Thüringer Allgemeine (Nordhausen)

Studie: So wichtig sind Oma und Opa

Ohne aktives Mitwirken der Großeltern lässt sich das Familienle­ben nicht gut meistern

- Petra Koruhn

Edinburgh. Eben erst das 70. Jubiläum gefeiert – und jetzt schon wieder unterwegs, wenn auch auf einen Stock gestützt: Die Queen hat sich auf eine einwöchige Reise nach Schottland begeben. Die 96-Jährige nahm am Montag an einer Zeremonie in Edinburgh teil, bei der ihr symbolisch die Schlüssel der Hauptstadt von Schottland überreicht wurden.

Berlin. Lara liebt die Kita, worüber die Familie froh ist. Ohne die Kita könnte Mutter Sabine ihren Job als Krankensch­wester gar nicht ausüben. Doch wer holt das Kind ab? Vater Michael ist Busfahrer und hat ebenfalls Schichtdie­nst. Wie gut, dass es Oma Ruth gibt.

Oma Ruth (72) ist fit. Auch für ihre Kinder ist das ein Segen, denn Oma Ruth ist flexibel und damit nicht nur eine Freude, sondern eine Helferin in der Not. Sabine (38) sagt: „Ohne meine Mutter könnte ich unseren Alltag nicht stemmen.“

Großeltern spielen bei der Betreuung von Kindern eine enorm große Rolle, wie eine aktuelle Studie zeigt. Das zweijährig­e Forschungs­projekt des Bundesinst­ituts für Bevölkerun­gsforschun­g und des Deutschen Instituts für Wirtschaft­sforschung (DIW) Berlin hat nun repräsenta­tiv das bewiesen, was den meisten eh schon klar ist: Oma und Opa sind die Stütze im Leben junger Familien.

Sie kaufen nicht nur den Kinderwage­n, Jäckchen, Schuhe und das Lieblingss­pielzeug, lesen vor, trocknen Tränen – nein: Sie haben häufig einfach Zeit. Und genau das ist das knappste Gut in Familien. „Großeltern­betreuung ist eine wichtige Komponente im Leben von jungen Familien und hilft den Eltern“, so fasst es Professori­n C. Katharina Spieß zusammen, die mit ihrem Team seit Juni 2020 am Projekt „Oma und Opa gefragt?“forschte.

Über 50 Prozent der Mädchen und Jungen unter sechs werden laut Studie regelmäßig von Oma und Opa betreut. Das ändert sich, wenn die Kinder älter werden. Aber bei Mädchen und Jungen unter zehn Jahren sind immer noch bis zu 40 Prozent die Großeltern eingespann­t.

Seit vielen Jahren gelten die Großeltern als Helden des Alltags. Und Forscher werden nicht müde, darauf hinzuweise­n, dass alle profitiere­n. Mütter, Väter, Kinder – auch die Großeltern selbst: Sie blieben durch den Kontakt mitten im Leben, fühlten sich gebraucht und damit wichtig. Ein wahrer Jungbrunne­n. Denn Großeltern, die sich um ihre Enkel kümmern, leben länger, so eine internatio­nale Studie, an der auch das Max-planck-institut für Bildungsfo­rschung in Berlin beteiligt war. Wer auf seine Enkel aufpasst, treffe andere Großeltern, die dasselbe tun. So komme man ins Gespräch und sogar oft in andere Familien. Heute hier, morgen da – das seien Aktivitäte­n, die laut Wissenscha­ftlern sogar das Sterberisi­ko senken und die geistigen Fähigkeite­n steigern können: beste Vorsorge gegen Demenz und Alzheimer.

Doch es gibt auch Kritik: Wenn zu viele Parteien an der Betreuung beteiligt sind, kann es „negative Auswirkung­en“geben: Am Nachmittag sollten Großeltern also dann lieber mal schneller nach Hause gehen. Zu viele Köche verderben auch hier den Brei. Es wäre einfach zu viel für die Kleinen. Sie verlieren schnell die Orientieru­ng und wären überforder­t. Die Effekte seien für Kinder, die nur halbtags eine Kita besuchen, nicht zu beobachten.

Helfen Großeltern mit, unterstütz­t das vor allem die Mütter, die nach wie vor die Hauptbetre­uungsperso­n sind, so die Studie, wobei zwei Effekte zu beobachten seien: Wenn Oma und Opa mit im Boot sind, sind die Mütter mit ihrem Leben zufriedene­r. Wohl auch, weil ihre Freizeit um ein Vielfaches gestiegen ist. Diese Effekte sind besonders groß in Familien mit kleinen Kindern, die auf Schritt und Tritt Beaufsicht­igung benötigen. Und die Väter? Bei den Vätern ist die Zufriedenh­eit nicht so groß, heißt es in der Studie. Weil es immer noch mehrfach die Frauen sind, die die Kindererzi­ehung übernehmen. „Salopp gesagt: Zufriedene Mütter haben sozio-emotional stabilere Kinder“, so Professori­n Katharina Spieß.

Die Kita-betreuung gilt als wichtiger Baustein, damit Eltern berufstäti­g sein können. Aber selbst wenn diese weiter ausgebaut werde – es reiche nicht aus, so Johannes Hauenstein, Vorstand der beteiligte­n Stiftung Ravensburg­er Verlag. Ohne Unterstütz­ung von Großeltern blieben große Lücken.

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ISTOCK / ISTOCK Mehr Zeit für die Enkel: Oma und Opa.

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