerweel in dem Stück „Work harder“, eine Produktion von Wunderbaum

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